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Zeitung << 2/2010 << Ein vielseitiger deutscher Professor in Szeged


Ein vielseitiger deutscher Professor in Szeged
Porträt von Heinz-Helmut Lüger

Autorinnen: Andrea Kálmán, Boglárka Pap

An einem schönen Tag haben wir die Möglichkeit bekommen, ein Gespräch mit Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger zu führen. Er wurde von Dr. Ewa Drewnowska-Vargáné an die Universität Szeged eingeladen, um im September 2010 dort Vorträge zu halten. Sie kennen sich seit Jahren, deshalb wusste Frau Drewnowska schon, dass diese Vorträge sowohl für die Kolleg_innen als auch für die Studierenden in Szeged interessant sein werden.

Durch das Gespräch hatten wir die Chance, ihn näher kennenzulernen. Wir haben uns sehr gefreut, dass er neben den Vorträgen Zeit für uns hatte. Außerdem hat er uns beim Seminar Studierendenzeitung besucht, wo wir ihm das GeMa vorgestellt und dann von ihm als Fachmann einige Ratschläge und Anmerkungen bekommen haben.
Am 29. September hat er für Student_innen und Kolleg_innen Vorträge zu zwei verschiedenen Themen gehalten. Auf überraschende Weise sieht man ihn nicht so wie einen Professor im Allgemeinen, sondern er hat unsere Aufmerksamkeit mit seinem Humor und mit seiner präzisen Erscheinung erweckt. Er ist pünktlich gekommen, hat einen Anzug getragen, und eine schöne Präsentation mit Power Point gehalten. Er war sehr rücksichtsvoll, er hat mehrmals während des Vortrages gefragt, ob alles verständlich ist bzw. er war bereit, jede Frage zu beantworten.
Wir waren neugierig, warum er die angewandte Linguistik als seine Disziplin gewählt hat, die er sein ganzes Leben untersuchen wollte. In seiner Kindheit hat er gerne geturnt, geschwommen und Volleyball gespielt, erzählte Lüger dem GeMa. Seine erste Karriere war im Sport, er war auch in einer Mannschaft, wo er sehr viel trainiert hat. Dann ist er Volleyballtrainer geworden, und später hat er das ein Jahr an einer Uni auch unterrichtet. Obwohl er auch heutzutage gerne Sport treibt – z.B. geht er jeden Sonntag mindestens zehn Kilometer joggen – hat er schließlich seine Karriere nicht im Sport, sondern im Bereich der Linguistik gemacht.

„Zur Sprachwissenschaft bin ich durch einen Zufall gekommen.“
Eigentlich gab es in jener Zeit keine linguistische Disziplin in den Schulen. Aber zum Glück gab es jemanden, der es für wichtig gehalten hat, dass die Studierenden schriftliche Arbeiten abfassen, etwas selber untersuchen und dann etwas zu Papier bringen. Während dieses Studiums ist er zum ersten Mal auf die Sprachwissenschaft getroffen. „Und das hat mich letztendlich zur Linguistik gebracht. Und ich habe von daher Impulse bekommen, die mein ganzes Leben beeinflusst haben“, erzählt Lüger. Er hat in Freiburg Deutsch, Französisch und Sport studiert und war ein Jahr während des Studiums in Frankreich. Da hat er Frankreich näher kennengelernt. Seitdem war er auch schon öfter im Ausland, weil er mehrere Einladungen bekommen hat. Er war in Finnland, in Polen – in Rzeszov und in Krakau – und natürlich in Frankreich bzw. jetzt in Ungarn. Er war auch schon früher in Ungarn, als Tourist in Budapest. Szeged findet er toll, und über die ungarischen Menschen denkt er, dass sie sehr freundlich sind. Wie er bemerkte, „gibt es in Ungarn zum Glück Menschen, die Deutsch sprechen, und insofern kann man hier auch als nicht ungarisch Sprechender überleben“.
Beim Bologna-Prozess sieht er sowohl die Vor- als auch die Nachteile. Als positive Seite hat er erwähnt, dass wegen des Prozesses immer sichtbarer wird, dass jedes Land näher einander steht. Aber natürlich kennt er den negativen Teil dieses Studiensystems. „Vor der Reform ist vieles ganz anders gewesen“, behauptet er. „Man konnte vergleichsweise frei studieren, frei in dem Sinne, dass man auswählen konnte, wann man was macht“.

„Michel Bréal war der Lehrer von Saussaure“
Wie alle Professoren hat auch Herr Lüger noch viele Pläne im Leben, die er erreichen oder verwirklichen will. Der erste von diesen Plänen ist ein Buch über Michel Jules Alfred Bréal. „Michel Bréal war sozusagen der Lehrer von Saussaure“, betont er, und bedauert, „dass man nur ein bisschen wenig Notiz genommen hat von ihm“. Zweitens gibt es ein Buch über Landauer Profile und Karrieren in Vorbereitung von Lüger. In diesem Buch geht es um historische Personen, Autoren, Revolutionäre, Dichter und Künstler. Schließlich ist das Buch, das er im Moment vorbereitet und das er „schon lange hatte fertig haben wollen, ein Buch über Frankreich, wo es mir jetzt um einzelne Themen zu Frankreich geht, wie die politischen Strukturen, das Bildungswesen, Wirtschafts- und Sozialstruktur, Massenmedien, deutsch-französische Beziehung“, erfahren wir vom Professor. Dieses Buch scheint wirklich interessant und nützlich zu sein, weil er und seine zwei Kollegen es mit vielen Dokumenten, Arbeitsaufgaben, einem großen Anhang und mit CD-ROM herausgeben möchten. Wir hoffen, bald diese Bücher lesen zu können.
Wir möchten uns nicht nur für die perfekten Vorträge, sondern auch für die Spende bedanken, die er dem GeMa gegeben hat. Er hält dieses Magazin auch deshalb für gut, weil es ein Symbol für die Germanistikstudierenden in Szeged geworden ist. Wir konnten die berufliche Seite von Heinz-Helmut Lüger durch seine Vorträge, seine menschliche Seite durch seinen Aufenthalt in Ungarn kennen lernen. Wir haben schnell entdeckt, was für ein vielfältiger Mensch er ist, der sich nicht nur für seine wissenschaftlichen Forschungsbereiche, sondern auch für viele andere Bereiche interessiert.