|
Zeitung << 1/2003 << Filmtipp 2
Filmtipp 2
Oscar für Deutschland
Autorin: Viktória Molnár
Die Freude und der Stolz kann nun in der deutschen Filmindustrie wirklich riesig sein. Der wunderschöne Film von Caroline Links, Nirgendwo in Afrika holte 2003, nach vierundzwanzig oscarlosen Jahren, den Oscar in der Kategorie “bester fremdsprachlicher Film”. Der Oscar (Academy award) ist der Preis der Amerikanischen Filmakademie (Academy of Motion Picture, Arts and Sciences), der Jahr für Jahr in vierundzwanzig Kategorien vergeben wird. 1929 war das erste Jahr, in dem der Oscar in damals noch drei Kategorien (der beste Film von 1927-1928, die beste Darstellerin und der beste Darsteller) verliehen wurde. Die Kategorie “bester fremdsprachlicher Film” wurde 1947 zum ersten Mal eingeführt. In diesen Anfangsjahren wurde meistens nur ein (japanischer) Film nominiert und die Kategorie manchmal auch ausgesetzt. Ab 1956 wurde sie regelmäßig, und den Preis erhielt, schon aus mehreren Filmen ausgewählt, wirklich der beste Film. Der deutsche Film Nachts, wenn der Teufel kam wurde schon 1957 nominiert, aber einem deutschen Film gelang es erst 1979 den Oscar zu bekommen. Den ersten Oscar aus dem deutschsprachigen Raum holte Die Blechtrommel (BRD), der ein Schweizer Film, La diagonde du fou (Duell ohne Gnade) im Jahre 1984 folgte. 1990 erhielten die Schweizer für den Film Reise der Hoffnung ihren zweiten Oscar. Auch ein ungarischer Film hat einen deutschsprachigen und zwar einen österreichischen Bezug: In Mephisto (Regie: István Szabó), der 1981 den Oscar erhielt, wurde die Hauptrolle von dem berühmten österreichischen Schauspieler Klaus Maria Brandauer gespielt.
Die Oscar-Gala wird jedes Jahr im März veranstaltet. Die vergoldete Statue, das Symbol des Oscars, die von Cedric Gibbons entworfen und von George Stanley modelliert wurde, wird im Rahmen der niveauvollsten Veranstaltung der Filmwelt verliehen. Wer an dem Tag eine von den Statuen erhält, bekommt damit die größte Ehre seines Berufs und bessere Chancen in der Filmindustrie. Der Preis hat einen riesigen Einfluss auch auf viele Zuschauer, die ins Kino gehen und aus dem Angebot wählen. Um aber richtig beurteilen zu können, ob ein Film wirklich gut ist oder nicht, müssen wir uns den Film natürlich anschauen. Damit hat der Oscar ein Ziel schon erreicht, weil die Filme, die mit ihm ausgezeichnet werden, die Mehrheit des Publikums in die Kinos locken. Ob uns diese Filme gut gefallen oder nicht, hängt jedoch nicht von der Zahl der Oscars ab. Es ist Geschmackssache.
Filmtipps zu den deutschsprachigen Oscar-Preisträgern
Reise der Hoffnung
Schweiz, Italien, Deutschland
Regie: Xavier Koller - Darsteller: Necmettin Cobanoglu (Hydar, der Vater), Nur Sürer (Meryem, die Mutter), Dietmar Schönherr (Massimo, der Bergführer), Mathias Gnädinger (Ramser), Yaman Okay.
Zusammen mit Mehmet Ali, dem aufgewecktesten seiner 7 Kinder, tritt das kurdische Ehepaar Haydar und Meryem in einem kleinen Dorf in der Türkei die Reise an, die sie aus der armen Heimat in die reiche Schweiz führen soll. Als die Einreise an der Grenze scheitert, fällt Haydar in Mailand Schleppern in die Hände. Beim nächtlichen Grenzübertritt am Splügenpass wird die Familie auseinander gerissen, am folgenden Morgen stirbt der 7-jährige Sohn erschöpft in den Armen des Vaters. Die Reise der Hoffnung wird zum Kampf ums Überleben.
Duell ohne Gnade
Schweiz, Frankreich, Deutschland
Regie: Richard Dembo - Darsteller: Michel Piccoli (Akiva Liebskind), Alexandre Arbatt (Pavijus Fromm), Liv Ullman (Fromms Frau), Pierre Vial (Anton Heller).
