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Zeitung << 1/2003 << Dolmetschen, aber wie?


Dolmetschen, aber wie?
Erfahrungen eines Dolmetschers

Autor: Andor Hajdú

Um ein guter und erfolgreicher Dolmetscher zu werden, muss man viele Aspekte berücksichtigen, die nicht jedem selbstverständlich sind. Folgende Gedanken stammen aus der 30-jährigen Erfahrung meines Vaters, der es geschafft hat, ein viel beschäftigter und zuverlässiger Dolmetscher und Fachübersetzer zu werden. Eine geringe Bekanntschaft habe ich mit diesem Bereich auch schon gemacht, sowohl beim Dolmetschen als auch bei der Übersetzung. Ich habe oft meinem Vater geholfen, als er zu viel Arbeit hatte.

Wie soll ein guter Dolmetscher sein?
Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ein guter Fachmann wird man nicht in der Schule. Die Schule dient nur als ein Fundament, um sich die erforderlichen Sprachkenntnisse anzueignen. Das allein reicht aber nicht! Ein Dolmetscher muss seine Primärsprache viel besser beherrschen als ein durchschnittlicher Sprachlehrer im Gymnasium. Man muss sich weiterbilden und üben. Es muss ein großer Wortschatz aufgebaut werden, das ist einer der wichtigsten Punkte. Äußerst vorteilhaft ist das Beherrschen mehrerer Sprachen. Neben der Primärsprache (in unserem Fall das Deutsche) ist mindestens eine Sekundärsprache erforderlich. Das Englische sowieso, und zusätzlich eine der anderen großen europäischen Sprachen. Diese Sprache(n) sollte man mindestens auf Mittelstufenniveau beherrschen können. Die englische Sprache ist auch deshalb nützlich, weil im Deutschen viele englische Ausdrücke gebraucht werden. Neben dem allgemeinen Wortschatz muss je nach Fachgebiet ein Fachwortschatz erlernt werden. Im besten Fall sind einem Dolmetscher mehrere Fachgebiete und deren Wortschatz bekannt. Die meistgesuchten Fachgebiete sind heutzutage Wirtschaft, Technik, Informatik und Rechtswesen. Das letzte Gebiet ist auch wegen der EU-Erweiterung sehr aktuell. Wichtig ist noch die Konzentrationsfähigkeit. Die Fähigkeit stundenlang aufzupassen und den Inhalt korrekt in der anderen Sprache wiederzugeben ist nicht angeboren. Das ist auch eine Frage der Übung.

Wie wird man erfolgreich?
Es gibt keine Garantie erfolgreich zu werden. Man muss gut sein und einen guten Geschäftssinn haben, um gegen die Konkurrenten anzukommen. Mein Vater hat mir dazu Folgendes gesagt: „Man ist am erfolgreichsten, wenn man selbstständig ist, oder ein eigenes Dolmetscher- und Übersetzungsbüro aufmacht. So kann man aber leider nicht anfangen. Am besten sucht man sich erst eine Stelle bei einer Firma oder einem Übersetzungsbüro, wo man Erfahrungen sammeln kann. Man lernt Leute kennen, und wenn man richtig gut ist, wird man persönlich verlangt. Wenn man das erreicht hat, dann kann man darüber nachdenken selbstständig zu werden. Vorher ist es riskant. Jedenfalls zeigen das meine Erfahrungen.” Das alles ist natürlich keine absolute Erfolgsgarantie. Es ist ein Weg, den man versuchen kann. Jeder ist anders, also können auch die Möglichkeiten anders sein.