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Zeitung << 1/2011 << Über Sinn oder Unsinn von Minderheiten-Projekten


Über Sinn oder Unsinn von Minderheiten-Projekten
Internationale Konferenz an der Universität Szeged

Autorin: Andrea Mityók

Über Sinn oder Unsinn von Minderheiten-Projekten war eine internationale Konferenz des Lehrstuhls für Deutsch als Minderheitenkultur an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Szeged. Im Rahmen dieser Konferenz wurden am 17. und 18. März 2011 Forschungsarbeiten in kurz gehaltenen Vorträgen vorgestellt. Die Konferenz war in vier Teile gegliedert: Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Fremdsprachendidaktik.

Die meisten Vorträge gehörten zum Thema der ungarndeutschen Minderheit. Mehrere Vortragende haben sich mit den Mundarten beschäftigt. In der Sektion Kulturwissenschaft haben Márta Müller, Judit Lazri und Katalin Steckl-Boldizsár über die sieben Werischwarer Ortsmundarten erzählt. Es war ein interessanter Vortrag mit sehr vielen sprachlichen Beispielen. Den Teilnehmern wurde eine kurze Sammlung von Wörtern einer Werischwarer Mundart vorgestellt, und man konnte erfahren, dass diese Mundarten so speziell sind, dass es unmöglich ist, irgendetwas außer der grammatischen Struktur zu erkennen.
Ebenfalls in der Sektion Kulturwissenschaft gab es einen Vortrag von Erzsébet Drahota-Szabó über „Gegenwart und Zukunft des Faches Deutsch als Nationalitätensprache und –kultur in Ungarn“. Frau Drahota-Szabó hat über die Ergebnisse einer Fragebogenstudie erzählt, deren Fragestellung war, welche Stereotypen und Probleme mit den ungarndeutschen Studenten, und mit dem Fach Deutsch als Nationalitätensprache und –kultur verbreitet sind. Die Hauptfrage war, was die Ursachen für das Desinteresse für dieses Fach sind. An dieser Studie haben 52 Studienanfänger des Faches Germanistik vom Institut für Germanistik an der Philosophischen Fakultät, und neun Masterstudenten im Fach Deutsch als Nationalitätensprache und –kultur vom Lehrstuhl für Deutsch als Minderheitenkultur der Universität Szeged teilgenommen. Die zwei Zielgruppen mussten auf verschiedene Fragen antworten, und auch zu diesem Vortrag haben die Teilnehmer ein Handout erhalten, so konnten alle die Ergebnisse der Fragebogenstudie in Tabellenform einsehen. Es war eindeutig, dass die Studenten zum größten Teil positive Eigenschaften mit den Ungarndeutschen verknüpfen. Ein gutes Beispiel ist, dass die Mehrheit glaubt, dass alle Ungarndeutschen perfekt Deutsch sprechen oder ihnen Traditionen sehr wichtig sind. Aber in Verbindung mit dem Fach lassen sich sehr viele negative Missverständnisse auffinden. Die Mehrheit denkt, dass dieses Fach an der Universität Szeged nur von Deutschen wählbar ist, oder es zu schwer ist und es mit diesem Diplom weniger Möglichkeiten gibt, eine Arbeit zu finden. Oder die Studenten wissen ganz einfach nicht, was dieses Fach bedeutet.
Die Vorstellung, dass alle Ungarndeutschen perfekt Deutsch sprechen und ihren Traditionen folgen, ist falsch. In Wirklichkeit ist es heutzutage gar nicht typisch, dass sie ihre Nationalsprache kennen und sprechen. Damit in Verbindung hat Gizella Molnár einen Vortrag mit dem Titel „Sprachverlust und Geschichte (Reflexionen über Gründe der Assimilation der deutschen Minderheit in Ungarn)“ gehalten. Sie hat versucht, die Gründe zu charakterisieren, warum die Assimilation und der Identitätsverlust so ausgeprägt sind. Das Problem betrifft nicht nur die ungarndeutsche, sondern alle in Ungarn lebenden Minderheiten.
Freundliche Stimmung, vielfältige Themen, spannende Vorträge, aber relativ wenige Teilnehmer – so könnte man vielleicht diese zwei Tage beschreiben. Die Konferenz hat eine gute Möglichkeit gegeben, viele Informationen über ernsthafte und interessante Themen zu sammeln. Die Referate wurden im Buch „Über Sinn oder Unsinn von Minderheiten-Projekten“ veröffentlicht. Ich kann es allen empfehlen, die sich mit der ungarndeutschen Minderheit beschäftigen möchten oder die dieses Thema interessiert.