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Zeitung << 2/2009 << Ein neues Buch über die Geschäftskommunikation auf Deutsch


„Ohne Fundament kann kein Haus gebaut werden.”
Ein neues Buch über die Geschäftskommunikation auf Deutsch

Autorin: Krisztina Szilaski

„Ich nehme an, Sie haben sich verwählt. Welche Nummer haben Sie vorliegen?”. Oder: „Bitte intern kopieren!” und ein anderes Mal „Ich habe eine provisorische Buchung vorgenommen.”. Aber es reicht auch, wenn man als Studierende ein Referat halten muss und es kommen technische Probleme vor: „Haben wir die Möglichkeit Dias zu präsentieren?” Sind uns diese Formulierungen bekannt? Verfügt man über (sehr) gute deutsche Sprachkenntnisse, so kann man leicht mit dem Gedanken spielen, dass man sich in allen alltäglichen Situationen, in denen die Deutschkenntnisse gebraucht werden, zurechtfindet.
Als Germanistikstudentin gerate ich oft in solche alltäglichen Situationen, in denen ich mir kurz überlegen muss, welche spezifischen Formulierungen ich verwenden soll. Ich glaube, die Frage „Wie formuliere ich das jetzt sprachlich korrekt?” kommt jedem bekannt vor. Dies ist ein großes Hindernis vor allem in der mündlichen Kommunikation, die die raschen, spontanen Reaktionen von beiden Sprechpartnern erfordert. Hier hat man nicht die Gelegenheit im Wörterbuch nachzuschlagen. Dabei taucht die Frage auf: Wo und wie kann ich mir diese Ausdrucksweisen aneignen? Darauf folgt gleich der Gedanke: In deutschsprachigen Ländern. Nicht unbedingt!

Redemittel, Mustersätze, Fachwortschatz, Wörterbuch
Edit Gyáfrás hat die Lizenzausgabe des Buches Geschäftssprache mündlich und schriftlich (deutsch-englisch) ins Ungarische übersetzt und damit die ungarische Ausgabe verfasst. Deutsche Geschäftssprache. Beim ersten Hören denkt man: das geht nur Geschäftsleute an.
Die von Edit Gyáfrás verfasste Lizenzausgabe ist auf richtige Standardformulierungen und Redewendungen in den Bereichen Briefwechsel, Gästebewirtung, Small Talk, Organisation von Flügen und Telefonaten gerichtet. Auf den Briefwechsel legt die Verfasserin sehr großen Wert. Dabei stellt sie die Textbausteine und das Aussehen des Briefes durch Musterbriefe dar. Sie gibt auch Tipps dazu, wie man die Einführung des Briefes formulieren soll bzw. welche Abschlussfloskeln man am Ende des Briefes schreiben könnte. Bei der Sachbearbeitung werden Geschäftsthemen wie Bestellung, Anlagen, Lieferung hervorgehoben. Formulierungen zu Glückwünschen, zu Einladungen und zur Buchung im Hotel werden auch zusammengestellt.
Bei der Führung von Telefongesprächen werden Beispiele aus dem Alltag hervorgehoben, wie man z.B. einen ungebetenen Anrufer abwimmelt oder auf welcher Art und Weise man die Verständigungsschwierigkeiten lösen kann. Wie wir es sehen können, berühren alle diese Bausteine, Themenbereiche des Buches auch das alltägliche Leben, so auch das von uns Germanistikstudierenden. Denn man sollte schon wissen, wie man mit jemandem einen Termin vereinbart (auch im Falle von einem Interview) oder wenn man sich um ein Stipendium bewerben möchte und dazu die richtigen Formulierungen zu einem Brief braucht. Oder nehmen wir ein einfaches Beispiel: wir möchten in den Urlaub fahren und wir müssen die Unterkunft selber organisieren.
In einem weiteren Bestandteil des Buches geht es um Grammatik: Artikel aus den EU-Ländern. Die Einsetzung dieser Rubrik war die eigene Idee von Edit Gyáfrás, wie sie das dem GeMa mitteilte. Die wichtigsten Städte auf Deutsch und ihre Rufnummer, Namen der Monate und der Wochentage und ein internationales Verzeichnis bestimmter Länder werden auch erläutert.
Am Ende des Bandes ist ein kleines zweisprachiges Wörterbuch zu finden und zuletzt folgt eine kleine Übersetzungsaufgabe zur Übung und zur Selbstkontrolle. Basis des Buches ist also der alltägliche Wortschatz in deutscher Sprache. Das Buch hat eine sehr gut überdachte Gliederung und zeigt die große Erfahrung der Verfasserin im Thema.
Eine zusätzliche Zielgruppe des Buches bilden Fachübersetzer. „Ohne Fundament kann kein Haus gebaut werden. Das funktioniert ebenso beim Fremdsprachenlernen”, behauptet Edit Gyáfrás. Die lange Arbeit beruht auf den Erfahrungen von zehn Jahren und auf der Praxis in ihrem Alltag. „Es war eine schöne Arbeit, man konnte davon viel lernen”, meint sie mit einem freundlichen Lächeln.