Es ist mehr als ein Spiel, als sich die Schachgroßmeister Akiva Liebskind und Pavijus Fromm in Genf zur Schach-Weltmeisterschaft treffen. Es ist ein Klassenkampf: Beide stammen aus der ehemaligen Sowjetunion - aber während der amtierende Weltmeister Liebskind brav “zu Hause” geblieben ist, ist Fromm vor Jahren ins westliche Exil geflohen. Seine Frau Marina wird seitdem von den russischen Behörden festgehalten. Für beide Seiten ist es also eine Prestigesache, diesen Wettkampf zu gewinnen.
Liebskind hat allerdings mit Problemen zu kämpfen: Wenige Wochen zuvor hat er einen Herzinfarkt erlitten und der behandelnde Arzt Anton Heller durfte nicht mit nach Genf reisen, da nach Meinung der Behörden Fluchtgefahr besteht. Für Fromm, der als Kind einmal ein Simultanmatch gegen Liebskind gewann, ist es ein Lebenstraum, gegen ihn zu gewinnen. Dafür setzen beide Seiten auch auf psychologische Tricks: Liebskind weigert sich prinzipiell, dem “Klassenfeind” bei der Begrüßung die Hand zu geben. Im Gegenzug lässt From seinen Gegner am Anfang jeder Partie warten und erscheint, wenn er “schwarz” hat, erst lange, nachdem Liebskind seinen ersten Zug gemacht hat. Die ersten Partien enden knapp und die WM scheint auf des Messers Schneide zu stehen.
Die Blechtrommel
Regie: Volker Schlöndorff - Buch: Jean-Claude Carrière, Volker Schlöndorff, Franz Seitz und Günter Grass, nach dem gleichnamigen Roman (1959) von Günter Grass - Darsteller: David Bennent, Mario Adorf, Angela Winkler, Daniel Olbrychinski, Katharina Thalbach, Charles Aznavour.
Anfang der zwanziger Jahre wird Oskar als mutmaßlicher Sohn Alfred Matzeraths in Danzig geboren. Im Alter von drei Jahren beschließt er nach einem Sturz von einer Kellertreppe, sein Wachstum aus Protest gegen die unzulängliche Welt der Erwachsenen einzustellen. Mit einer Blechtrommel verleiht er seinen Gefühlen Ausdruck. Alle Versuche sie ihm wegzunehmen, scheitern an Oskars “destruktivem Stimmorgan”, das selbst Glas zerspringen lässt. Mit Interesse verfolgt das “ewige Kind” den Aufstieg der Nazis und das Verhältnis seiner Mutter zu dem Polen Jan, der vielleicht sein Vater ist. Im Lauf der Jahre wird Oskar, direkt oder indirekt, beinahe allen Menschen seiner Umgebung zum Verhängnis: seine Mutter und der jüdische Spielwarenhändler begehen Selbstmord, Jan wird bei Kriegsausbruch erschossen, Alfreds junge Geliebte bringt ein Kind Oskars zur Welt, Alfred selbst wird von seinem Sohn an die Russen ausgeliefert. Nachdem Oskar als Mitglied eines Liliputaner-Fronttheaters den Krieg überlebt hat, beschließt er wieder zu wachsen.
Nirgendwo in Afrika
Regie: Caroline Links – Vorlage: Stefanie Zweig (Nirgendwo in Afrika) - Darsteller: Juliane Köhler, Merab Ninidze, Matthias Habich, Side Onyulo, Karoline Eckertz, Lea Kurka, Gerd Heinz, Hildegard Schmal, Maritta Horwath, Regine Zimmermann.
Die jüdische Familie Redlich emigriert 1938 nach Kenia, wo der Anwalt Walter Redlich als Verwalter auf einer Farm arbeitet. Während Ehefrau Jettel, Tochter aus gutbürgerlichem Haus, sich nur schwer an das neue Leben gewöhnt, blüht ihre einst schüchterne Tochter Regina förmlich auf. Sie lernt die Sprache und Gebräuche und findet im einheimischen Koch Owuor einen guten Freund. Doch der Verlust von Heimat und Verwandten und die Sprachlosigkeit darüber bedroht die Ehe von Jettel und Walter, und sie finden nur ganz langsam wieder zueinander. Als der Krieg endlich zu Ende ist, wird Walter eine Anstellung als Richter in Frankfurt angeboten. Aber nach all den Jahren, in denen sie das Leben in Kenia schätzen gelernt haben, ist es fraglich, ob Jettel und Regina ihn zurück nach Deutschland begleiten.
|
Internet
www.cyberkino.de
|
|