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Zeitung << 2/2009 << Besuch bei der Taz
„Man muss eigene Ideen haben, die man auch offensiv vertritt“
Besuch bei der Taz
Autorin: Krisztina Erdélyi
Was ist Taz? Diese Frage stellt man sich sofort. Als ich den Zeitungsnamen – ja es ist eine Zeitung – hörte, überlegte ich auch, was das wirklich sein sollte. Es muss etwas mit Medien zu tun haben, dachte ich. Wir waren doch im November 2009 auf dem Journalistenworkshop ungarischer Germanistikmagazine in Berlin. Also ist es wahrscheinlich ein Radio-, Fernsehkanal oder eine Zeitung. Die Taz ist letzteres: eine Tageszeitung, gekürzt Taz.
Die Taz ist eine überregionale Tageszeitung. Sie existiert seit dem 17. April 1979 und wurde von einer linken Bewegung, den Grünen, begründet. Die Zeitung hat eine Auflage von 60.000 Exemplaren, und erscheint bundesweit, wie Weltkompakt oder die Bild.
Wir sahen uns auch das Symbol der Zeitung an. Es ist eine Pfote, eine Katzenpfote. So ähnlich wie die der Jack Wolfskin Klamottenmarke. J. Wolfskin war der erste, der dieses Symbol registrieren ließ.
Diese Tageszeitung gründete auch noch eine Taz Akademie, und den Taz Panter Preis. Die Taz Akademie wurde gegründet, damit junge und talentierte Journalisten die Möglichkeit haben, Erfahrungen zu sammeln und ihr Können auf die Probe zu stellen. Der Taz Panter Preis ehrt die Heldinnen und Helden des Alltags. Menschen, die besonders sind und trotzdem nicht in die Öffentlichkeit kommen.
Redaktionssitzung bei der Taz
An dem Tag, an dem wir zur Redaktionssitzung eingeladen waren, traf ich Lajos Grund, den Kollegen aus Piliscsaba, vor dem Starbucks Café in der Friedrichstraße. Mit ihm machte ich eine Radiosendung über die Taz. Er studiert an der Péter-Pázmány-Universität in Piliscsaba und nahm am Journalistenworkshop als Chefredakteur des dortigen deutschsprachigen Magazins Insel ebenfalls teil.
Der Tag war ein bisschen kalt, was ich für einen 17. November ganz normal fand. Wir tranken Kaffee und trafen danach noch die weiteren Teilnehmer unseres Workshops. Zusammen sind wir ins Café der Taz gegangen. Dort konnte man sofort die neueste, frische Tageszeitung lesen und natürlich auch die Konkurrenz, wie zum Beispiel den Tagesspiegel, die Berliner Zeitung oder den Spiegel. Auf dem Tisch bei der Eingangstür lag eine Sonderausgabe der Taz, weil die Zeitung in diesem Jahr 30 Jahre alt geworden ist.
Um 9 Uhr mussten wir das Café verlassen, um zur Redaktionssitzung zu gehen. Der Raum, der hell und schön dekoriert war, war voll. Voll mit Leuten und voll mit Energie. Die Journalisten versammelten sich und brachten Kaffee oder Tee mit. Sie waren beschäftigt, aber locker und unterhielten sich miteinander. Es war spannend, Profis die bei so einer Zeitung arbeiten, zu sehen.
Die Chefredakteurin setzte sich mit dem charakteristischen Merkmal einer Chefredakteurin auf ihren Stuhl. Sie begrüßte die Kollegen und die lockere Stimmung löste sich auf. Sie teilte die zu besprechenden Themen mit und es ging los. Die Journalisten schlugen ihre Meinungen und Ideen vor. Mit der Zeit wurde die Stimmung immer angespannter. Einige hatten Meinungen, die die anderen nicht hören wollten. Man konnte das mehr an den Gesichtern erkennen, oder an den Gesprächen, die oberflächlich und diplomatisch formuliert waren. Es ist wahrscheinlich nicht einfach hier zu arbeiten, dass man bei so einer linksseitigen Zeitung arbeitet, und man darf hier seine Meinungen trotzdem frei in den Artikeln schreiben. Die Chefredakteurin konnte mit den Situationen immer diplomatisch umgehen.
Am Ende der Sitzung wussten alle, was sie im weiteren Verlauf des Tages machen sollten. Sie besprachen das in der Sitzung und gingen an ihre Schreibtische. Sie sahen motiviert aus.
Interview mit dem Taz-Redakteur Gordon Repinski
Nach der Sitzung besprachen wir mit Lajos, was wir am Nachmittag beim nächsten Besuch bei der Taz, den Redakteur in unserem Interview fragen wollten. Es war nicht einfach. Was sollte man fragen? Wir überlegten genau, aber am Ende halfen noch die anderen, die dabei waren. Ich konnte leider nicht dabei sein, weil ich ein Seminar an der Humboldt-Universität hatte, wo ich ein Semester studierte. Zum Glück funktionierte alles mit dem Aufnahmegerät und so konnte ich alles später hören.
Der nette Redakteur Gordon Repinski, den wir interviewen durften, arbeitet seit Juni 2009 bei der Taz. Er ist 32 Jahre alt und auf das Thema Bildungssystem spezialisiert. Er studierte an der Journalisten-Schule in München und entschied, dass er sein Praktikum bei der Taz machen wollte. Er bekam das Angebot dort zu arbeiten, musste aber sehr schnell anfangen, weil die Tageszeitung den Wahlkampf für die Bundestagswahl vor sich hatte.
Er erzählte uns auch, was diese Zeitung so besonders macht: „Man hat einfach sehr viel Freiheit, auch als junger Journalist. Wir können klarer, auch ein bisschen kindlicher, spielerischer, aber auch politischer sein. Und die Zeitung hat eine besondere Struktur, welche die anderen Zeitungen einfach nicht so haben.“
Mit seinem Rat, einer Botschaft an zukünftige Journalisten, verabschiedete er sich von uns: „Man muss eigene Ideen haben, die man auch offensiv vertritt. Man muss sich einfach Sachen zutrauen und muss Interesse an vielen Sachen haben. Und wenn man all diese Sache mitbringt, dann hat man erst in diesem Bereich Chancen, gut zu werden.“
Wenn ihr auch Journalisten werden möchtet, wenn ihr euch für viele Dinge in der Welt interessiert, dann könnt ihr von solchen Leuten und aus solchen Besuchen viel lernen. Ich genoss den ganzen Workshop, der zwar anstrengend war, mir aber auch viel Energie gab, und wurde immer neugieriger. Also: Seid offen und wach! Und für den Anfang: Kommt zum GeMa! Oder schaut bei uns vorbei!
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