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Zeitung << 1/2009 << Erste Schritte in Richtung Deutschland
Erste Schritte in Richtung Deutschland
Wichtige Infos und Ratschläge zum Erasmus-Stipendium
Autorin: Mónika Hevesi
Ein ausländisches Stipendium zu erwerben ist besonders wichtig für Studenten, die eine Fremdsprache studieren. Eine Sprache kann nämlich nur mithilfe der Kursbücher, Aufgabensammlungen und Wörterbücher nicht beherrscht werden. Einen weiteren Grund bedeuten für das Auslandsstipendium die erweiterten Forschungs- und Studienmöglichkeiten in dem Land, wo die zu erlernende Sprache Muttersprache ist. Es ist vor allem für diejenigen wichtig, die ihre Diplomarbeit vorbereiten oder sogar im Ausland schreiben wollen. Und auch das Abenteuer des Auslandsaufenthalts ist reizvoll, das internationale Gefühl unter den anderen Stipendiaten, und die hautnahen Erfahrungen mit der Kultur des Ziellandes.
Denkt nur an das Oktoberfest in München! Weil die Infrastruktur in Deutschland viel besser als die ungarische ist, ist die Reise innerhalb des Landes nicht mehr so anstrengend. Man muss natürlich dafür mehr zahlen, als es in Ungarn üblich ist, aber wenn ein Student reisen (und Bier trinken) will, ist die Geldfrage rasch gelöst. Es gibt nämlich Teilzeitarbeitsstellen auch für Ausländer. Also einen Job zu finden und damit auch was für die Reise verdienen ist gar nicht aussichtslos. Für die nötigen Infos soll jeder bei der ausgewählten Uni nachfragen.
Also, wenn wir schon unsere Entscheidung getroffen haben, bleibt uns nichts übrig, als die Familie, die Freunde, den Freund/ die Freundin zu überzeugen, dass wir unbedingt reisen müssen. Und wenn es gelingt, sollen wir nur die Instruktionen unseres Lehrstuhls befolgen, was die Papierarbeit betrifft. Es klingt vielleicht zuerst ganz einfach, aber wenn man seine Bewerbung vorbereitet, kommen schon die Fragen. Zur Ermutigung: ich erhielt schon ein Stipendium nach Göttingen, und ich verrate euch meine Erfahrungen bezüglich der Vorbereitung.
Vorbereitungen auf einen Auslandsaufenthalt mit Erasmus
Wenn man beim Institut für Germanistik in Szeged ein Erasmus-Stipendium nach Deutschland erwerben will, muss man zuerst einen kurzen Lebensablauf und einen Motivationsbrief schreiben, einen Studienplan zusammenstellen, ein elektronisches Formular ausfüllen und drucken, schließlich sein Studienbuch kopieren um die Leistung zu zeigen. Ihr müsst alle diese Papiere beim Erasmus-Koordinator des Instituts für Germanistik an der Universität Szeged, Tamás Kispál, einreichen. Mit ihm sollt ihr auch später in Kontakt bleiben: er hilft bei der Papierarbeit, unterschreibt die Formulare, beantwortet eure Fragen und gibt euch gute Tipps bezüglich des Stipendiums. Er zeigt auch gern, wo ihr die früheren GeMa-Berichte der ehemaligen Erasmus-Stipendiaten findet.
Der Lebensablauf soll neben den wichtigsten Angaben (Familie, Ausbildung, erfolgreiche Wettbewerbe, Sprachwissen) die Adresse und Telefonnummer enthalten, damit das Institut über das Ergebnis seiner Bewerbung informieren kann.
Der Motivationsbrief spielt (neben den Noten) eine sehr wichtige Rolle dabei, ob man das Stipendium bekommt, oder nicht. In diesem Text muss man ausführlich (und möglichst überzeugend) beschreiben, warum man mehrere Monate lang im Ausland studieren will. Hier sind solche Gründe nicht besonders erfolgreich, wie „ich möchte die deutsche Kultur besser kennen lernen“ oder „ich mag reisen“. Marco Winkler bemerkte einmal zu diesem Thema lächelnd, dass einige auch ihre Hoffnung an Partys und Kneipentouren bekannt geben. Natürlich war es auch für mich ein reizvolles Moment, was das Stipendium betrifft. Ich war aber schlauer, als das so offen hinzuschreiben.
