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Wochenende der Textsorten
Dritter Journalistenworkshop ungarischer Germanistikmagazine in Piliscsaba

Autor: Sándor Török

Eine journalistische Dienstreise ist immer etwas Besonderes. Einerseits hat man einen Auftrag, repräsentativer Art zumindest, und man hat auch die Möglichkeit, Freundschaften und Bekanntschaften zu schließen und Gedanken auszutauschen. Andererseits kann sich der Journalist, in erster Linie doch Student, auch ein bisschen erholen, besonders in der schönen Umgebung von Piliscsaba, wobei man tagsüber aber auch den Kopf benutzen muss.

Dies war das dritte Mal, dass sich Studenten verschiedener Universitäten getroffen haben, um Erfahrungen und Meinungen im Zusammenhang mit der eigenen studentischen Germanistenzeitung auszutauschen. Vom 3. bis 5.04.2009 waren in Piliscsaba einige Teilnehmer aus Berlin von der Zeitung Unaufgefordert vertreten, wir mit der GeMa-Redaktion, die DAAD-Lektorin der Debrecener Zeitung Nem Nagy Kunst und natürlich die Gastgeber von der Insel unter der Leitung von Krisztián Tronka. In der Reihe unserer Workshops lag dieses Mal die fachliche Betreuung bei Sabine Dengscherz, die zum Hauptthema Textsorten und Darstellungsformen der Presse sprach.
Nach der Präsentation der einzelnen Studentenzeitschriften am ersten Tag, bei der die Grundkonzeptionen der einzelnen Blätter und die verschiedenen Strategien sichtbar wurden und nach dem Beitrag zum technischen Entwurf einer Zeitung von Dániel Galó, hatten wir die Möglichkeit, den Campus der Katholischen Péter Pázmány Universität in Piliscsaba durch eine Führung näher kennen zu lernen. Im Grunde ist dieser Komplex, dessen Eigenartigkeit und Darstellungswelt vom berühmten ungarischen Architekten Imre Makovecz herstammt, in einem gewissen Sinne von der Außenwelt abgetrennt. Es gibt allerdings eine eigene Bahnstation. Wie die Mitglieder der Zeitung Insel erzählt haben, soll es kein Problem sein, dass die Universität nicht so zentral liegt wie die Uni in Szeged zum Beispiel. Im Falle des Workshops war es sogar gut, dass man sich nicht viel bewegen musste zwischen Unterkunft und Konferenzsaal. Man war von der Welt abgetrennt, um sich auf das Workshopprogramm und auf die nächtlichen Gespräche konzentrieren zu können.

Pressetextsorten
Am Samstag, dem zweiten Tag, fing dann die tatsächliche Beschäftigung mit den einzelnen Darstellungsformen der Pressesprache an. Die einzelnen Gattungen von der harten Nachricht bis zur Reportage wurden analysiert, um die wichtigsten Charakteristika aufzudecken. Sämtliche Texte wurden gelesen und besprochen, und wir haben auch einige selbst geschrieben. Zu viert war es dann aber ein bisschen schwierig, einen Text zu verfassen. Einige haben es doch elegant und humorvoll – in diesem Fall leider auch mit einer Karikatur – gelöst.
Erfolgreich war man, wenn man die immer wieder vorkommenden Elemente der Texte erkannt hat und gelernt hat, diese auch anzuwenden. Wie zum Beispiel im Falle dieses eher subjektiv angelegten Textes, bei dem das Berichten über die abendlichen Kneipenbesuche naturgemäß unentbehrlich ist.
So kam es also, dass wir abends unsere Erlebnisse ausgetauscht haben. Die Unigebäude in Piliscsaba sind mit lateinischen Namen benannt worden, wie unsere Unterkunft Catharineum, und das Ambrosianum als Workshopbüro. In Analogie könnte unsere Stammkneipe mit dem Namen Jenõ, die normalerweise nur der Stammplatz der dortigen Studenten ist, Eugenium oder mit ungarischer Basis Jenõeum genannt werden. Unbequem und gemischt mit der Lokalbevölkerung saßen wir da und waren positiv überrascht wegen der günstigen Preise. Die Fotoapparate blitzten bis ins Gehirn hinein, die Berliner haben zuerst das Bett angezielt, am letzten Abend gab es aber auch eine Verlängerung des Spieles, was als Abschiedsparty von Krisztián Tronka zu verstehen war.
Natürlich sind die abendlichen Aktivitäten nicht das Hauptziel, es dient nur der Entspannung nach einem harten Tag. Was wir an diesem Wochenende fachlich alles in uns aufgenommen haben, kann hier nicht sehr detailliert dargestellt werden. Der Leser soll einen Kurs zu dem Thema besuchen, um die Möglichkeiten der Textgestaltung zu verstehen. Eines ist sicher: Auf unserem Fachgebiet, soweit wir Studenten der Geisteswissenschaftlichen Fakultät sind, sollten die Strategien der Textgestaltung öfter behandelt werden, weil wir vielleicht einmal mit Schreiben Geld verdienen werden.
Das ist es, was meines Erachtens an den journalistischen Workshops so gut ist, sie bestehen aus zwei auf den ersten Blick vielleicht paradoxen Schichten, die aber in völligem Einklang sind. Nichts darf übertrieben werden, das Feiern bestimmt nicht, das die eine Schicht neben der Weiterbildung ist. Workshopreihe
Angefangen hat die Reihe der Workshops in Szeged, dann wurde diese nützliche und auch angenehme Veranstaltung nach Debrecen gebracht, und zuletzt war es Piliscsaba. Mit völliger Überzeugung behaupte ich, dass diese gute Gewohnheit im nächsten Semester fortgesetzt werden sollte. Man sieht einfach von Workshop zu Workshop, was sich verändert hat. Und es wäre einfach unsinnig, diese Wochenenden der geistigen Zusammengehörigkeit nicht auszunutzen. Nächstes Mal in Berlin.