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Zeitung << 1/2009 << Literatur in Bewegung
Literatur in Bewegung
Ein interessanter Kurs über die Literatur
Autorin: Rita Kecskés
In einer Sitzung „Literatur und Kultur” hat uns Frau Tünde Katona die Frage gestellt, ob wir Lust haben, zeitgenössische deutsche Werke zu lesen? Da niemand geantwortet hatte, hat uns Frau Katona erklärt, woran sie genau gedacht hat. Sie und Frau Erzsébet Szabó möchten einen Projektkurs starten, der mit einer Aktionsreihe des Goethe-Instituts namens mit „Literatur in Bewegung” eng zusammenhängt.
Wenn wir an diesem Kurs teilnehmen, werden wir die Möglichkeit haben, die aktuelle deutsche Literatur kennen zu lernen, und dann über die Romane zu diskutieren. Es wurde noch hinzugefügt, dass der Kurs nicht deutschsprachig, sondern auf Ungarisch geplant ist. Frau Katona hat in der Gruppe die grün-weiße Anthologie des Goethe-Instituts ausgeteilt, die Auszüge aus dreizehn nach 1989 auf Ungarisch erschienenen Werken enthält. Ich habe die Anthologie sofort durchgelesen und schon wusste ich, welchen Roman ich später wählen möchte. Damit habe ich natürlich auch die Entscheidung getroffen: An diesem Projektkurs werde ich sicher teilnehmen.
Bei der Besprechung waren schon alle Seminarteilnehmer da: BA-Studentinnen aus dem ersten und dritten Studienjahr sowie ein Doktorand: Studierende aus den Seminaren von Tünde Katona und Erzsébet Szabó. Wir haben ferner weitere Informationen bekommen: der Projektkurs findet in Form einer Blockveranstaltung Ende Mai statt, und wir sollten ein Werk aus der Anthologie auswählen und darüber eine 45 Minuten lange Vorstellung halten. Diese Präsentation sollte verschiedenen Kriterien entsprechen. Wir sollten unbedingt über den Autor, über seinen Lebenslauf, über Übersetzer/innen Informationen sammeln, das Werk und seine deutsche und ungarische Aufnahme vorstellen und den anderen mitteilen.
Der Projektkurs wurde vom 28.-29. Mai 2009 veranstaltet. Am ersten Tag haben wir mit großem Interesse und großer Lust den Kurs begonnen, so dass nur zwei Präsentationen gehalten wurden. Wir haben stundenlang diskutiert.
Der erste Roman war Schönhauser Allee (Multikulti) von Wladimir Kaminer in der Vorstellung von Adrienn Jurkovics. Adrienn hat nicht nur über den Autor erzählt, sondern auch Videos und Bilder gezeigt. Nach der humorvollen Präsentation haben wir etwa 3 Stunden lang über das Buch und seine heute sehr aktuellen Themen, über Multikulturalität und die Migranten gesprochen. Nach einer kurzen Mittagspause hat Alexandra Nagy die Sitzung weitergeführt mit dem weltweit berühmten Der Vorleser (A felolvasó) von Berhard Schlink. Aus dem Werk wurde auch ein wunderschöner Film gedreht, und Alexandra hat auch über die Unterschiede zwischen dem Film und dem Original erzählt. Nach ihrer Vorstellung haben wir den Film angesehen und dann wurde eine bis zum Abend dauernde Diskussion geführt.
Am zweiten Tag hat schon die ganze Gruppe gewusst, dass wir nicht mehr so viel Zeit haben, wenn wir alle Werke besprechen möchten. Deshalb wurde das Tempo schneller, aber dies konnte das Niveau nicht beeinträchtigen. Die erste Referentin war Fanni Szórád, die die märchenhafte Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (Gombos Jim és Lukács, a masiniszta) vorgestellt hat. Fanni hat auch Grafiken gezeigt, die ihre Erzählung noch lebhafter und bunter gemacht haben. Die Gruppe hat sich später darüber diskutiert, ob dieses Werk ein echtes Märchen ist (darauf konnten wir uns nicht einigen) und mit welchen Stereotypen Michael Ende, der Autor des Werkes arbeitet. Der nächste Roman war Die 33 Augenblicke des Glücks (A boldogság 33 pillanata) von Ingo Schulze in der Vorstellung von Albert Knecht. Er hat uns darauf aufmerksam gemacht, wie kurze Momente unser Leben glücklich machen. Er hat auch über die Übersetzung einiges erzählt, was für Germanisten ein ganz interessantes Thema sein kann. Nach der Mittagspause hatte ich die Möglichkeit Martin Gülichs Die Umarmung (Az ölelés) zu präsentieren. Ich habe über die krankhafte Liebe und Sammelleidenschaft eines psychisch behinderten Mannes erzählt, was auf unsere Denkweise ganz interessant wirken kann. Dann hat Szabina Varga uns Die Vermessung der Welt (A világ felmérése) von Daniel Kehlmann vorgestellt. Auch dieses Buch ist beliebt in unserer Zeit, es war in Deutschland und in Österreich lange ein Bestseller. Die Geschichte ist nicht nur humorvoll, sondern auch wissenschaftlich erwähnenswert, wie Szabina erklärt hat. Kehlmann beschreibt die Lebensläufe von zwei deutschen Wissenschaftlern des 18. Jahrhunderts. Die letzte Referentin war Éva Bakos, die uns eine traurige Geschichte von Siegfried Lenz vorgestellt hat: Arnes Nachlass (Arne hagyatéka). Éva hat über die Seele und Leiden eines Kindes erzählt. Der Selbstmord eines Kindes ist immer ein dunkles und trauriges Thema.
Am Ende des zweiten Tages konnten wir nicht nur die Autoren und ihre Werke kennen lernen, sondern wir haben ein bisschen auch von dem Geschmack der deutschen zeitgenössischen Literatur gespürt. Obwohl an diesem Projektkurs nur Germanisten teilgenommen haben, können diese Werke auch für die Studierende anderer Fakultäten sehr interessant sein. Dank Dr. Tünde Katona und Dr. Erzsébet Szabó ist die Fortsetzung schon geplant. Im September 2009 wird der neue Projektkurs gestartet, und dadurch können sich uns alle anschließen, die Interesse haben, sich die zeitgenössische deutschsprachige Literatur näher zu bringen und sich darüber in einem freundlichen Team zu unterhalten.
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