Startseite | Impressum | Zeitung | Beiheft | Archiv nach Autoren | Archiv nach Rubriken








Zeitung << 2/2003 << Leben für das Gelbe Trikot


Leben für das Gelbe Trikot
Der Fahrradfahrer Jan Ullrich

Autor: László Bereczki

Das Gelbe Trikot ist im Radsportleben am berühmtesten. Es gibt viele Fahrradfahrer, die das ganze Jahr für dieses Trikot trainieren. Auch Jan Ullrich bereitete sich jahrelang auf die französische Rundfahrt vor. Seine Geschichte ist im Leben der Tour sehr interessant. Derjenige, der die Tour de France gewinnt, kann das Gelbe Trikot tragen. Ullrich hatte einmal das Trikot, und fünfmal war er Zweiter. Seit 1995 ist er Profi, aber er hatte auch viele andere Erfolge.

1993

Weltmeister der Amateure (Straße) in Oslo (Norwegen) als jüngster Amateur aller Zeiten.

1994

3. Platz im Einzel-Zeitfahren WM Sizilien28. im Straßenfahren WM auf Sizilien

1995

Profi-Vertrag beim Team Telekom

1996

Tour de Fance (1. Teilnahme)Platz 2 in der Gesamtwertung hinter Teamkollege Bjarne Riis

1997

Sieger der Tour de France1. der 10. Etappe1. der 12. Etappeab der 10. Etappe im Gelben TrikotDeutscher Meister im StraßenfahrenVelo d'Or (von "Velo" als weltbester Radsportler 1997)

1998

2. Platz bei der Tour de France

1999

Weltmeister im ZeitfahrenGesamtsieg bei der Spanien-Rundfahrt

2000

2. Platz der Tour de Francehinter Lance ArmstrongGold im Straßenrennen und Silber im Zeitfahren der Olympischen Spiele in Sydney

2001

2. der Tour de Francehinter Lance Armstrong (USA)Weltmeister im Zeitfahren

2003

2. Platz bei der Tour de France hinter Lance Armstrong


Meiner Meinung nach ist Jan Ullrich der beste Fahrer auf der Welt. Er war schon Fahrradfahrer des Jahres und gewann die Tour mit 23 Jahren. Sein Radsportlerleben fängt aber schon früher an. Die Trainer merkten ganz früh, dass er kein alltäglicher Sportler werden würde. Seine Ergebnisse waren vor dem Profileben denkwürdig und interessant:

1987

DDR-Schülermeister mit dem Bahnvierer

1988

DDR-Jugendmeister (Straße)

1990

DDR-Jugendmeister (Punktefahren)

1991

Deutscher Juniorenmeister


1995 bekam er ein Angebot und unterschrieb einen Vertrag bei Team Telekom. Im größten deutschen Rennstahl entwickelte er sich weiter als Profi. Damals hatten viele die Hoffnung, dass er große Wettkämpfe gewinnen würde. Besonders die Tour de France war bedeutungsvoll. Die Tour ist am wichtigsten im Radsport: 2003 war sie hundert Jahre alt. Sie dauert 21 Tage lang und ist die schwerste unter allen Touren. Es ist ein Traum aller Rennfahrer, die Tour de France zu gewinnen. Ullrich widmet das ganze Jahr der Vorbereitung auf den Kampf gegen die Uhr in Frankreich. 1996 war er noch Wasserträger seines Teamchefs Bjarne Riis, der die Tour gewann. Ullrich wurde zum ersten Mal zweiter. In der Mannschaft gibt es acht Wasserträger, die dem Kapitän helfen. Diese acht Männer geben dem Chef das Wasser oder das Essen, wenn er Durst oder Hunger hat. Am wichtigsten ist aber der Windschatten. Der Kapitän fährt immer hinter seinen Teamkollegen. 1997 war das Jahr des Teams Telekom. Die Gegner von Ullrich sahen immer sein Hinterrad. Mit großem Vorsprung trug er das Trikot. Es war ein Wunder: Jan war erst 23! Die Journalisten meinten in ihm den Nachfolger von Edie Merxx, dem besten Fahrer aller Zeiten, zu sehen. Aber im Team gab es noch ein anderes Trikot: das grüne. Erik Zabel war der schnellste Sprinter. 1998 schaffte er es nicht. Marko Pantani war in den Bergen stärker, und Jan wurde schon wieder zweiter. Im darauffolgenden Jahr konnte er wegen einer Verletzung nicht mitfahren. In Spanien gewann er aber die Vuelta (ähnlich wie Tour de France) und wurde im Oktober Weltmeister. In Frankreich trug Lance Amstrong das Trikot. Man konnte schon vermuten, dass 2000 ein sehr interessantes Jahr werden würde. Im nächsten Jahr sah Jan nur das Trikot, Lance gewann. Aber in Sydney (Olympische Spiele) holte Ullrich fast beide Goldmedaillen (Gold im Straßenrennen und Silber im Zeitfahren). Er war schon zum dritten Mal hinter dem Ersten! Mit der Vorbereitung fing er früher an: Schon ab Dezember trainierte er und nahm in Italien an dem Giro (Rundfahrt) teil. Die Fans hatten die Hoffnung, dass „Ulle” 2001 schneller fahren könnte. Aber Amstrong bewies, dass er unschlagbar ist. Zum vierten Mal musste Jan mit der Nummer zwei zufrieden sein. Er ließ den Kopf nicht hängen: In Portugal wurde er Weltmeister.
2002 – das Jahr der Krise. Ullrich begann mit dem Training noch früher, im November 2001. Er hatte aber plötzlich Knieschmerzen und musste mehrmals operiert werden. Das half aber gar nichts, und Jan sagte die Tour ab. Er wollte lieber in Spanien die Vuelta gewinnen. Im Frühling passierten aber viele schlimme Sachen. Alkohol- und Dopingaffäre (es war kein Doping, sondern Amphetamin). Mit Alkohol fuhr er mit dem Auto und verursachte einen Unfall. Im Mai nahm er in einer Diskothek zwei Pillen Amphetamin, und wurde erwischt. Bis Frühling 2003 durfte er nicht fahren, der Fahrradverein verbot ihm ein Jahr lang jedes Rennen. Ende des Jahres bekam er ein Angebot vom Team Coast. Ullrich unterschrieb den Vertrag mit Coast und verließ das Team Telekom. War das ein Neuanfang? Lance Amstrong fand diesen Teamwechsel keine gute Idee: Coast sei nicht genug für Jan.
Anfang 2003 war Jan aushungert und motiviert. Zum Beispiel holte er den Sieg in Köln (Rund um Köln). Aber Schwierigkeiten kamen mit dem Team Coast: Sie konnten die Stars nicht bezahlen. Vor der Tour de France wurde ein neues Team gegründet, Team Bianchi, und als Kapitän fuhr Ullrich wieder mit Lance. So interessant war es noch nie! Zwischen Ullrich und Amstrong gab es nicht mehr als eine Minute Unterschied. Er konnte fast gewinnen. Er war wieder enttäuscht, und wollte mit seiner Karriere aufhören. Vielleicht kann man das verstehen: Schon zum fünften Mal! Im Oktober bekam er wieder ein Angebot vom Team Telekom und fuhr in der besonderen Farbe Rosa von Telekom. Er fing mit der Vorbereitung am 1. November an. Jan, ich wünsche Dir viel Erfolg und das berühmte Trikot!

Internet: www.radsport-news.de, www.janullrich.de