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Zeitung << 1/2011 << Bilingualer Unterricht


Bilingualer Unterricht
Das Németh László Gymnasium im Vergleich mit einem deutschen Gymnasium

Autorin: Ulla Doden

Was gibt es für methodische, didaktische oder inhaltliche Unterschiede im bilingualen Unterricht? Ein Vergleich zweier Schulen: Gymnasium Ulricianum in Aurich (Deutschland) und Németh László Gymnasium in Hódmezõvársárhely (Ungarn).

Von 1998 bis 2005 besuchte ich das Gymnasium Ulricianum in Aurich. Aurich ist eine kleine, aber gemütliche Stadt im Nordwesten Deutschlands. Von der 7. bis einschließlich der 11. Klasse hatte ich, genauso wie die Schüler und Schülerinnen am Németh László Gymnasium (NLG) in Hódmezõvásárhely, die Möglichkeit, am bilingualen Unterricht teilzunehmen. Die Fächer Erdkunde, Geschichte und Politik wurden in englischer Sprache unterrichtet. Jedoch war es anders organisiert als am NLG. Es wurde pro Schuljahr immer nur eines dieser drei Fächer auf Englisch unterrichtet.

Fächerauswahl im bilingualen Unterricht
In der 7. Klasse hatte ich englischen Erdkunde-Unterricht, in Klasse 8-10 englischen Geschichtsunterricht und in der 11. Politik auf Englisch. Der Verteilung kann man schon entnehmen, dass es Lehrermangel für die Fächer Erdkunde und Politik auf Englisch gab. Weil nicht genug Lehrer zur Verfügung standen, konnten wir nicht selber wählen, sondern es wurde uns pro Schuljahr eines der drei Fächer auf Englisch angeboten. Heute, sechs Jahre später, gibt es zwei Lehrerinnen für das Fach Erdkunde, sechs LehrerInnen für den Geschichtsunterricht und drei im Fach Politik. Nach wie vor scheint die Aufteilung nicht ganz ausgeglichen zu sein.
Am Németh László Gymnasium haben die Schüler hingegen ein vielseitigeres Angebot. Neben Erdkunde und Geschichte werden noch Mathe und Landeskunde bilingual unterrichtet. Außerdem haben die Schüler die Möglichkeit, sich zwischen zwei verschiedenen Sprachen (Englisch oder Deutsch) zu entscheiden. An meiner Schule gibt es lediglich englischen Unterricht.

Zweisprachiger Unterricht
Der gravierendste Unterschied zwischen beiden Schulen ist die Methode und das Material des bilingualen Unterrichts. Der Name „BI-lingualer“- Unterricht wurde an meiner Schule in Deutschland nicht ganz wörtlich genommen. Der Unterricht sowie auch die Bücher und Texte waren ausschließlich auf Englisch. Der fachliche Inhalt wurde niemals nochmal auf Deutsch wiederholt.
Seitdem ich das NLG besucht habe, bin ich der Meinung, dass es viel effektiver ist, tatsächlich zweisprachig (wie der Name es auch sagt) zu unterrichten. Sprachlich sehr gute Schüler können natürlich von einem einsprachigen Unterricht profitieren. Für durchschnittlich gute Schüler scheint es jedoch sinnvoller zu sein, zumindest zwischendurch auf die Muttersprache zurückzugreifen, damit der fachliche Inhalt nicht verloren geht. Dieser ist immerhin von großer Bedeutung.
Die Lehrer am Gymnasium in Hódmezõvásárhely haben für meinen Geschmack eine gute didaktische Methode für den bilingualen Unterricht. Die meiste Zeit wird Deutsch gesprochen, aber zwischendurch immer auf Ungarisch übersetzt. Auf diese Weise kann der Lehrer sicher sein, dass keiner vorschnell den Mut verliert, weil er sprachlich nicht mehr mitkommt.
Es war für mich sehr lehrreich, diese ungarische Schule kennenzulernen, denn erst jetzt wurde mir klar, dass bilingualer Unterricht nicht nur für sehr starke Schüler möglich sein kann. Meinen eigenen bilingualen Unterricht habe ich nicht sehr gemocht, da er teilweise zu undurchsichtig war. Benutzt man aber die richtigen didaktischen Methoden, können viel mehr Schüler und Schülerinnen motiviert werden. Dies ist eine wichtige Aufgabe für die zukünftigen Lehrer, denn gerade durch die Möglichkeit des bilingualen Unterrichts kann ein unproblematischer Umgang mit Fremdsprachen ermöglicht werden. Die Schule in Hódmezõvásárhely scheint dafür ein gutes Vorbild zu sein.