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Zeitung << 2/2009 << Als Tutorinnen in Szeged


Als Tutorinnen in Szeged
Kasseler Tutorinnen – ein bisschen anders

Autor: Árpád Miskolci

Am Anfang dieses Semesters waren wieder zwei Germanistik-Tutorinnen bei uns an der Universität Szeged. Svenja Müllers (23) stammt aus einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein an der Nordseeküste. Sie ist im 7. Semester und studiert Germanistik und Biologie in Kassel. Lucia Zahradnicek (23) studiert Germanistik und Geschichte und schreibt gerade ihre Examensarbeit.

An der Uni Szeged ist das Tutorensystem nur wenig bekannt. Da es bei uns keine Tutoren gibt, wissen wir nur ganz wenig über dieses Programm. Obwohl ich selbst auch am Syntax-Tutorium teilgenommen habe, habe ich nicht viel über die linguistischen Tutorinnen von Professor Ágel erfahren. Wie sind die Tutorinnen ausgewählt worden, welche konkreten Aufgaben haben sie, und was ist ihre Motivation? Warum lohnt es sich eigentlich, Tutor zu werden? Ich versuchte, mit der Hilfe von Lucia und Svenja dieses System auch in der Praxis kennenzulernen.
Die meisten Studenten oder Studentinnen können nicht so einfach Tutor werden. An einigen Unis kann man sich einfach bewerben, aber meistens – wie auch in Kassel – wählen die Professoren die begabtesten und fleißigsten Studenten oder Studentinnen aus und fragen sie, ob sie Tutor werden möchten. Dadurch sind immer nur die Besten ausgewählt und wir haben die Möglichkeit von den Elite-Studenten und –Studentinnen zu lernen.
Tutor zu sein, ist eine gute Mischung aus Geld verdienen und sich selbst fachlich weiter entwickeln. Man muss sehr viel wissen und noch mehr dazulernen, weil man den Stoff so behandeln muss, dass die Studenten und Studentinnen ihn verstehen. Schwierig ist auch, wie man vor einer großen Gruppe sicher sprechen kann – das muss auch unbedingt geplant werden. Und wenn das alles vor einer ausländischen Gruppe passiert, kann es wirklich spannend sein.
Ein Tutor hat grundsätzlich die Aufgaben, beim Lernen zu helfen. Das heißt, den Inhalt der Vorlesung mit den Studenten zu vertiefen, Übungsaufgaben zu machen und die Pflichtlektüre zu besprechen. Sie müssen immer für Fragen zur Verfügung stehen, was auch deswegen wichtig ist, weil die meisten Studenten und Studentinnen in der Vorlesung vor dem Professor Angst haben und keine Frage stellen, da sie denken, dass sie kaum etwas vom Lehrstoff verstehen und etwas Blödes sagen. Das können die Studenten und Studentinnen in diesen Seminaren tun und die Tutoren oder Tutorinnen versuchen ihnen alles klar zu machen.
2006 hat Emma Sajben ein Interview mit der Tutorin Tina Deist im GeMa geführt, in dem sie auch über ihre Erfahrungen gesprochen hat (vgl. GeMa 2/2006: Interview mit Tina Deist, der Tutorin aus Kassel). Tina hat von der Kollegin – die früher schon in Szeged war – gehört, dass bei uns die Studenten und Studentinnen an den Vorlesungen und an den Seminaren kaum teilnehmen und nur einige regelmäßig da sind. Ihre eigene Erfahrung war anders: In ihrer Gruppe waren fast alle Studenten und Studentinnen anwesend beziehungsweise auch sehr aktiv und motiviert. Eine Überraschung war für sie die Durchschnittsnote, da in Kassel eine 3,3 schon als ein gutes Ergebnis gilt.
Svenja und Lucia kamen in dem Bewusstsein, dass in Szeged ziemlich große Gruppen an den Vorlesungen teilnehmen, die Studenten und Studentinnen aber schüchtern und zurückhaltend sind.

„Wir haben gehört, dass die Leistungen sehr unterschiedlich wären. Auch, dass sie am Anfang nicht viel reden würden, also man müsse erst mal das Eis brechen. Mit der Zeit sind sie aber immer offener geworden und haben mehr Fragen gestellt. Die größte Herausforderung war wirklich, den Studenten zu erklären, dass es uns nicht stört, wenn sie beim Sprechen mal einen Fehler machen. Wichtig war uns, dass sie die Chance nutzen, und ganz viel Deutsch mit uns sprechen.“

Als wir uns mit den Szegeder Studenten und Studentinnen unterhalten haben, haben sie uns erzählt, dass die Tutorinnen die Lehrveranstaltungen professionell organisiert haben. Sie sind sehr dankbar, da sie Schwierigkeiten gehabt hätten, wenn Svenja und Lucia ihnen nicht so gewissenhaft geholfen hätten. Nach den Vorlesungen haben unsere Studenten und Studentinnen die Theorie auch praktisch erfasst und haben gute Ergebnisse erzielt.
Als wir mit Svenja und Lucia über ihre persönlichen Meinungen über Szeged und die Universität gesprochen haben, hatte ich das Gefühl, dass ihr Aufenthalt bei uns sehr angenehm war. Die Studenten und Studentinnen waren nett und freundlich und sie haben mit ihnen viel Spaß gehabt.

„Im Wohnheim hatten wir alles, was man zum Wohlfühlen brauchte. Wir waren oft etwas Ungarisches essen und konnten die Spezialitäten wie Fischsuppe, Paprika oder Palatschinken kennenlernen. Wir waren mit den Studenten aus unserem Tutorium auch im Jate Klub und im Szote Klub. Auch die anderen Dozenten der Germanistik haben uns sehr herzlich empfangen. In Szeged ist der Klauzál tér mit den Konditoreien und Eisdielen besonders schön, den werden wir auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten. Und die Krönung war natürlich das gute Wetter!“

Es ist schön, dass dieser Kontakt mit den Kasselern wieder ein positives Erlebnis war, sowohl für unsere Gäste als auch für die Germanistikstudenten und -studentinnen. Wir haben unsere Syntaxkenntnisse verbessert und es freut uns euch kennengelernt zu haben. Danke Svenja, danke Lucia!