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Zeitung << 2/2010 << Die Kunst des Verzeihens


Die Kunst des Verzeihens
Autor: Katalin Birinyi

Verzeihen ist die beste Rache, heißt ein altes Sprichwort. Was soll das heißen? Verzeihen und Rache, irgendwie passt das nicht zusammen. Wenn ich das Wort Verzeihen höre, habe ich einen positiven Eindruck, aber bei dem anderen Wort ist es nicht so! Rache heißt für mich eben Bosheit, Hass, das Gefühl, dass ich gar nicht verzeihen kann. Man sagt: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Verzeihen ist eine schwierige Angelegenheit, erscheint oft unmöglich. Durch unseren Kopf gehen die folgenden Gedanken: 1. Wenn ich ihm vergebe, bin ich schwach und damit hat ER gewonnen. 2. Ich verzeihe, aber den Fall vergesse ich nicht. 3. Ich verzeihe, weil ich weiß, dass ich dich damit ärgere. Und die Aufzählung könnte noch weitergehen, an wie viele unmögliche Sachen wir denken. Hat es wirklich einen Sinn, uns immer wieder mit Rachsucht zu vergiften? Gewinnen wir überhaupt etwas? Ja, wir gewinnen eine große Menge Bitterkeit, sind stolz auf uns, und endlich glücklich für einen Moment. Dieser Moment geht aber schnell vorbei, und wir wissen nicht, warum wir keine Energie haben, und schwach und kraftlos sind. Die Stimmung ist bei dem bloßen Gedanken tatsächlich verdorben. Rache ist wie Schokolade. Erst schmeckt sie süß und lecker. Doch hinterher plagt einen das schlechte Gewissen. Mit dem Vergeben bekommen wir aber gute Gefühle wie Liebe, Dank, Ruhe. Wir sind danach ausgeglichen und froh. Ehrlich zu verzeihen ist in einigen Fällen unglaublich schwer, es lohnt sich aber. Es kostet nur Kraft. Wir können verzeihen z.B. uns selbst, unseren Eltern, unserer Exfreundin oder unserem Exfreund, unseren Freunden. Ich persönlich sollte meinen Eltern verzeihen und weil ich jetzt darüber schreibe, glaube ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Wem solltest du verzeihen? Sich Gedanken darüber zu machen, ist schon der Anfang des Verzeihens. Wie auch Mahatma Gandhi sagte: „Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken“.