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Zeitung << 2/2009 << International, Interdisziplinär, interkulturell


International, Interdisziplinär, interkulturell
Zum zweiten Mal „Berlin inter3”an der Humboldt-Universität zu Berlin

Autorin: Anikó Mészáros

Als ich am schwarzen Brett der Uni Szeged die Ausschreibung über das Erasmus-Stipendium „Berlin Inter3” gelesen habe, wusste ich nicht genau, worum es sich bei diesem Programm handelt. Aber ich bin der Meinung, man muss als Germanistikstudentin alle Möglichkeiten nutzen um nach Deutschland zu fahren. So habe ich mich informiert. Ich wusste dass unser Chefredakteur András Horváth letztes Jahr mitgemacht hat. So habe ich ihn darüber ein bisschen gefragt. Da die bisherigen Erfahrungen positiv schienen, habe ich nicht lange nachgedacht, mich darum zu bewerben. Schnell Lebenslauf ausdrucken, Motivationsbrief schreiben und Bewerbung abgeben. Ich musste nur warten.

Wie letztes Jahr, konnten diesmal auch sieben StudentInnen aus Szeged unsere Universität repräsentieren, und ich war eine von ihnen. Als ich Bescheid bekommen habe, dass ich an dieser Veranstaltung teilnehmen darf, freute ich mich darüber sehr. Mein Glücksgefühl wurde nur durch Sorgen unterbrochen: „Ok, ich habe jetzt zwei Stipendien, eins in Berlin für drei Wochen und eins in Regensburg für das Wintersemester. Sie müssen nur organisiert werden. Ich fliege erst nach Berlin, am Ende des Programms von Berlin nach Nürnberg, und von Nürnberg nach Regensburg. So einfach ist es”, beruhigte ich mich. Theoretisch war es schon einfach, aber jetzt kommt der zweite Schritt: die Buchung von Tickets. Die Termine müssen miteinander passen. Ich habe Glück gehabt, da das Programm in Berlin am 15. September anfängt und am 3. Oktober endet, Heimfahrt am 4. Oktober, das heißt ich fahre nicht heim, sondern einfach nach Regensburg, wo man bis zum 5. Oktober ankommen sollte.

Ankunft in Berlin
Nach anderthalbstündigem Flug waren wir in Berlin, was mir komisches Gefühl machte, als ob ich nicht in Deutschland wäre, denn die Zugfahrt dauert ja ca. acht Stunden. Nachdem die Anfangsschwierigkeiten mit dem Ticket und mit der Orientierung zu unserer Unterkunft gelöst wurden, haben wir die Organisatoren getroffen. Da haben wir unsere Schlüssel zu den DDR-Ferienwohnungen bekommen. Und was heißt DDR-Ferienwohnung? Die Wohnungen haben zwei Zimmer, Bad, Küche und sind im DDR-Stil eingerichtet: Tapete mit Blumenmuster, Radio und Fernseher. Wir haben oft darüber gelacht, dass wir das DDR-Museum gar nicht besuchen brauchen, da wir „in der DDR” wohnen. Von den Organisatoren haben wir erfahren, dass wir kulturell gemischt in die Zimmer eingeteilt wurden, worüber ich mich sehr freute, weil es damit erleichtert wurde, mit den anderen Nationen Kontakte zu knüpfen. An diesem Tag hatten wir keine andere Aufgabe, nur das Auspacken.

Erasmus-Intensivprogramm „inter3“
Der nächste Tag begann mit einer Begrüßung und mit der ersten Veranstaltung. Von da ab hatten wir jeden Tag ein anderes Thema mit neuen Dozenten, vor allem in Bereichen „Linguistik”, „Literaturwissenschaft” und „Fachdidaktik”. Nicht nur die Stipendiaten waren aus verschiedenen Ländern, sondern auch die Dozentinnen. Die Beteiligten kamen von den Erasmus- Partneruniversitäten der HU, unter anderem der Aristoteles Universität Thessaloniki, der Universität Istanbul, dem King‘s College London, der Universität Warschau, der Universität Roskilde, der Universität Bergamo, und nicht zuletzt der Universität Szeged, mit dem Vortrag von Katalin Petneki.
Obwohl die Palette der behandelten Bereiche sehr vielfältig war, kam als zentrales Thema fast bei allen Vorträgen Berlin vor. Dadurch konnten wir Berlin nicht nur als Stadt, sondern auch aus anderen Aspekten kennen lernen. Die beliebtesten Themen waren „Berlin im Klartext- Textwissen für die Praxis” von Norbert Fries (HU Berlin), wo wir das Stadtmagazin Tip Berlin textlinguistisch analysiert haben; der Vortrag von Agnieszka Dickel (Universität Warschau) mit dem Titel „Berlin im Blick eines fremden Einheimischen”, aufgrund Wladimir Kaminers Buch „Ich bin kein Berliner“; „Berlin in Literatur, Film und Musik”, das Referat von Ralf Klausnitzer (HU Berlin), wo wir uns sowohl deutsche Filme als auch deutsche Songs vor und nach dem Mauerfall angeschaut bzw. angehört haben. Am letzten Tag des Intensivprogramms hat eine Klausur stattgefunden. Zu allen Themen – man sollte drei davon auswählen – gehörten eine oder mehrere Fragen, die man beantworten musste. Der Klausur folgte noch eine Evaluation und am Abend ein gemeinsames Essen.
Neben den Pflichten haben wir natürlich die Möglichkeit gehabt, an fakultativen Programmen teilzunehmen. So haben wir uns zum Beispiel eine Theateraufführung mit dem Titel „Leaving Marzahn” angeschaut, eine Schifffahrt auf der Spree gemacht oder den Flohmarkt besucht. Und es blieb Zeit auch für die Besichtigung der Stadt: Brandenburger Tor, Siegessäule, Fernsehturm oder für den Besuch einiger Museen.
Was ich allen empfehlen könnte, ist das Jüdische Museum, wo die Besucher interaktiv die zweitausendjährige deutsch-jüdische Geschichte erleben können. Digitalisierte Fotoalben, Tonaufnahmen, Filme (Medienstationen), eingerichtete Räume und Alltagsgegenstände helfen verstehen, wie schwer es für die Juden war, ihre Kultur zu pflegen und mit Nicht-Juden zusammenzuleben.
Mit dem Lernen und mit viel Spaß verging die Zeit sehr gemütlich in Berlin, dass die Heimfahrt so schnell herankam. Was mich betrifft, habe ich mit Aufwiedersehensgefühlen von Berlin Abschied genommen und bin nach Nürnberg geflogen, um mit dem fünfmonatigen Erasmus-Stipendium in Regensburg neue Erlebnisse zu sammeln, aber das ist schon eine andere lange Geschichte...