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Zeitung << 2/2010 << Deutsche Gastschüler_innen in Kistelek


Deutsche Gastschüler_innen in Kistelek
Der Beginn einer Freundschaft

Autor: Péter Bozó

Sonntagabend, der 24. Oktober 2010. Das Wetter ist regnerisch. Die Straßenlampen wurden angezündet. Ein Bus kommt vor der Grundschule in Kistelek bei Szeged an. In den Fenstern sind nur die Köpfe von den Einwohner_innen dieser ungarischen Kleinstadt zu sehen. Wer könnten diese Gäste sein?

Im Rahmen eines Comenius-Projekts zwischen einer deutschen und einer ungarischen Schule konnte ein Schüleraustausch-Programm organisiert werden. Es gibt den ungarischen Schüler_innen eine gute Möglichkeit die deutsche Kultur und deutsche Menschen kennen zu lernen. Die 23 deutschen Schüler_innen sind aus Mechterstädt (Thüringen) mit drei Lehrerinnen und einem Lehrer nach Kistelek gekommen. Die Gastschüler_innen wurden bei ungarischen Familien untergebracht, mit denen sie auf Englisch oder Deutsch kommunizieren konnten. Die Schulaula ist voll Lärm wegen der lauten ungarischen Schüler_innen und Eltern. Die Gruppe der Fremden tritt in die Schulaula ein, dann beginnt der Schuldirektor zu sprechen. Dieses außergewöhnliche Ereignis ist ein sehr wichtiger Meilenstein im Leben der ungarischen Schüler_innen in Kistelek.

Im Rahmen dieses Schüleraustausch-Programms konnten die Kinder entweder die englische Sprache oder, wer sie konnte, die deutsche Sprache üben. Sie blieben nur elf Tage, aber es ist ganz sicher, dass sie um viele Erlebnisse reicher wurden.
Am Ende ihres Ungarnaufenthalts schrieben die deutschen Kinder einen Kulturtest, auf den sie sich mit den ungarischen Familien vorbereiteten. Auf einer Party, die am Freitag organisiert wurde, habe ich ein Interview mit den Gastlehrer_innen Karin Varga, Dagmar Pischel, Silvia Matthies und Peter Bake geführt. Mal sehen, ob die Lehrer_innen dieses Examen mit dem Kulturtest hätten bestehen können oder nicht:

Karin, Sie haben gesagt, dass Sie mehrmals in Ungarn waren. Warum?
Erstens, mein Mann kommt aus Ungarn, aus Mezõcsát, und er lebt seit 1989 in Deutschland. 2004 lernte ich Zoltán Samu, den früheren Direktor der Schule, kennen, und er vermittelte unsere Partnerschaft mit der Schule Kistelek. Nach einem Jahr fand das erste Treffen aufgrund des Partnerschaftsvertrags in Kistelek statt, und 15 Schüler und fünf Lehrer aus Ungarn kamen nach Deutschland, nach Mechterstädt. Seitdem organisieren wir jedes Jahr Treffen, einmal in Kistelek, und einmal in Mechterstädt.

Welche Unterschiede sind Ihnen zwischen Ungar_innen und Deutschen aufgefallen?
Ungarische Leute sind gastfreundlicher, und die ungarischen Schüler sind disziplinierter als die deutschen. In den Schulen in Ungarn gibt es größere Essensportionen, und die Klassifikation der Schüler ist auch anders als zu Hause. Die Lehreranrede ist auch witzig: „Herr Lehrer“. Am schlimmsten ist, dass es auf den Autobahnen Geschwindigkeitsbegrenzung gibt. Darum dauerte unser Weg länger, als wir gedacht haben.

Wie fühlten Sie und die Schüler_innen sich an diesen paar Tagen?
Mit den Gastfamilien gibt es keine Probleme, die deutschen Kinder fühlten sich sehr wohl. Es war sehr gut, dass wir mit den Schülern die Stadt und die Sehenswürdigkeiten um Kistelek sehen konnten.

Was hat Ihnen am besten gefallen?
2010 hatten wir ein sehr umfangreiches und interessantes Programm. Die Kinder lernten viel über Ungarn, ungarische Geschichte, ungarische Kultur, und über das Leben in Ungarn. Es gab auch ein Handballmatch, das von der deutschen Gruppe traditionsgemäß gewonnen wurde. Das war sehr gut, aber die anderen Aktivitäten waren auch toll.

Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Ungarn hören?
Balaton, d.h. das ungarische Meer, Eiserner Vorhang, die Donau, Budapest, und die Wörter, die die Deutschen auch oft benutzen: Puszta, Tokajer, Lángos, Paprika und was das wichtigste ist: Pálinka. Das ist ein sehr feines Getränk, aber leider nur für die ungarischen Menschen.

Die deutschen Gastschüler_innen haben dem GeMa erzählt, dass sie sich in Ungarn sehr wohl fühlten. Sie wären gerne noch ein paar Wochen länger hier geblieben. Sicher ist, dass Freundschaften zwischen Ungar_innen und Deutschen geknüpft wurden und diese Kinder in der Zukunft den Kontakt halten. 2011 werden die ungarischen Schüler_innen aus Kistelek nach Deutschland fahren.