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Zeitung << 1/2009 << Über unsere Kinder


Über unsere Kinder
Kommentar über das Kindergeld in Ungarn und in Deutschland

Autor: Tamás Geisz

„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.” Deutsche und ungarische Bevölkerungstendenzen sind im Freifall. Es ist eindeutig, dass dies aus unseren unsicheren Lebensverhältnissen folgt. Der Kapitalismus regelt unser Leben. Die Tradition, viele Kinder zu haben, ist schon tot oder das Privileg einiger weniger, die sich viele Kinder finanziell leisten können.
Man sollte alles gut überdenken und man sollte immer einen Plan haben. Sonst gerät man in dieser Krisenzeit schnell ins Abseits. Aber was können wir nach dem Studium oder nach ein paar Jahren an der Universität planen? Können wir hoffen, dass wir eine Familie gründen können? Meiner Meinung nach, müssen wir besonders in diesen schweren Zeiten darauf achten, dass alle Gesellschaftsklassen ihren Platz in der Welt behaupten können. Alle Menschen haben das Recht mit ihren Familien in Sicherheit zu leben, dafür leben wir in einer Gesellschaft zusammen und deshalb gründete man die EU. Wie gehen die zwei EU-Länder Deutschland und Ungarn mit diesem Problem im Mai 2009 um?
In Deutschland werden die Eltern durch das sogenannte Elterngeld unterstützt. Dieses Geld beträgt 67% des letzen Nettogehalts des Partners, der zu Hause bleibt, aber maximal 1.800 Euro. (532.469 Forint). Es steht den Eltern ein Jahr lang zu, aber wenn der Vater auch mindestens zwei Monate zu Hause bleibt, kann das Paar vierzehn Monate lang die Unterstützung bekommen. Dieses Gesetz wurde 2007 ins Leben gerufen und ist sehr erfolgreich. Bis September 2007 nutzten 394.000 Personen diese Möglichkeit schon, und zehn Prozent davon sind Väter. Warum ist es so wichtig, dass nicht nur die Mütter zu Hause bleiben können? Auf dem Arbeitsmarkt ist es ein Problem, wenn Frauen Babys bekommen und dann nicht arbeiten können. Gegen diese schädliche Diskriminierung könnten wir in allen EU-Ländern kämpfen. Den Erfolg können wir gleich sehen: in Deutschland stiegen die Geburtszahlen erstmals seit zehn Jahren. Wenn die Eltern glücklich sind und sich in Sicherheit fühlen, gründen sie lieber eine Familie.
In Ungarn kann man GYES bekommen, bis das Kind drei Jahre alt wird. Das bedeutet monatlich etwa 28.500 Forint. Das Leben ist natürlich billiger in Ungarn als in Deutschland, aber wir können die zwei Summen und die Lebensmittelpreise anschauen, und wir werden überrascht sein. Oder wir kennen das ungarische Sozialsystem und wir wundern uns über gar nichts mehr. Wenn das Kind schon ein Jahr alt ist, kann man neben GYES auch einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Es wäre gut, aber in den Krippen ist kein Platz mehr, viele der Kinder müssen zu Hause bleiben, und dann können nicht beide Elternteile arbeiten. Es gibt in Ungarn auch eine andere Unterstützung, das GYED. Wenn man GYED bekommen möchte, kann man nicht nebenher arbeiten. Es wird anhand des Nettogehalts der letzen 180 Tage berechnet, maximal 81.375 Forint. Das ist für niemanden genug, aber für Alleinstehende ist es wirklich kriminell wenig Geld. Eine meiner Bekannten zahlt monatlich etwa 50.000 Forint Heizkosten. Und sie lebt nicht in einem Schloss. Wenn sie eine alleinstehende Mutter wäre, müsste sie von 30.000 Forint leben. Als Student lebe ich von etwa 40.000 Forint, und ich habe kein Kind.
Wie wir sehen können, ist es ziemlich wenig Geld. Mit dem neuen Krisenpaket des Ministerpräsidenten Gordon Bajnai wäre es im Juli 2009 noch weniger, denn mit dem neuen Gesetz würde GYES nur maximal zwei Jahre gezahlt. Die Eltern oder zumindest einer der Partner solle vor der Geburt des Kindes einen sichereren Job haben, um den finanziellen Druck der Erziehung auszuhalten, da es extrem wenig Geld vom Staat gibt. Vorher wurde die Übernahme der EU-Normen geplant, aber jetzt steht die Reduzierung im Fokus. Meiner Meinung nach müssten wir einen Teil der EU-Hilfsgelder für Sozialhilfe sichern. Ich denke, dass ohne Zukunft unsere Gegenwart ganz egal ist, aber ich denke nicht, dass in Ungarn die Situation ganz verloren ist. Wir müssen, wie alle anderen Menschen hier in Ungarn, dafür kämpfen, soziale Sicherheit zu garantieren.
Ich bin sicher, dass die EU-Länder sich bei diesem Problem einander helfen werden. Zusammenarbeit ist in dieser Frage sehr wichtig. Das ungarische Sozialsystem ist sehr schwach, ohne eine neue starke Generation ist eine Katastrophe in Sicht, aber das können wir noch verhindern. Ich hoffe, dass ich nicht zu optimistisch bin.