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Zeitung << 2/2010 << Ein Tag mit Kaffee in Wien
Ein Tag mit Kaffee in Wien
Wiener Kaffeehäuser
Autorinnen: Zsanett Kovács, Anita Nyári
Wien ist für viele Dinge berühmt. Vor allem das Schloss Schönbrunn ist ein beliebter Zielpunkt für Touristen. Darauf folgen in der Rangordnung sogleich die Museen: das Kunsthistorische Museum und die Albertina. Danach lockt das Wiener Riesenrad die meisten Besucher an, und auch das Hundertwasserhaus soll nicht ausgelassen werden. Die „Was sollen wir besichtigen?“-Liste ist natürlich voll mit Museen, darüber hinaus kann man die Zeit aber auf vielerlei Weise verbringen. Eine davon ist der Besuch der Kaffeehäuser, denn Wien ist wegen seiner Kaffeekultur weit und breit berühmt. Es gibt einige der über 100 Jahre alten Kaffeehäuser, bei denen ein Besuch Freude macht.
Genau deshalb sind wir zu viert nach Wien gefahren und haben (leider nur) vier Cafés beäugt. Wenn wir gewusst hätten, dass es so viel Spaß machen würde, wären wir sicherlich nicht nur einen Tag nach Wien gefahren.
Das Café Central wurde 1876 eröffnet, und sein Zauber und seine Beliebtheit sind seither ungebrochen. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs ist nicht mit zu zählen, weil es in dieser Zeit geschlossen war. Das Café hatte und hat eine Menge von Verehrer_innen und namhaften Stammgästen. Beim Eintritt muss man meist eine kleine Weile in dem sehr eleganten Vorraum warten, um daraufhin zu freigewordenen Plätzen begleitet zu werden. Die Eleganz sollte aber nicht abschrecken, denn es gibt eben so viele Tourist_innen wie Stammgäste, Jugendliche in zerrissenen Jeans und seriöse Menschen im Anzug. Es ist egal, was für eine Kleidung du anhast, weil der Kellner oder die Kellnerin dich ohnehin mit breitem Lächeln und unendlicher Geduld bedient. Unter den riesengroßen Kronleuchtern sitzend kann man alle Tageszeitungen lesen.
Gehen wir aber über zum nächsten Café, das aus einer Kaffeehaustour nicht ausgelassen werden darf, und zum Glück war es nah genug: das Café Griensteidl. Der Ort selbst ist nicht so entzückend und faszinierend wie das vorher erwähnte Café Central, aber sein Kaffee ist ein bisschen feiner. Man bemüht sich so viele Menschen wie möglich zu bedienen und es ist sicherlich gelungen, weil es dort von Menschen nur so wimmelte. Als wir zum ersten Mal in dieses Café eintraten, warteten wir geduldig, bevor uns wieder ein Kellner einen geeigneten Tisch suchte, doch bald mussten wir erkennen, dass die Leute einfach nur hereinkommen und fast niemand hinaus geht, und wir mussten wirklich wachsam sein, wenn wir einen Tisch erwischen wollten, nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Wir nahmen schnell diesen Rhythmus auf, und innerhalb von Sekunden plumpsten wir an einen leeren Tisch und tranken unseren Kaffee.
Wegen des Guckens haben wir viel Zeit verloren, so dass wir zum Café Hawelka weitergingen. Das Café Hawelka weicht in mehreren Punkten von den anderen zwei Cafés ab. Es ist ein ungezwungenes Künstlercafé. Nach ihrer Behauptung verkehren hier eine Menge Tourist_innen, Intellektuelle und berühmte Menschen unserer Zeit. Beim Eintritt bekamen wir keine Kaffeekarte und als sie unsere Bestellung aufnahmen, teilten sie uns sofort mit, dass sie keinen Cappuccino haben, nur Melange, weil wir nicht in Italien sind. Wir waren ein bisschen überrascht, da sie doch Tee haben. Aber China oder Indien hatte sicherlich größeren Einfluss auf sie. Zum Glück mussten wir uns nicht mit der größten Boshaftigkeit über den Kaffee beschweren, er war hier nämlich so gut wie bisher überall. Dieses Café ist leger, wo man wirklich entspannen und sich ohne Schwierigkeiten unterhalten kann. Obwohl es in Punkto Eleganz den anderen zwei unterliegt, halten wir es für ausgeschlossen, dass es am Ende des Tages weniger Einkommen in der Kasse hat als seine Konkurrenz.
Den vierten Zielort verfehlten wir leider. Was nicht bedeutet, dass wir keinen Kaffee bekommen haben. Wir entschieden uns nämlich für das Café Sacher, aber wir waren uns über die geografischen Merkmale des Cafés nicht im Klaren. Das Café befindet sich im Hotel Sacher und hat zwei Eingänge. Einer führt in einen sehr kleinen Raum mit freundlicher, eleganter Atmosphäre, der mit einem Souvenirladen verbunden ist. Das wirkliche Café Sacher beginnt bei der anderen Tür, dorthin kamen wir aber nicht. Es fiel nicht auf, dass wir nicht im richtigen Café saßen, doch waren der Ort und die Bedienung sehr faszinierend. Soviel passt in einen Tag hinein, wir waren aber nicht verbittert darüber, so dass wir gerne wieder zurückkehren.
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