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Zeitung << 2/2009 << Der erste mögliche Schritt zu einem Studium in Deutschland


Der erste mögliche Schritt zu einem Studium in Deutschland
Die DSD-Prüfung

Autorin: Csilla Sztankó

Als Studentin habe ich schon viele heftige Prüfungssituationen hinter mir. Das Abitur und die anderen Prüfungen während der Schulzeit scheinen nicht mehr so schwer zu sein, wie ich es damals erlebt habe. So denken die ehemaligen Schülerinnen des Petõfi-Sándor-Gymnasiums in Mezõberény über die DSD-Prüfung, die aus heutiger Sicht lange nicht mehr so kompliziert in ihren Erinnerungen erscheint. Über die Erlebnisse bezüglich der Prüfung habe ich Klaudia Palik, Nikolett Nagy, Ágnes Szabó und Csilla Csatári gefragt. Sie haben im Petõfi-Sándor-Gymnasium in Mezõberény Deutsch gelernt. Zur Zeit studieren sie Germanistik an der Universität Szeged.

Das DSD II ist in vieler Hinsicht anders als die anderen Sprachprüfungen. Den wesentlichen Unterschied kann man beim mündlichen Prüfungsteil bemerken, wo die Schüler ein ausgewähltes Thema in ein paar Minuten mit eigener Stellungnahme zu dem jeweiligen Thema präsentieren sollen. Ich war neugierig wie meine Gesprächspartner damals die Prüfung gefunden haben. Die Antworten waren unterschiedlich. Csilla fand z.B. den mündlichen Teil einfacher als die anderen Prüfungen, die Mehrheit war aber der Meinung, dass es etwas komplizierter war als die herkömmlichen Sprachprüfungen.
Nikolett meint, dass es auch deswegen besonders schwierig war, da keine Liste für die möglichen Themen zur Verfügung stand. Die Schüler mussten selbst ein eigenständiges Thema aussuchen, das möglichst mit der Kultur eines der deutschsprachigen Länder in Zusammenhang steht. Dabei werden die Schüler von den Lehrkräften der Schule unterstützt. „Unsere Lehrerin hat uns Vorschläge bei der Themenauswahl gegeben, z.B. wie wir unser Thema vorstellen sollen bzw. welche Punkte wir hervorheben sollen.”, erzählt Klaudia. Solche Themen waren unter anderem Sissis Leben oder die berühmten Schokoladen Deutschlands oder der Schweiz.
Die DSD-Prüfung wird im Auftrag der Kultusministerkonferenz von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in Deutschland entwickelt. Vielleicht deswegen ist der Aufbau der Prüfung für uns Ungarn so ungewöhnlich. Bei der Auswertung wird darauf ein großer Akzent gelegt, ob der Schüler das jeweilige Thema kritisch durchleuchten kann. Das größte Problem ist, dass die ungarischen Schüler im Rahmen des Unterrichts solchen Problemlösungsmethoden leider kaum begegnen. Für Ungarn ist Frontalunterricht charakteristisch, wobei Schüler eine passive Rolle innehaben.
Das Petõfi-Sándor-Gymnasium kann leider keinen Vorbereitungskurs auf die Prüfung anbieten, weil die Schüler mit ihren 35 Stunden pro Woche fast überfordert sind. Die Übungen und die Vorbereitung auf diese Prüfung müssen deshalb in den normalen Deutschunterricht eingebettet werden. Ágnes fand es nützlich, dass sie eine Probeprüfung während einer der letzten Stunden organisiert haben, damit sie sich genau vorstellen konnten, wie der Prüfungsprozess in der Tat läuft. Trotz allen Schwierigkeiten, die sich aus den hohen Erwartungen und dem Unterschied zwischen ungarischen und deutschen Lern- und Lehrmethoden ergeben, können die meisten Schüler des Petõfi-Gymnasiums (etwa 75%) das DSD erfolgreich ablegen. Diese Rate ist ein bedeutender Indikator des Gelingens der Bildung in dem Petõfi Gymnasium. Der Erfolg ist aber nicht nur den Schülern zu danken. Auch die gut qualifizierten Lehrkräfte haben dazu zu einem großen Teil beigetragen.


Das Petõfi-Sándor-Gymnasium in Mezõberény als DSD-Schule in Ungarn

Das Petõfi-Sándor-Gymnasium in Me­zõ­­berény ist eine sog. DSD-Schule, eine der DSD-Schulen in Ungarn. Die Schüler, die hier im bilingualen Programm lernen, müssen an der DSD-Prüfung teilnehmen. Die Abkürzung DSD steht für das deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz. Die Möglichkeit, die DSD-Prüfung abzulegen, ist ein großer Anziehungsfaktor der Schule. Was die Schüler vielleicht an dieser Prüfung besonders anspricht, ist die Chance, in einem deutschsprachigen Land zu studieren. Es ist für viele bestimmt sehr reizvoll, wobei hinzugefügt werden muss, dass die Voraussetzungen recht hoch sind. Vom Niveau her ist die Prüfung sehr anspruchsvoll. Sie orientiert sich am Niveau C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Das Erhalten des Zeugnisses bedeutet auch beim Aufnahmeverfahren an eine Universität in Ungarn Vorteile: 50 Punkte, die für einen Abiturienten, der sich um ein Studium bewerben möchte, nicht irrelevant sind. Diese europaweit anerkannte Prüfung hat aber nicht nur den bloßen Zweck, eine Berechtigung zum Studium an einer deutschen Universität oder Hochschule zu geben. Sie beeinflusst den Deutschunterricht in vielen Ländern und schafft eine Vergleichbarkeit der Leistungen zwischen den Ländern.