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Zeitung << 2/2010 << Die zweisprachige Ausbildung im Tömörkény Gymnasium damals und heute


Die zweisprachige Ausbildung im Tömörkény Gymnasium damals und heute
Gespräch mit Márta Bohus, der ehemaligen Deutschlehrerin der Schule

Autoren: Márk Besír, Szabolcs Nuszpl

Wann begann die bilinguale Ausbildung im Tömörkény? Welche Fächer liefen am Anfang auf Deutsch? Gibt es einen Unterschied zwischen den damaligen und den heutigen Schüler_innen? Solche und ähnliche Fragen stellten wir der im Jahre 2010 in Pension gegangenen Lehrerin Frau Bohus.

Am Anfang der 90er Jahre war es ein großer Fortschritt für das Tömörkény István Gymnasium, dass die deutsch-ungarische Abteilung gegründet wurde. Beim Start meldeten sich sehr viele junge Schüler_innen. So hatten die Lehrer_innen die Möglichkeit, die Besten von ihnen auszuwählen, um eine Klasse von hohem Niveau zustande zu bringen. Das war ein großes Erlebnis sowohl für die Lehrer_innen als auch für die Schüler_innen. Mit großer Lust und Begeisterung fingen sie an zu arbeiten. Aber das bedeutete natürlich auch eine große Herausforderung für beide Seiten, erzählte uns Frau Bohus.
Auch damals waren die Gruppen nicht größer als heute, das heißt maximal 15 Personen oder weniger. Diese kleinen Gruppen ermöglichten den Lehrer_innen den Schüler_innen den Stoff besser beizubringen, und so war es auch für die Schüler_innen leichter, den beigebrachten Stoff nachzuvollziehen. Ein guter Beweis dafür ist, dass die Schüler_innen an vielen OKTV-Wettbewerben mit großem Erfolg teilnahmen. Viele von ihnen legten verschiedene Sprachprüfungen ab.
Unter solchen Bedingungen war der Unterricht für die Lehrer_innen eine angenehme Arbeit. Es gab sogar Schüler_innen, die am Ende die Sprache fast so gut beherrschten wie eine Muttersprachlerin. Es war gut zu sehen, dass sich die Arbeit der Lehrer_innen gelohnt hat, äußerte sich Frau Bohus.
Sie erzählte uns, dass in der Anfangszeit Physik auf Deutsch lief, aber der Lehrer, der dieses Fach unterrichtete, leider nach 2-3 Jahren in Pension ging. Danach schafften sie es nicht, einen neuen Lehrerin mit dieser Kompetenz zu finden. So endete das kurze Leben des deutschsprachigen Physikunterrichts. Da­nach wurde Geographie jahrelang auf Deutsch unterrichtet. In den letzten Jahren lief noch Biologie auf Deutsch. Geschichte ist das einzige Fach, das schon von Anfangs an in deutscher Sprache unterrichtet wird. Aber traurig erzählte uns Frau Bohus, dass das Interesse am Deutschlernen nach ihren Erfahrungen in den letzten Jahren ziemlich abnahm. Diese Tendenz ist auch in anderen Teilen des Landes zu sehen, wie zum Beispiel in Mosonmagyaróvár, wo sich eine Bekannte von Frau Bohus bei ihr darüber beschwerte, dass es das letzte Mal nicht genug Schüler_innen gab für eine Klasse der deutschsprachigen Abteilung. Was kann dahinter stecken? Ein möglicher Grund ist laut Frau Bohus, dass das Fremdsprachenlernen heutzutage eher ein Hit ist, wo die Sprachen sich nach 20-30 Jahren wechseln. In den 90er Jahren war zum Beispiel Deutsch die Modesprache, und 2000-2010 war es das Englische. Und heutzutage sind eher die Sprachen des Ostens (Chinesisch, Japanisch) und die romanischen Sprachen wie zum Beispiel Spanisch oder Italienisch beliebt. Ihrer Meinung nach war das Geheimnis des Erfolgs der deutschen Sprache in den 90ern einerseits die Wiedervereinigung Deutschlands und andererseits, dass Russisch nicht mehr Pflichtfach war.
Aber sie hofft, dass es sich in den kommenden Jahren ändern wird und das Interesse an Deutsch in Ungarn wieder größer wird. Denn wir dürfen nicht vergessen, wie Frau Bohus sagt, dass Ungarn traditionell ein Land ist, das sich durch Deutschland dem Westen anschließt.