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Zeitung << 2/2009 << Verschiedene Nationen, gemeinsames Radio


Verschiedene Nationen, gemeinsames Radio
Radio Multicult 2.0

Autorin: Anett Sóti

In Berlin kann man türkische, mexikanische oder äthiopische Spezialitäten essen, zu Balkan-Konzerten oder zur Russendisko gehen, Tango- und Salsa-Abende besuchen oder an ungarischen Sprachkursen teilnehmen. Überall trifft man Menschen aus anderen Kulturen und kommt mit ihnen ins Gespräch. Zu einer solchen vielfältigen und multikulturellen Metropole gehören selbstverständlich auch interkulturelle Medien wie Radio Multicult 2.0, das nicht nur für Deutsche, sondern auch für Minderheiten Sendungen ausstrahlt.

Warum 2.0?
Am 31. Dezember 2008 strahlte Radio Multicult 2.0 als Webradio im Internet seine erste Sendung aus, nachdem Radio Multikulti aus Sparzwängen abgeschaltet worden war. „Der Name 2.0 hat zwei symbolische Bedeutungen. Die eine Bedeutung ist, dass 2.0 die neue Generation des Webs repräsentiert und die zweite ist die Tatsache, dass es eben das zweite Multikulti-Radio in der Region Berlin und Brandenburg ist“, sagte Brigitta Gabrin, Projektmanagerin des Radio Multicult 2.0.
Als Hauptstadtregion und Medienstandort braucht Berlin-Brandenburg laut Brigitta Gabrin ein multikulturelles Medium, das alle ethnischen Gruppen anspricht und zusammenbringt. „Die Welt ist viel globaler und multikultureller geworden, daher versuchen wir sie so multikulturell und bunt zu spiegeln, wie sie wirklich ist“, sagte sie. Das Radio macht diese Vielfalt der Region Berlin-Brandenburg zu seinem Programm. Es hat arabische, südslawische, kurdische, mazedonische, albanische sowie persische Sendungen und diese geben den Zuhörern Tipps in vielfältigen Themenbereichen von Kultur bis zur Politik.

Mitarbeiter und Zuhörer
Radio Multicult 2.0 will nicht nur kulturelle Vielfalt repräsentieren, sondern auch eine Plattform anbieten, die von Migranten und Migrantinnen mitgestaltet wird. Die Mitarbeiter beim Radio sind Fachjournalisten mit Wurzeln aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen. Ihr Programm spricht unterschiedliche Gemeinschaften an, zum Teil in ihrer Muttersprache. Ihre Zielsetzung ist, dass alle Nationalitäten, die dauerhaft in der Region Berlin-Brandenburg leben, sich selbst als gleichberechtigten Teil einer vielfältigen Gemeinschaft in Deutschland betrachten können. Sie wollen nicht nur die Integration der Migranten und Postmigranten fördern, sondern auch ein besseres gegenseitiges Verständnis zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen schaffen. Solche Radiosender sind in diesem Bereich notwendig und zukunftsweisend, weil die Zahl der Journalisten mit Migrationshintergrund in Deutschland in der Zukunft deutlich steigen wird.

Zukünftige Pläne
„Wir wollen ein partizipatives Radio sein und nicht nur über das Leben in den Kiezen Berlins und der Region Brandenburgs berichten, sondern auch selbst in ihnen aktiv sein und aktivieren“, so Brigitta. Außerdem haben sie vor, ein gläsernes Studio zu schaffen. Sie wollen den Deutschen und den „Neu-Deutschen“ auch ein Forum für Debatten anbieten und die Medienkompetenz aktiv fördern. Als zukünftiges journalistisches Kompetenzzentrum haben sie vor, kulturelle Vielfalt als Normalität im Programm abzubilden, die Möglichkeiten einer Einwanderungsgesellschaft zu zeigen sowie die Hintergründe und die Lösungsansätze einiger Konflikte bekannt zu machen.
Sie möchten mit Hilfe von innovativen technischen Mitteln eine ganz neue Medienform schaffen. Multicult ist ein Radio, das von allen mitgestaltet werden kann und allen zugänglich ist. „Ich kannte auch den Vorgänger-Sender Radio Multikulti, aber nicht in erster Linie durch das gute Radioprogramm, sondern vielmehr, weil er zum Stadtbild von Berlin für mich dazugehört hat. Ich tanze gern Salsa und mag afrikanische Musik. Wann immer es ein Konzert gab, war Multikulti der Partner dieser Veranstaltung. Ich habe es also emotional immer als dazugehörig empfunden“, teilte Stefan Kirsch, Webredakteur von Radio Multicult mit. So soll eine Software muttersprachliche Sendungen für alle verständlich machen. Für ihre Zuhörer heißt das, per Mausklick entscheiden zu können, ob sie zum Beispiel eine albanische Sendung im Original oder in einer deutschen oder englischen Übersetzung hören wollen. Dabei handelt es sich nicht um automatische Simultanübersetzungen, sondern um vorproduzierte Dateien, redaktionelle Zusammenfassungen der Originalsendungen. Stefan genießt seine Tätigkeit beim Radio und mag dort sehr das multikulturelle Arbeitsumfeld. Er hat das gute Gefühl, dass er bei diesem Radio hineinpasst und dort gerne „zum Wohle der Menschheit“ arbeitet. Nicht zuletzt hat er die Überzeugung, dass Berlin und die Welt Radio Multicult 2.0 braucht.