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Zeitung << 1/2003 << Der Bericht über die Verhandlung oder a tárgyalásról szóló jelentés?


Der Bericht über die Verhandlung oder a tárgyalásról szóló jelentés?
Interview mit Prof. Dr. Péter Bassola anlässlich des Erscheinens des Deutsch-ungarischen Wörterbuches zur Substantivvalenz

Autorin: Mariann Lovas

Als das lange erwartete Deutsch-ungarische Wörterbuch zur Substantivvalenz Anfang 2003 erschien, erweckte es sofort mein Interesse. Es bietet weit mehr als die existierenden Substantivvalenzwörterbücher. Aus dem Anlass des Erscheinens führte ich ein Gespräch mit Prof. Dr. Péter Bassola, dem Leiter der Forschungsgruppe und Herausgeber des Wörterbuches.

Wann und wie ist der Gedanke eines deutsch-ungarischen Substantivvalenzwörterbuches gefasst worden?
1989 war ich zu einem Forschungsaufenthalt in Deutschland, in Mannheim am Institut für Deutsche Sprache (IDS) und dort habe ich Gespräche geführt mit hervorragenden Sprachwissenschaftlern des Instituts, u.a. mit Ulrich Engel und Wolfgang Teubert. In einem längeren Gespräch habe ich Wolfgang Teubert von einem früheren Artikel von mir erzählt. In diesem Artikel aus den 70er Jahren habe ich über die Übersetzungsmöglichkeiten der deutschen Präpositionalattribute ins Ungarische geschrieben. Sie werden im Ungarischen ganz anders ausgedrückt. Das, was hinter dem Nomen steht, wird im Ungarischen überwiegend im pränominalen Bereich platziert. Der Bericht über die Verhandlung lautet im Ungarischen z.B. a tárgyalásról szóló jelentés. Im Deutschen also zuerst der Bericht und dann das Attribut über die Verhandlung im postnominalen Bereich. Nach diesem Gespräch habe ich mich entschlossen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen über die Erstellung eines Substantivvalenzwörterbuches zu sprechen: mit Sarolta László, Csilla Bernáth und Magda Tamássy-Bíró. Außerdem hatte ich noch Gespräche mit Ferenc Kiefer, dem damaligen Direktor des Instituts für Sprachwissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Mit wem haben Sie schließlich bei den Forschungen zusammengearbeitet?
Die erwähnten Kontakte habe ich im Späteren weiter ausgeweitet und auch intensive Kontakte mit Helmut Schumacher und seiner Forschungsgruppe gepflegt, dann mit Jacqueline Kubczak, die später auch Mitarbeiterin unserer Forschungsgruppe wurde. Gisela Zifonun und Wolfgang Teubert, Mitarbeiter des Instituts für deutsche Sprache, haben dann den deutschen Teil des Wörterbuches lektoriert.

Worin unterscheidet sich dieses Wörterbuch von anderen Substantivvalenz-wörterbüchern?
Wir haben den deutschen Teil auf völlig neuer theoretischer Grundlage erstellt. Wir gehen von der morphologischen Angabe aus, dann geben wir die ungarischen Äquivalente an – die bisherigen Substantivvalenzwörterbücher sind nur einsprachig –, dann die Ableitung, wie und wovon die Valenzstruktur abzuleiten ist. Anschließend gehen wir von einem Stützverb oder Stützverbgefüge aus. Das ist das zugrunde liegende Verb bzw. ein Funktionsverbgefüge. Das Substantiv Bericht geht z.B. auf das Stützverb berichten zurück. Wir geben die Struktur dieses Verbs an: jemand berichtet jemandem über etwas, oder ein Funktionsverbgefüge: jemand erstattet jemandem Bericht über etwas, und von diesem Funktionsverbgefüge geben wir die Valenzstruktur des Substantivs an. Dazu geben wir in einem Kasten alle möglichen Realisierungsformen der einzelnen Argumente an. Dann kommen Beispiele im Kontext und abschließend die phraseologischen Formen. Ich habe in einem Artikel auch die vorhandenen drei deutschen Substantivvalenzwörterbücher besprochen. Am Ende des Wörterbuchs sind übrigens alle wissenschaftlichen Artikel, die wir zur Substantivvalenz geschrieben haben, aufgelistet.

