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Zeitung << 1/2003 << Jenseits der Theiß


Jenseits der Theiß
Das Móra-Ferenc-Wohnheim

Autorin: Dorottya Csernai

Das Wohnheim Móra war das erste Studentenheim in Újszeged. Es wurde in den 70er Jahren eröffnet. In den ersten Jahren wohnten nur Mädchen im Gebäude, dann kamen provisorisch Jungen, die dann schließlich hier blieben. So wurde es koedukativ. Die Gesamtzahl der Bewohner und Bewohnerinnen beträgt 370. Zwei Drittel der Studenten und Studentinnen studieren an der Philosophischen Fakultät der Universität Szeged. Die Zahl der Germanistikstudenten war immer groß, heute sind es dreißig.

Das Wohnheim wird von Ágnes Erdélyi geleitet, die auch die Leiterin des Grand Cafés ist. Attila Kovács ist der Wohnheimlehrer. Bei der Verwirklichung der verschiedensten Aufgaben hilft ihnen ein neunköpfiger sogenannter Studentenwohnheimsrat.
Das Móra ist berühmt für seine fachlichen Veranstaltungen. Woche für Woche besuchen uns namhafte Referenten. Um nur einige zu nennen: Gyula Kristó, ehemahliger Rektor der Uni Szeged, später Dekan, im Jahre 1998 Ehrenbürger der Stadt Szeged. István Raskó, Molekulargenetiker, István Fried, Professor für Literaturwissenschaften an der Uni. An diesen Vorlesungen, mit meist historischen und literarischen Themen, nehmen regelmäßig auch Studenten teil, die nicht im Wohnheim wohnen.
Wir haben viele traditionelle Veranstaltungen. Die Reihe fängt schon im August mit der Fuchsentaufe an. Diese Vergnügungsveranstaltung dauert fünf Tage, wo Spiele sowie Talent- und Sportwettbewerbe für die zukünftigen Studienanfänger veranstaltet werden. Im Herbst organisieren wir ermäßigte Ausflüge nach Krakau, Prag oder nach Siebenbürgen. Im Dezember kommt natürlich der Nikolaus. Zu Weihnachten gibt der Wohnheimchor ein Konzert und unsere Laienschauspieler führen ein neues Stück auf. Im Februar ist Fasching, natürlich mit Krapfen. Im März wird ein Talentwettbewerb veranstaltet. Im April haben wir Morgilla, was unser eigenes Fest ist und drei Tage lang dauert, mit Katzenjammer vier.
Wir haben eine besondere Tradition mit dem Nachbarwohnheim Hermann gemeinsam. Das ist das ’Vilmázás’. (vgl. auch GeMa 1/2002). In der Prüfungszeit schreien die Jungen um Mitternacht aus dem Hermann: ’Vilma’ und die Mädchen unseres Wohnheimes aus den Fenstern der Duschräume (oder wo man eben Platz kriegt): ’En-gedj-be!’ (= Lass mich hinein). Was hat das für einen Sinn? Ich persönlich, kann alle meine Spannungen dadurch total loswerden. Und das tut einem vor einer Prüfung sehr gut.
Die Bibliothek verfügt über beinahe 8000 Dokumente, der Lesesaal über 20 verschiedene Zeitschriften. Das Filmarchiv des Wohnheims ist eine der größten Filmsammlungen der Stadt. Die Mitglieder des Filmklubs stellen von Zeit zu Zeit bestimmte Autoren, Regisseure und verschiedene Themen vor. Das Wohnheim hat auch einen eigenen Rundfunk, den man zweimal in der Woche hören kann. Seit kurzer Zeit werden Musikgruppen von verschiedenen Nationen vorgestellt, wie zum Beispiel englische, finnische, französische und natürlich auch deutsche Gruppen.
Das Wohnheim hat auch einen zum Studium unerlässlichen Internetanschluss. Jedes Zimmer hat fünf Anschlussmöglichkeiten an das Internet und das alles umsonst. Die Modernisierung und die Erweiterung des Netzwerks stehen immer auf der Tagesordnung. Das Wohnheim hat von Anfang an eine eigene Zeitung (Móra Nyúz). In der Zeitung erscheinen Artikel über unser Leben im Studentenwohnheim und über die Veranstaltungen. Die Direktorin hat immer ein paar nette Worte an die Bewohner in der Zeitung. Es gibt Interviews mit Bewohnern und Bewohnerinnen mit ausgezeichneter Leistung. Die dichterisch Begabten können ihre Gedichte in der Zeitung publizieren. Sogar Ausschreibungen, Rätsel und Kochrezepte erscheinen in der Móra Nyúz. Wir haben auch einen Chor und eine Laienspielgruppe sowie eine Hallenfußballmannschaft, die immer erfolgreicher wird. Die Bewohner kennen sich gut, so empfängt die Besucher immer eine familiäre Atmosphäre.

Adresse:
Móra Ferenc Kollégium, 6726 Szeged, Közép fasor 31-33.
Telefon: 06-62/544-101
Webseite: www.mora.u-szeged.hu
E-Mail: info@mora.u-szeged.hu
Wohnheimdirektorin: Ágnes Erdélyi

Dániel Pap wohnt seit Jahren im Móra. Er studiert Germanistik, Englisch und Hungarologie. Seit 5 Jahren wohnst du hier. Wie fühlst du dich jetzt, nach so vielen Jahren im Wohnheim? Dani: Ich wohne hier gern, ich habe mich schon daran gewöhnt mit so vielen Leuten zusammen zu wohnen. Natürlich hat das auch Nachteile. Zum Beispiel kann ich nicht immer allein sein, wenn ich es brauchen würde, aber es gibt mehr Vorteile. Ich habe viele Freunde hier, wir machen oft Partys. Was das Studium betrifft, hat man es hier leicht. Besonders, weil in diesem Wohnheim besonders viele Germanistikstudenten wohnen.
Welche Vorteile hat es hier zu wohnen?
Der Austausch von Skripten geht z.B. sehr schnell, und auch in der Prüfungszeit kann die Informationsvermittlung sehr nützlich sein. Auch das Internet muss erwähnt werden. Es hilft uns unheimlich viel beim Studium.

Boglárka Rácz ist im ersten Studienjahr und studiert Germanistik.
Welche Erwartungen hattest du an ein Studentenwohnheim, als du einzogst?
Bogi: Ich sehnte mich nach einem aktiven Gemeinschaftsleben, das ich hier auch gefunden habe. Jetzt stehen wir z.B. vor dem Morgilla, was drei Tage Wettkampf, Lachen und Party bedeutet.
Mit wem wohnst du zusammen und wie sieht deine kleine Residenz aus?
Ich wohne direkt mit drei Mädchen zusammen, die alle etwas anderes studieren als ich, aber das finde ich gut, weil es im Wohnheim genug Germanistikstudentinnen gibt. Die eine Mitbewohnerin studiert zum Beispiel Archäologie und sie kann mir sehr interessante Sachen erzählen. Ich habe ein sehr bequemes Bett und daneben einen kleinen Schrank. Zwei kleine Zimmer werden durch ein Wohnzimmer und ein Lernzimmer (oder auch Küche genannt) verbunden. Da findet man Tische, Stühle, einen Kühlschrank, in manchen Zimmern auch einen Computer. Unser Zimmer finde ich ganz gemütlich. Ich komme am Ende des Tages gern hierher zurück.
Kannst du in diesem Raum lernen?
Nein, hier ist das unvorstellbar. Ich müsste dazu auf einmal taub und blind sein. Zum Lernen gehe ich in das Lernzimmer. Da hat man mehr Ruhe.