Es ist dagegen nützlich zu erwähnen, dass man eine Forschung plant oder eine Seminar- oder Diplomarbeit schreiben will und dazu Quellen braucht. Es hilft auch, wenn man genau beschreibt, was man an der ausgewählten Uni studieren will. Dabei helfen auch deren Webseiten sehr viel. Es ist noch nützlich nachzufragen, welche Dozenten oder Dozentinnen an der Uni arbeiten, oder die Spezialgebiete der Universität kennen zu lernen, zum Beispiel „Interkulturelle Germanistik“ an der Georg-August-Universität Göttingen. Es lohnt sich also sich im Voraus zu informieren. Tamás Kispál meint, dass in den Motivationsbriefen zu viele pauschale Sätze zu finden sind, und diese helfen beim Erwerben des Stipendiums nicht. Ihr müsst vorsichtig sein, und euch genug Zeit für das Schreiben des Briefes lassen, damit solche Fehler vermieden werden.
Wer noch nie eine längere Zeit auf einem deutschsprachigen Gebiet verbracht hat, wird im Allgemeinen bei der Bewerbung bevorzugt. Auch Studierende im vorletzten Studienjahr haben oft bessere Chancen, weil sie später keine Möglichkeit mehr haben dieses Stipendium zu bekommen. Das bedeutet aber nicht, dass die jüngeren keine Bewerbung abgeben sollen. Im Gegenteil: wenn man es schon früher tut, hat man bessere Aussichten endlich das gewünschte Stipendium zu bekommen, und kann seine Studien besser koordinieren, damit man kein extra Semester an der heimatlichen Uni machen muss.
Wer schon das Stipendium erwarb, muss sich unter der folgenden Webseite registrieren: www.u-szeged.hu/erasmus. Es ist überaus wichtig, weil man ohne dieses Registrieren das Recht verliert, an der gewählten Uni zu studieren. Man soll einige persönliche und finanzielle Daten angeben, und zwar genau, dann das ausgefüllte Formular ausdrucken, und beim Zentrum für internationale Kontakte (NKI) abgeben. Die Veränderungen, falls es so was gibt, soll der Stipendiat dort melden.
Es gibt immer ein Informationsheft (natürlich auf Ungarisch) für die Teilnehmer des Erasmus-Programms, das auch im Internet (im PDF-Format) erreichbar ist. Es ist ziemlich schwer dieses Heftchen nicht zu finden, weil es sowohl an den Lehrstühlen, als auch im Zentrum kostenlos ausgeteilt wird. Falls man das doch nicht bekommen hat, lohnt es sich nachzufragen. Auch die Informationsveranstaltungen helfen viel. Sie können zwar auf den ersten Blick langweilig sein, ihr könnt aber dort alle Fragen stellen, die ihr bezüglich des Stipendiums habt, und die Präsentationen der ehemaligen Stipendiaten sind immer spannend, und meistens auch humorvoll.
Nach einigen Wochen bekommt jeder werdende Stipendiat ein E-Mail von der empfangenden Universität. Man soll die Instruktionen befolgen, und sich noch einmal registrieren – jetzt direkt bei der ausländischen Uni. Ihr sollt dieses Formular ausdrucken, und an die Uni – also ins Ausland – schicken. Vorsicht: manchmal bitten die Unis auch um extra Zeugnisse, zum Beispiel bezüglich der Sprachkenntnisse des Stipendiaten. Wer auch einen Sprachkurs braucht, muss sich zu dieser Zeit anmelden – dafür soll normalerweise gezahlt werden. Weil die Partneruniversitäten unseres Instituts in Deutschland sind, und die Sprache der dortigen Kurse natürlich das Deutsche ist, sollen die Germanistikstudenten an keinen extra Sprachkursen teilnehmen. Die meisten Unis helfen auch eine Unterkunft zu finden, das muss man genauso rechtzeitig erledigen. Es lohnt sich auch die Reise rechtzeitig zu planen: wer die Fahrkarten schon früh reserviert, kann viel Geld sparen.
Was noch übrig geblieben ist, ist das so genannte „Learning Agreement“, also ein Vertrag zwischen dem Stipendiat und den beiden Universitäten. Damit wird garantiert, dass der Student an den bestimmten Kursen der ausländischen Uni teilnehmen kann, und seine Ergebnisse (also die erworbenen Kreditpunkte) auch zu Hause akzeptiert werden. Der räumliche Abstand wird auch in diesem Fall mithilfe der Post überbrückt. Man muss außer dem Vertrag noch auf zwei Sachen achten: falls notwendig ein Visum und unbedingt eine Unfall- und Krankenversicherung bis zu der Reise zu beschaffen.