Wie sind die Reaktionen? Hat das Wörterbuch schon Kritik bekommen?
Das Buch ist vor zwei Monaten erschienen und wir haben schon einige gute Resonanzen bekommen. Eine Professorin aus Leipzig wird z.B. das Wörterbuch in einem Seminarprogramm unter dem Titel „Interdependenz zwischen Grammatik und Lexikographie“ aufnehmen. Auch andere Interessenten haben sich gemeldet, dass sie unser Substantivvalenzwörterbuch eventuell durch andere Sprachen ergänzen, z.B. durch das Slowakische. Letzte Woche war ich in Belgrad, wo das Interesse an der Erweiterung des Wörterbuches auf das Serbische besteht.

Wem kann das Wörterbuch empfohlen werden?
Vor allem empfehlen wir das Wörterbuch Lernenden, die auf einem höheren Niveau sind und auch die Fachliteratur lesen. Ich hoffe, dass das Wörterbuch auch beim Germanistikstudium erfolgreich angewendet werden kann. Dieses Wörterbuch suggeriert nämlich eine andere sprachliche Struktur als das zum Beispiel im Ungarischen der Fall ist. Man sollte eine andere Sichtweise ausarbeiten, indem man ein größeres Konstrukt einem größeren Konstrukt entsprechen lässt, und in diesen Bereichen kann das Wörterbuch, hoffe ich, mit Erfolg verwendet werden.

Haben Sie vor, weitere Wörter auf dieser theoretischen Grundlage zu analysieren und als Fortsetzung zu veröffentlichen?
Ja, auf jeden Fall. Wir arbeiten weiter daran, nun aber mit anderen Angehörigen der Forschungsgruppe. Leider Gottes ist eine Angehörige unserer Forschungsgruppe, Frau Sarolta László vor zwei Jahren gestorben. Csilla Bernáth arbeitet jetzt intensiv an der Erstellung eines deutsch-ungarischen Wörterbuches. Die jetzige Forschungsgruppe besteht aus Magda Tamássy-Bíró, Jacqueline Kubczak und Rozália Hum. Nächstes Jahr wollen wir fünfzig weitere Substantive veröffentlichen.

Woran arbeiten Sie noch außerdem?
Dieses Thema mit dem Valenzwörterbuch möchte ich fortsetzen. Einen weiteren Forschungsbereich von mir bilden die Infinitivkonstruktionen. Im Bereich der passivischen Infinitivkonstruktionen habe ich mehrere Publikationen. Das möchte ich auch fortsetzen.

Haben Sie als Professor noch weitere Ziele?
Das ist eine sehr schwere Frage. Die Zukunft sieht man, wenn man optimistisch ist. Ich möchte hier in diesen Forschungsbereichen weiter arbeiten und weiterhin aktiv an der Universität Szeged unterrichten sowie im Doktorandenprogramm weitere Doktoranden ausbilden.

Vielen Dank für das Gespräch!



Péter Bassola studierte Germanistik und Latein an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. 1976 schrieb er die erste, 1984 die zweite Dissertation und 1995 die Habilitation. Seit 1988 arbeitet er an der Universität. Seine Forschungen umfassen folgende Bereiche: Wortstellung des Frühneuhochdeutschen, kontrastive Analysen, Lexikographie, syntaktische Lexikographie, Methodik des Grammatikunterrichts, Deutsch in Ungarn in Geschichte und Gegenwart, Sprachsoziologie und Kontaktlinguistik. Forschungsaufenthalte in Wien, Mannheim, Hamburg und Bielefeld. Er war Gastvortragender an den Universitäten von Hamburg, Darmstadt, Kassel, Bielefeld, Bonn, Wien, Klagenfurt, Graz, Köln, Göttingen, Augsburg, Kiel, Siegen, Aarhus, Odense, Kopenhagen, Dresden, Temeschwar, usw. Im Studienjahr 1995/96 war er Gastprofessor an der Université Lyon III. Jean Moulin (Frankreich). Er ist der Vizepräsident des Ungarischen Deutschlehrerverbandes, seit 5 Jahren ist er Mitglied des Wissenschaftlichen Rats des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. Seit 1997 ist Péter Bassola Professor und Leiter des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik am Institut für Germanistik der Universität Szeged.