Arbeit an der Lizenzausgabe
An der Lizenzausgabe mussten einige Änderungen durchgeführt werden. „Bei der Übersetzung des Buches bestand die eigene Idee darin, dass ich es mit eigenen Bezügen persönlicher gemacht habe”, sagt Edit Gyáfrás. Die Beispielsätze musste sie so umformulieren, dass sie dann den Anforderungen des ungarischen Marktes entsprechen. Den kleinen Wörterbuchteil hat sie vollkommen überarbeitet. Auch die Übersetzungsaufgabe ist die eigene Idee von Gyáfrás, die sie auch schon in ihren Grammatikseminaren an der Universität Szeged gerne verwendet hatte. Ihre überarbeitete und von ihr verfasste Aufgabe empfiehlt sie mehreren Zielgruppen: Germanistikstudierenden (die nicht unbedingt Lehrer werden wollen), Studierenden an der Wirtschaftshochschule und all denen, die Interesse am Thema haben. Nach der Meinung von Edit Gyáfrás kann man den Band auch zum Lernen bzw. zu Forschungen in der kontrastiven Linguistik verwenden.
Ich stellte ihr die Frage, ob sie während der Überarbeitung vor Probleme gestellt wurde. Sie gab die Antwort: „Es fiel mir schwer mit dem Gehirn der ungarischen Zielgruppe zu denken.” Es gehörte zu ihren Zielen, dass das Buch den Ansprüchen der ungarischen Zielgruppe entsprechen soll.
Sie ist der Meinung, dass es wichtig sei, die potenzielle Zielgruppe zu motivieren.
Edit Gyáfrás fühlt sich sehr wohl beim Grimm Verlag, an ihrem neuen Arbeitsplatz. „Ich habe so gute Kollegen wie die Studierenden. Sie sind zwar andere Persönlichkeiten, aber sie sind ebenso wertvoll”, sagt sie. Nach 15 Jahren Erfahrung als Universitätsdozentin ist sie der Meinung, dass man sich immer etwas Neues aneignen kann. Das Wissen kann man niemandem wegnehmen, Qualität zahlt sich langfristig aus – waren die persönlichen Schlussformulierungen von Edit Gyáfrás beim Gespräch, das für mich ein Erlebnis war. Das Buch kann ich jedem Interessenten wärmstens empfehlen.


Edit Gyáfrás

Im Jahre 2004 erschien bereits ein Wirtschaftswörterbuch von Edit Gyáfrás: ein zweisprachiges Wirtschaftswörterbuch Deutsch-Ungarisch, Ungarisch-Deutsch, das Edit Gyáfrás zusammen mit Csilla Bernáth erstellt hat. Es richtet sich an Laien, an Germanistikstudierende und auch an Studierende von Wirtschaftshochschulen. Edit Gyáfrás verbrachte ein Semester im IIK (Institut für internationale Kommunikation) in Düsseldorf mit Hilfe eines Tempus-Stipendiums, wo sie Interesse an der deutschen Wirtschaftssprache fand. So vertiefte sie sich aus Interesse und aus Erfolgserlebnis in dieses Thema. Anschließend traf sie die Entscheidung Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftshochschule in Budapest zu studieren. Ihre deutschen Sprachkenntnisse und ihr Studium an der Wirtschaftshochschule betrachtet sie als eine Fundgrube der Möglichkeiten. Selbstbefindung und Interesse waren und sind ihre Motivationen zur Weiterbildung. Während sie sich zur Zeit beim Grimm Verlag in Szeged mit Lexikographie beschäftigt, ist sie auch als Fachübersetzerin tätig, und sie unterrichtet auch als Lehrbeauftragte bei der Dolmetscherausbildung an der Universität Szeged. In deutscher Wirtschaftssprache gibt sie auch Privatstunden für Volkswirtschaftler.

Edit Gyáfrás: Üzleti kommunikáció szóban és írásban. Német. Szeged: Grimm Verlag 2009.