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Zeitung << 2/2009 << Seminar mit Kasseler Gastdozenten
Seminar mit Kasseler Gastdozenten
Stummfilme
Autorin: Viktória Kóger
Diejenigen, die sich für alte deutsche Stummfilme interessieren, konnten diesen Leidenschaften im Wintersemester 2009 im Seminar von Endre Hárs, Dozent des Lehrstuhls für deutsche Literaturwissenschaft an der Uni Szeged huldigen. Bereits im Kommentierten Vorlesungsverzeichnis wurden die Studierenden darauf aufmerksam gemacht, dass nur potenzielle Filmfanatiker und zuverlässige Germanisten diese Lehrveranstaltung besuchen sollten.
Die Vorlesungen in Blockform zu halten, war wegen der beiden Kasseler Gastdozenten nötig, da sie sich leider nur für kurze Zeit in unserem schönen, sonnigen Szeged aufgehalten haben.
Patrick Pfannkuche und Annemarie Uhlman, beide von der Universität Kassel, haben Stummfilme von den bekanntesten deutschen Regisseuren wie Georg Wilhelm Pabst, Friedrich Wilhelm Murnau und Fritz Lang gewählt und sie abends vorgeführt. Anschließend haben die Teilnehmer über den jeweiligen Film ein Referat gehalten.
Die Filme wurden immer am Abend projiziert. Die Uni „by Night“ war ein intensiver Teil des angenehmen Abendprogrammes, sonst haben die armen Germanisten kaum die Möglichkeit, die Mächtigkeit und Stille des Unigebäudes und die Gesellschaft unserer berühmten Ahnen wie Attila József oder Miklós Radnóti zu genießen.
Filmische Erfahrung im Seminar gewinnen
Stummfilme sind durch klare Bildsprache ausgedrückte Kunstwerke, bei denen viel auf der Ebene der Phantasie geklärt wird. Man hat bei einer Diskussion mehr Freiraum, es gibt mehrere Lösungen, mehrere Argumente. Die schriftlichen Narrationen im Stummfilm gelten als wichtige Beziehungspunkte, sonst wird alles durch Einstellungen und Gesten und Mimik der Schauspieler und Schauspielerinnen erzählt. Das Spannendste für mich war, dass ich, ohne den ganzen Film zu kennen, anhand einer zehnminütiger Szene, eine Meinung formulieren und an der Diskussion teilnehmen konnte.
Meine filmische Erfahrung war, dass Stereotypen wie die „naive Verführerin“ Lulu in Pandora oder die leidenden Arbeiter in Langs Metropolis stärker ausgedrückt wurden, als bei heutigen Filmen, wo wir eher komplizierte Mischmasch-Charaktere und unendliche, raffinierte Wendungen in der Geschichte betrachten können.
Bei literarischen Vorlesungen ist die Interaktivität besonders wichtig, weil es immer etwas zu diskutieren, zu analysieren gibt. Die Teilnehmer waren auch sehr engagiert, gut vorbereitet und sprachlich auf hohem Niveau. Ich war positiv überrascht, weil ich solche Diskussionsfähigkeit schon lange nicht mehr erlebt habe.
Stummfilme habe ich als Kind immer mit meinem Vater geguckt. Sie sind für mich Geschichte, sie sind Teil meiner Kindheit. Vielleicht habe ich sie deshalb mehr genossen als ein echtes Hollywoodmovie der ultramodernen Zeit des 21. Jahrhunderts.
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