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Zeitung << 2/2010 << Taizé


Taizé
Ein Wort, so viele Bedeutungen

Autorin: Orsolya Gere

Ruhe, Stille, Frieden, Solidarität, Liebe. Taizé: ein kleines Dorf in der Mitte von Frankreich, aber für diejenigen, die schon da waren, bedeutet es viel mehr als das. Jedes Jahr treffen sich hier mehrere tausend Jugendliche aus der ganzen Welt, um die Ruhe und den Frieden, die Liebe und die Nähe zu Gott von Mal zu Mal aufs Neue zu genießen.

Ich bin schon mehrmals an diesem unbeschreiblich schönen Ort gewesen und dem “Taizé-Fieber“ verfallen. Wenn ich die schönen Fotos sehe, stelle ich fest, dass mein letzter Taizé-Besuch definitiv zu lange her ist. Warum? Weil hier wahre Nächstenliebe gelebt wird. Hier leben alle in Frieden. Es ist völlig egal, ob man Protestant, Katholik oder konfessionslos ist. Es zählt nicht, aus welchem Land man kommt, welche Sprache man spricht oder wie alt man ist.
In diese ökumenische Gemeinschaft kommen Jugendliche, meistens im Alter zwischen 16 und 29, um gemeinsam zu beten, zu singen und Freundschaften zu schließen. Der Aufenthalt in Taizé ist an einige feste Regeln gebunden. Es gibt täglich drei Gottesdienste, wo gewöhnlich 4000-5000 Jugendliche zusammen singen und beten, für etwas Gutes, und zwar in verschiedenen Sprachen und ohne zu wissen, wer wer ist und woher er oder sie kommt. Hier kann man echte Freude und Liebe fühlen. Währenddessen gibt es kleine Pausen, in denen jedermann schweigt und der Stille lauscht. Es ist so idyllisch. Einfach, sehr einfach, aber doch so kostbar für mich.
Danach sollen wir uns in multilinguale Kleingruppen aufteilen, in denen verschiedene Themenbereiche besprochen werden. Diese Gruppen werden von jungen Leuten geführt. Du kannst deine Meinung offen sagen und dein Land und deine Gewohnheiten vorstellen. Ich habe hier wundervolle Menschen kennengelernt, und Freundschaften geschlossen mit Deutschen, Italiener_innen, Niederländer_innen, Serb_innen, Ungar_innen.
Man muss auch arbeiten, was Aufgaben wie zum Beispiel Kochen, Putzen, Abwaschen und das Aufräumen des großen Geländes beinhaltet. Natürlich macht man diese Beschäftigungen auch in Gruppen. Deshalb geht es ganz lustig zu. So kann man andere Kulturen kennenlernen. Das Pflichtgefühl diese Beschäftigungen zu verrichten, fühlen die Besucher_innen meist von selbst.
Schießlich möchte ich unseren Party-Schuppen, Oyak, vorstellen. Jeden Abend singen und tanzen hier verschiedene Nationen, und es werden verschiedene Spiele gespielt. Hier kann man nicht alleine sein. Litauische Stimmen, spanische Lieder, kroatische Melodien usw. beglücken die Besucher_innen. Aber die Sprache, die man hier am häufigsten hören kann, ist das Deutsche.
Jedes Jahr kommen die meisten aus Deutschland. Sie sind die größten Taizé-Fans. Als ich da war, sind 1500 Jugendliche aus diesem schönen Land gekommen, während aus Ungarn leider nur vierzig kamen. Hoffentlich wird diese Zahl immer größer und Taizé auch hier immer bekannter.
Ich glaube, dass mein dritter Besuch in Taizé 2010 definitiv nicht mein letzter gewesen sein wird. Ich vermisse einfach alles, was ich dort erlebt habe. Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen.