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Zeitung << 1/2003 << Kann man in einem Seminar neue Dimensionen eröffnen?


Kann man in einem Seminar neue Dimensionen eröffnen?
Erlebnisse in einem Seminar 1

Autorin: Dorottya Csernai

Ein merkwürdiges Datum: 21. August 2002. Ort: Gyula. Raum: bei der Freundin, oben, in der zweiten Etage. Weiteres: vor dem Computer mit Glotzaugen, schwitzende Hand auf der Maus.
Der Countdown läuft seit zehn Tagen, die Plätze schwinden, das Angebot ist groß und doch klein. Suche, Klick, Kursbelegung, Abstimmung, alles in Ordnung. Nachprüfung. Der Stundenplan ist endlich fertig. Mehrere Vorlesungen und ein Seminar mit einem mysteriösen, geheimnisvollen Titel: Ich-ein anderer. Seminarleiter: Attila Bombitz. Die Neugierde erwacht sofort. Brennende Neugier bis 9. September.
Heute ist der 4. März. Prüfungen bestanden, Wintersemester abgeschlossen mit brausenden Erlebnissen. Was ist in diesem Seminar wirklich abgelaufen? Worum ging es? Worüber diskutierten wir? Was haben wir gelesen? Fangen wir, ausnahmsweise, von hinten an. Wir haben Bücher von Adalbert von Chamisso (Peter Schlemihls wundersame Geschichte), von E.T.A Hoffmann (Der Sandmann, Der Goldne Topf, Die Geschichte vom verlornen Spiegelbilde) und von Josef Freiherr von Eichendorf (Das Marmorbild) gelesen. Unter der Pflichtlektüre war noch Heinrich von Kleist (Das Erdbeben in Chili, Der Findling) und Ludwig Tieck (Der blonde Eckbert, Der Runenberg). Die Leseliste war also lang.
Die Gesamtzahl der Seminarteilnehmer war zirka neunzehn, manchmal mehr, manchmal weniger, wie es üblich ist. Nicht viel, aber auch nicht wenig. Jeder (?) las die Texte zu Hause. Texte, die überhaupt nicht alltäglich waren. Einer hielt ein Kurzreferat über den Text. Dann ging es los. Manchmal auch nicht. Stillschweigen. Aber die Gedanken klapperten in den Schädeln. Wenn jemand etwas zu sagen hatte, sagte es. Wenn keiner, dann kamen Fragen von Attila.
Gesprächsthema war hauptsächlich die Persönlichkeitsanalyse. Analyse von Figuren, die nicht in die normale Welt passen, die völlig anders sind als die anderen. Aber wer ist jetzt anders? Die Welt: ein anderes Problem. Welche Welt? Gibt es also mehrere? Wenn ja, wie viele? Und in welcher Welt leben wir, Menschen? Wer sind wir Menschen? Was ist Seele? Weitere solche Fragen tauchten mit der Zeit auf, immer mehr Fragen.
In diesem Seminar machten sich Denkweisen breit, die sich in diesen Richtungen bewegen. Wenn jemand hier schon ein wenig Fantasie hatte, konnte er sich an der Diskussion beteiligen.
Was hat man von diesem Seminar? Logische, folgerichtige Denkart und Tiefsinnigkeit. Mich zog es manchmal in eine andere Welt – weil es nämlich mehrere gibt. Suche nach ähnlichen Seminaren! Es lohnt sich!