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Zeitung << 1/2003 << Erich Fried: Herz der herzlosen Welt


Erich Fried: Herz der herzlosen Welt
Zweisprachige Präsentation und Lesung

Autorin: Anita Fekete

Im Rahmen der Österreich-Tage in Szeged wurde am 6. Mai eine interessante zweisprachige Lesung im Vortragssaal des Pädagogischen Instituts des Komitates Csongrád organisiert. Nach dem Titel wusste ich noch gar nicht, worum es sich hier genauer handeln wird. Der Autor war mir leider unbekannt, deshalb entschied ich mich zu recherchieren.

Erich Fried wurde am 6. Mai 1921 in Wien geboren. Er begann früh zu schreiben. Sein Vater wurde von der Gestapo ermordet, daraufhin floh Fried nach London, von wo aus er seiner Mutter und 70 anderen Personen zur Flucht verhalf. Nach dem Krieg wurde Fried Mitarbeiter an zahlreichen neugegründeten Zeitschriften, später Kommentator deutschsprachiger Sendungen bei der BBC. Diese Position gab er 1968 wegen der unveränderten Kalten-Krieg-Position der BBC auf. Er machte sich mit verschiedenen Gedichtbänden, seinem einzigen Roman (“Ein Soldat und ein Mädchen” 1960) und Übersetzungen (u.a. übersetzte er fast die kompletten Werke Shakespeares) einen Namen. Er geriet aber auch oft in Konflikt mit der öffentlichen  Meinung, wenn er offen und kritisch politisierte, was sich auch in vielen seiner Gedichte wiederspiegelt. Erst gegen Ende seines Lebens wurde ihm die verdiente Anerkennung in Form von Auszeichnungen wie dem Bremer Literaturpreis, dem Österreichischen Staatspreis und dem Georg-Büchner-Preis zuteil. Erich Fried starb nach langer und schwerer Krankheit am 22. November 1988 und wurde auf dem Kensal Green in London beerdigt.

Die Lebensbetrachtung und die Gefühle von Fried waren sehr leicht durch seine Werke, die in der Präsentation vorgetragen wurden, zu erkennen. Die Musikbegleitung machte das alles noch viel lebendiger. Zwei Vorleser und zwei Musiker wurden eingeladen. Die Werke von Erich Fried wurden einerseits auf Deutsch (von Mag. Clemens Prinz), andererseits auf Ungarisch (von Péter Tarján) vorgetragen, und die Texte wurden mit Lauten, Maultrommel (von Dániel Szilágyi) und mit Flöte (von János Ringhofer) begleitet. Die Musik, die bei jeder Gedankeneinheit des Textes ertönte, schuf eine merkwürdige Stimmung und gab der Lesung einen Rhythmus. Das Werk und die Übersetzung waren in Frage-Antwort-Form vorgetragen. Die Gedichte behandelten den Sinn des Lebens, die Verzweiflung, die Hoffnung, das Leben im Jenseits, die Suche nach Glück, Liebe und Freiheit. Es wurden Fragen gestellt, die zum Denken anregten und deren Thema nicht nur den Autor, sondern auch die Leser und die Hörer beschäftigen und beeindrucken konnten. Die Texte sind voll mit Wortspielen und eigenartigen Ausdrücken, die die Präsentation noch interessanter machten. Die Veranstaltung war sehr amüsant und interessant, da ich einen für mich unbekannten Autor kennen lernen konnte.