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Zeitung << 2/2010 << Berliner Mauer in Szeged


Berliner Mauer in Szeged
Eine Veranstaltung zum 21. Jubiläum des Mauerfalls

Autorinnen: Elisabetha Döttlaff, Eszter Tápai

Der Regen hat die Studierenden, die sich in den Kopf gesetzt haben, am 9. November 2010 in Szeged aus Kartons symbolisch die Berliner Mauer aufgrund des 21. Jubiläums des Mauerfalls aufzubauen und abzureißen, nicht gestört. Vor der Szegeder Universitätsbibliothek haben junge Leute ca. sechzig Kisten, die sie wochenlang aus verschiedenen Supermärkten gesammelt haben, aufeinander gestapelt und aneinander befestigt.

Revolution des Gedankens
Dieses Programm wurde von der Organisation „Revolution des Gedankens“ veranstaltet. Der Hauptorganisator war der Geschichtsstudent Zoltán Nagy. Auf die Frage des GeMa, warum er es überhaupt wichtig findet, in Ungarn des Berliner Mauerfalls zu gedenken, antwortet er folgendermaßen: „Auf der einen Seite ist das historische Ereignis wichtig, weil man seine Wirkung in Europa bis heute fühlt. Auf der anderen Seite symbolisiert es auch die in der ungarischen Gesellschaft entstandenen politischen und wirtschaftlichen Mauern sowie die Mauern, die zwischen Generationen, Männern und Frauen oder zwischen den Menschen mit unterschiedlichen Interessen liegen“. Er und die anderen Organisationsmitglieder sind überzeugt, dass dieses Problem die Entstehung einer modernen fortschrittlichen ungarischen Gesellschaft verhindert. Aus diesen Gründen wollen sie alle Arten von Mauern „auf die Kraft der Jugendlichen stützend“ zerstören. Das finden wir ein bisschen widersprüchlich, aber immerhin.
Zoltán hat uns erzählt, dass die Revolution des Gedankens vor vier, fünf Jahren von vier Studierenden gegründet wurde und heute ungefähr dreißig „Mitarbeiter_innen“ hat, die natürlich freiwillig dabei sind und kein Geld dafür bekommen. Die Arbeit hat erst vor einem Jahr richtig begonnen. Sie wollen die Studierenden zusammenhalten und deren Alltag mit kulturellen Veranstaltungen interessanter machen. „Wir wollen solche Programme veranstalten, mit denen wir auffallen“, sagt er. Zu diesen Programmen gehören zum Beispiel Kneipentouren in Szeged, das 1. Straßenmusikfestival (2010) und das ‘Café des öffentlichen Lebens‘ (Közéleti kocsma). Die Veranstaltungen finden im Szegeder Club Mojo statt. Ein Mitglied bringt ein Thema mit und lädt eine_n Expert_in oder eine wichtige Persönlichkeit ein. Unter den Teilnehmer_innen findet ein lockeres Gespräch statt. Jede_r kann Fragen stellen und ihre oder seine Meinung äußern. Unter den Gästen war zum Beispiel schon Dr. Tamás Kiss, einer der Begründer von MEFESZ (Association of Hungarian University and College Students), mit dem sich die Student_innen über die ungarische Revolution 1956 unterhalten konnten. Ein anderes Mal nahmen der Leiter und der Psychologe der Szegeder Drogenambulanz an einem Gespräch aus einer besonderen Perspektive über Drogen und Drogenabhängige teil.

Der Mauerfall in Szeged
Die engagierten Jugendlichen wollten dieses Programm schon ein Jahr früher organisieren, aber die Polizei hat es als eine politische Veranstaltung betrachtet und ihnen einen Tag davor die Erlaubnis verweigert. 2010 hat es schon besser geklappt.
Nachdem die Mauer fertig gebaut worden war, hat man Schmalzbrote, Glühwein und Tee vorbereitet, die später angeboten wurden. Die Interessent_innen konnten sich zwei Dokumentarfilme anschauen, die sich mit der Geschichte und dem Fall der Mauer beschäftigt haben. Der eine war der zweiteilige Film „Mauerhasen“, (vgl. die GeMa-Rezension über den Film in dieser Nummer) und der andere „Busting the Berlin Wall“, der eine Koproduktion von ZDF, ZDF Enterprises und History Channel ist.
Es war geplant, dass jede_r, die oder der ein Instrument besitzt und Lust zum Spielen hat, am frühen Abend am Veranstaltungsort spielen kann. Dies konnte aber leider wegen des schlechten Wetters nicht verwirklicht werden. Zum Glück hörte es später auf zu regnen und so konnte die Hestia-Feuerjongleur-Gruppe auftreten. Zum Schluss wurden die Veranstalter_innen vor der Mauer fotografiert und danach folgte der Abriss der Mauer, an dem alle teilnehmen durften und der mit großem Jubel gefeiert wurde. Das Programm fand sein Ende im JUGYU Club (im Studierendenklub der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Szeged) mit dem Konzert der Band Skatch um 21 Uhr.