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Lesen im Mittelpunkt
Internationales Buchfestival 2009 in Budapest

Autor: Tamás Geisz

Das Internationale Buchfestival 2009 wurde in Budapest vom 23. bis 26. April im Millenáris-Park neben dem großen Einkaufzentrum Mamut veranstaltet. Ich war auch schon im vorigen Jahr auf dem 15. Buchfestival, das auch an diesem Ort stattfand. Auch damals waren sehr viele neugierig auf das Festival. Das ist kein Wunder.

Das Gebäude erwartet die Interessenten seit 2001. Ein Firmenkomplex mit einer Fläche von 35000 Quadratmetern wurde völlig neu gebaut, um diese Aufgabe zu übernehmen. So wurde erreicht, Familienaktivitäten, Lernen, Museen und kulturelle Veranstaltungen zu koppeln. Der Park ist das ganze Jahr über sehr beliebt. Seit einem Jahr wird das Internationale Buchfestival hier veranstaltet.
Ich war nicht aufgeregt und ich machte mir auch keine Sorgen, wie es werden würde, welche Leute da sein würden, wie vor einem Party-Festival beispielsweise, als ich mit meiner Freundin in den Millenáris-Park eintrat. Wir genossen einfach die Idylle, die wir dort fanden. Hinter der Tür sahen wir einen großen grasbedeckten Platz mit vielen Menschen, aber nur wenige waren allein. Viele Familien waren dort und viele Kinder, kleine und auch große, rannten herum. Außen waren Pavillons der kleineren Verlage wie zum Beispiel des Verlags Galaktika, und in einem künstlichen Tal ein großer Platz für Konzerte. Da war gerade ein Konzert für Kinder. Wir aßen ein bisschen Kuchen und lagen im Gras. Das Wetter war toll. Es gab auch warmes Essen für die, die von der vielen Kultur schon Hunger hatten.
Erst als wir uns schon genug ausgeruht hatten, dachten wir an die Bücher. In den Gebäuden wartete eine große Menge von Ausstellern auf das Publikum. Es gab eine große Auswahl an verschiedenen Büchern mit Gratisaktionen. Als Germanistikstudent sah ich mir selbstverständlich auch die deutschsprachigen Bücher an. Es gab auch hier eine große Auswahl. Mir hat die Ausstellung der Buchhandlung Líra und des Verlags Vince am besten gefallen. Beim Vince Verlag kann man verschiedene wissenschaftliche Bücher finden. Ich kaufte ein Buch über die Netzwerkforschung. Am gespanntesten wartete ich auf Jonathan Littels „Die Wohlgesinnten“, das in Frankreich schon 2006 einen Riesenerfolg hatte, und das mir Professor László Karsai, Holocaust-Forscher an der Universität Szeged, in einem Geschichtsseminar schon empfohlen hatte. Dieses Buch ist eine autobiographische Geschichte eines SS-Offiziers, fiktiv, aber authentisch.
Es kamen Schriftsteller aus 23 Ländern, zum Beispiel Martin Pollack aus Österreich oder Tony Curtis, „Prinz von Hollywood“, der ungarischer Abstammung ist, aus den USA. Die Hauptfigur dieses ganzen Festivals war aber Ljudmila Ulickaja, die in Ungarn auch viele Fans hat. Ein Buch der russischen Schriftstellerin wurde bei dieser Gelegenheit vom Verlag Magvetõ auf Ungarisch veröffentlicht. Der Titel ist „Daniel Stein, der Dolmetscher“. Wir standen eine halbe Stunde lang an, bis wir ihre Unterschrift haben konnten. Dieses Buch hat auch ein Thema, das mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängt. Ein Karmelitenmönch wird Dolmetscher bei der Gestapo und hilft 300 Juden, aus einem Getto zu fliehen. Für mich sind das sehr spannende Themen. Vielleicht auch deshalb, weil mein Hauptfach Geschichte ist.
Das Buchfestival war für mich – wie im letzen Jahr – ein großes Erlebnis. Die vielen Leute, die sich intelligent benehmen können und intellektuelle Interessen haben, sind in der letzten Zeit leider ein Mangelprodukt in Ungarn. Das Festival bietet ein nicht allzu ernstes, aber auch ein nicht so nihilistisches Programm wie viele andere Veranstaltungen für Jugendliche. Hier können ältere und jüngere Menschen zusammen ihre Passion genießen: die Bücher. Ist es mir gelungen Lust auf die Bücher und auf das Festival zu machen? Dann treffen wir uns am Budapester Buchfestival 2010!