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Zeitung << 2/2010 << Soul Kitchen


Soul Kitchen
Ein Film für die Seele

Autorin: Éva Karl

Chaotisch. Witzig. Unglücklich. Auf die Nerven gehend. Traurig. Lustig. Lebensnah. Lebensfremd. Soul Kitchen. Ein Film mit unterschiedlichen Gefühlen und vielerlei Szenen. Nach einer Stunde würdest du am liebsten aus dem Kino nach Hause gehen. Aber du kannst einfach nicht aufstehen. Das ist Soul Kitchen.

Die von Fatih Akin inszenierte Filmkomödie erschien im Jahr 2009 und gewann nicht nur das Publikum, sondern auch die Expert_innen für sich. Der Hauptcharakter, Zinos (Adam Bousdoukos) ist der Betreiber des Soul Kitchen in Hamburg. Obwohl der Name des Restaurants vielversprechend ist, bietet das Menü nichts Besonderes. Zinos lebt sein gewöhnliches Leben zwischen Würsten und Schnitzeln, gewürzt mit viel Streitereien mit seiner Freundin Nadine (Pheline Roggan). Aber an einem Tag wechselt sein Leben die Richtung. Nadine zieht wegen ihrer journalistischen Arbeit nach Shanghai, und die beiden bleiben über das Internet inklusive Webcam in Kontakt. Bei der Arbeit verletzt Zinos seinen Rücken und kann deswegen nicht weiterarbeiten. Weil er nicht krankenversichert ist, kann er nicht ins Krankenhaus gehen, sondern wird von der Physiotherapeutin Anna (Dorka Gryllus) gepflegt. Das Erscheinen der ungarischen Schauspielerin Dorka Gryllus im Film wirkt auf uns sehr. Wir seufzen zufrieden: Die ungarischen Frauen sind noch immer am schönsten, viel schöner als die deutschen Schauspielerinnen.
Das Lokal bekommt einen neuen Koch, Shayn, der die Speisekarte total verändert. Statt der alltäglichen Speisen kocht er exotische Gerichte: Essen für die Seele. Anfangs scheint das Restaurant in Konkurs zu gehen, weil die Stammgäste die Neuigkeiten nicht ausprobieren wollen. Abends sitzen an den Tischen nur Zinos und Shayn. Zinos ist schon so verbittert, dass er einwilligt, dass Kellner Lutz und seine Band das Soul Kitchen als Probenraum nutzen können. Wo Rockmusik gespielt wird, dort erscheinen auch Fans: Soul Kitchen wird mit Leuten gefüllt, die gerne Musik hören. Es scheint, dass Musik hungrig macht: Shayn bekommt so viel Arbeit, dass auch Zinos beim Kochen helfen muss. Das Restaurant wird zu einem Szenehit. Thomas Neumann, ein ehemaliger Schulkamerad von Zinos, wirft ein Auge auf Soul Kitchen. Neumann verdient sein Brot als Zuhälter. Er denkt, dass das Restaurant für seine Mädchen und die Kundschaft einen guten Raum bieten könnte. Neumann nützt die Spielleidenschaft von Zinos’ vorbestraftem Bruder aus, und bei einer Pokerparty verliert dieser 50.000 Euro, die er nicht bezahlen kann. Er hat keine andere Wahl und unterschreibt den Vertrag, der aussagt, dass Neumann der neue Betreiber des Soul Kitchen wird. Das ist der Punkt, an dem die unglücklichen Ereignisse kulminieren. Zinos verliert alles: nicht nur sein Restaurant, sondern auch seine Freundin, die einen neuen chinesischen Liebhaber hat. Noch dazu kommt, dass er wieder Probleme mit seinem Rücken hat, so trifft er sich wieder mit Anna. Am Ende wird natürlich alles gut, wie im Märchen. Mit der Hilfe eines verschluckten Knopfes bekommt Zinos Soul Kitchen zurück und findet natürlich auch die Liebe.
Meine Meinung über den Film in einem Satz: Endlich etwas anderes. Der Film riecht nach Leben, er stellt wirkliche Lebenssituationen, Probleme dar. Soul Kitchen bricht aus der gewöhnlichen Perfektion, die im Falle der amerikanischen Filme so typisch ist, aus. Der Film ist realitätsnah, deshalb wirken einige Szenen, die eher nach Hollywood gehören würden, deplatziert, weil sie nicht zur Geschichte passen. Abgesehen davon ist Soul Kitchen wirklich sehr genussvoll, ein Film mit viel Humor, guter Musik und seriösen Gedanken. Ein Film für die Seele.