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Zeitung << 2/2009 << Wie Deutsche in Szeged leben?
Wie Deutsche in Szeged leben?
Deutsche Medizinstudenten an der Universität Szeged
Autorin: Mónika Mencel
,,Szeged ist die Stadt des Sonnenscheins”, sagt man. Es ist wahr, und auch deswegen wählen viele Studenten die verschiedenen Universitätsfächer in Szeged. Auch viele Ausländer. Warum wählen aber deutsche Jugendliche die ungarische Stadt Szeged als Studienstandort? 2010 wird der deutschsprachige Medizinstudiengang in Szeged zehn Jahre alt. 15 deutsche Medizinstudentinnen und -studenten habe ich im September 2009 befragt.
Unter den Medizinstudentinnen und -studenten studieren jedes Jahr circa hundert Studierende aus Deutschland. Im Allgemeinen studieren sie deswegen in Szeged, weil sie in Deutschland keinen Studienplatz für Medizin bekommen haben und/oder ihre Bekannten in Szeged studieren oder studiert haben. Die 15 befragten Studierenden kommen aus unterschiedlichen Städten aus Deutschland: Berlin, Koblenz, Bayreuth oder Frankfurt am Main. Sie sind im ersten Studienjahr und wollen bis 2011 in Ungarn bleiben, danach möchten sie ihre Studien in Deutschland fortsetzen. Wahrscheinlich wird es ihnen gelingen, da die Statistiken zeigen, dass 80-90 Prozent der Szegeder Absolventen an eine Medizinhochschule oder eine Universität in Deutschland aufgenommen werden.
Hans sagte mir, dass die meisten von ihnen nicht als Arzt in Ungarn arbeiten möchten, weil die ungarischen Ärzte nicht so gut verdienen und auch das Gesundheitswesen und die Infrastruktur der Krankenhäuser in Ungarn nicht entsprechend sind. Sie nehmen an in einem zweijährigen Grundmodul an der Uni Szeged teil. Der Unterricht läuft auf Deutsch, weil die Universitätslehrer in Szeged auch auf diesen Gebieten geschulte Fachleute sind. In erstem Studienjahr studieren sie Anatomie, Zellbiologie, Physik, Latein, Chemie, Histologie und sie können auch noch andere Kurse belegen. Sie lernen auch Ungarisch in Seminargruppen. Im zweiten Studienjahr sind Anatomie, Physiologie und Biochemie auf dem Studienplan. Sie nehmen auch im ganzen Studienjahr an Übungen und Vorlesungen dieser Unterrichtfächer teil. Am Ende des zweiten Studienjahres müssen sie drei Rigorosen, in Anatomie, Biochemie und in Physiologie ablegen.
Die meisten von ihnen sind zufrieden mit der Qualität des ungarischen Medizinunterrichts, aber sie möchten nach zwei Jahren ihre Studien in Deutschland fortsetzen. Nach ihren Angaben gibt es an den deutschen medizinischen Universitäten größere Seminargruppen, und in den ersten zwei Jahren studieren die Deutschen in Deutschland mehr, als die deutschen Medizinstudenten in Szeged.
Die meisten deutschen Studierenden fahren mit dem Fahrrad, gehen zu Fuß oder auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch Inke fährt oft mit dem Fahrrad. Sie beklagt sich, dass Radfahren heutzutage sehr gefährlich in Szeged sein kann. Grund dafür ist oft der Straßenbau, und es gibt auch zu wenig Fahrradwege in Szeged. Einige der befragten deutschen Medizinstudenten sind mit dem Fahrrad auch schon auf dem Fußweg gefahren, weshalb sie aber von den Polizisten bestraft wurden und 20.000 Forint (ca. 70 Euro) bezahlen mussten. Wie auch Hans. Michael sagte dazu Folgendes: ,,Die Polizisten haben uns kein Verständnis entgegen gebracht, und sie waren sehr-sehr unhöflich.“. Diese Tatsache stimmt nachdenklich.
90 Prozent der befragten deutschen Medizinstudenten denken, dass die Szegeder Einwohner hilfsbereite, höfliche, nette Menschen sind. Die deutschen Medizinstudenten verbringen ihre Freizeit oft zusammen. Ihre beliebtesten Freizeitbeschäftigungen sind: Besuch im SZOTE-Klub, im JATE-Klub, Sport treiben, Skateboard fahren, Stadtbummel, Freunde treffen, Basketball spielen. Die Studentinnen besuchen gern die Einkaufszentren und die anderen Geschäften in Szeged, aber sie beklagen sich, dass es in Szeged insgesamt wenige Geschäfte gibt. Sie vermissen zum Beispiel H&M. Es ist von Vorteil für sie, dass alle Geschäfte und Universitätsgebäude nah beieinander liegen. Sie freuen sich, dass in Szeged viele Deutsch sprechen, sogar in den Copyshops.
Sie finden die ungarische Sprache furchtbar schwierig, und die Aussprache ist auch ein Problem für sie. Deshalb lernen sie Ungarisch in kleinen Gruppen. Mit dem Ungarischunterricht sind sie zufrieden. Sie werden von sachkundigen Deutschlehrerinnen, ungarischen Muttersprachlerinnen, unterrichtet.
In den Studienferien fahren viele deutsche Medizinstudenten nach Hause, aber einige von ihnen bleiben in Szeged. Von der Prüfungszeit erwarten sie viel Stress, aber sie wissen, dass sie für den Erfolg viel lernen müssen. Die deutschen Medizinstudenten können in Szeged die ungarische Kultur kennen lernen. Durch Gespräche mit ihnen können wir auch etwas von der deutschen Kultur, den deutschen Gewohnheiten und der deutschen Mentalität kennen lernen, was sich auch in meinem Gespräch mit ihnen herausgestellt hat.
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