Neben den zahlreichen Vorteilen des Erasmus-Programms gibt es auch offensichtlich Nachteile: die Papierarbeit, die doppelte Prüfungszeit (im Ausland und danach zu Hause) und die Hausarbeiten. Aber wenn ich ehemalige Erasmus-Stipendiaten frage, ob diese viele Mühe sich lohnt, sagen sie immer ja. Ich denke, sie müssen Recht haben.
Erlebnisse und Tipps von ehemaligen Stipendiaten:
Stefánia Szvoboda:
Es ist nicht schwer, die Papiere zu erledigen, Pannen können trotzdem vorkommen. Man soll die außerordentliche Studienordnung von allen Dozenten unterschreiben lassen, deren Kurse man belegt hat. Das muss man noch von dem Studienausschuss bewilligen lassen, dann alles an der Studienabteilung abgeben. Es ist also ein bisschen zeitaufwendig.
Die Uni Kassel hat uns schon im Sommer, also zwei Monate vor der Reise Unterkunft angeboten. Wir sollten eine Rückmeldung schicken, ob wir die Zimmer wollen und eine Anzahlung leisten.
Es gab eine Informationsveranstaltung für alle Erasmus-Stipendiaten, an der alle zu besorgenden Papiere aufgezählt wurden, und es wurde erklärt, an wen man mit den verschiedenen Problemen wenden soll. Wir haben von dem heimischen Zentrum für internationale Kontakte (NKI) aus Szeged Hilfe bekommen, auch wenn wir schon im Ausland waren.
Was einiges Problem verursachte, das war die Verlängerung des Stipendiums für das zweite Semester. Die Entscheidung, ob wir bleiben können, ist erst zwei Wochen vor dem Beginn des Sommersemesters gefallen. Bis dann hatten wir schon unsere Unterkunft abgesagt. Wir haben aber das Problem schnell gelöst, weil wir uns in dieser Sache schon gut ausgekannt haben. Nur eine Sache war noch problematisch: als ich meine Kurse für das Sommersemester belegt habe, habe ich gedacht, dass ich in Ungarn bleiben muss, und ich habe diese nicht rechtzeitig absagen können. Ich konnte diese später rückwirkend löschen lassen, aber das kostete Geld.
Mein Rat ist, dass ihr unbedingt gehen sollt, auch wenn es vielleicht einige abschreckende Dinge gibt. Diese sind nicht so gefährlich!
Albert Knecht:
Mein größtes Problem mit dem Ganzen war vielleicht, dass ich noch nie eine längere Zeit im Ausland verbracht habe, und deswegen habe ich zu viel gegrübelt. Schon würde ich aber die meisten solchen ausländischen Hürden nehmen, denn ich habe in Kassel unheimlich viele Erfahrungen gesammelt, ich wurde viel offener gegenüber den anderen Nationen von Europa.
Die Angestellten des Szegeder Zentrums für internationale Kontakte arbeiten sehr gewissenhaft, die Deutschen nehmen die Sachen nicht so ernst. In Deutschland wird jeder alles für sich selbst erledigen. Die Öffnungszeiten sind kurz, im Büro wird etwa zwei Stunden pro Tag gearbeitet (am Freitag gar nicht). Sabine Ernst, unsere Kasseler Koordinatorin hat aber immer geholfen, ich habe sie ständig konsultiert. Sie war also meine große Hilfe in Deutschland, die Erasmus-Stipendiaten haben noch einander geholfen, und auch unsere Tutoren waren hilfsbereit.
Die Erwerbung des „Transcripts“ war das schwerste, man sollte sich es erarbeiten. Man hat es nur dann bekommen, wenn man alle Kurse im Ausland geschafft hat.
Ich habe im Sommer den Kontakt mit meiner Koordinatorin aufgenommen, ich habe also immer wieder E-Mails bekommen. Ich bin im Internet auf die Webseite des Studentenwerks gestoßen, wo ich nach Bildern, Beschreibungen und Sympathie meine Unterkunft ausgewählt habe.
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Tipps zur Vorbereitung eines Erasmus-Aufenthalts
- mit einem Erasmus-Stipendiat sprechen, den Kontakt mit Erasmus-Stipendiaten in der gewählten Stadt aufnehmen, und in Kontakt bleiben (zum Beispiel mithilfe des „Facebooks“)
- alles rechtzeitig organisieren, aber auch die Koordinatoren mutig fragen
- spontan und kreativ sein, sich nicht stressen: alle Probleme können gelöst werden
- internationale Beziehungen knüpfen, viel von der Kultur der anderen erlernen, weg mit den Stereotypen!
- Das Erasmus-Stipendium bildet aus dir einen neuen Menschen: du wirst die ganze Welt bereisen wollen!
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