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100% Multi-Kulti (nicht nur) für ein Wochenende
Nachtreffen der ehemaligen DSA-Teilnehmer
Autorin: Olga Surinás
Vor vier Jahren habe ich im Flur meines Gymnasiums ein Flugblatt gefunden. Auf dem Zettel stand mit riesigen Buchstaben eine Anschrift: DSA, Deutsche Schülerakademie 2005. Da ich schon gespannt auf das Unileben war und Interesse für die Germanistik hatte, informierte ich mich.
DSA ist ein Programm für begabte Schülerinnen und Schüler, das jeden Sommer in Deutschland in mehreren Städten stattfindet. Im Rahmen dieser Veranstaltungen haben die Oberstufenschüler die Möglichkeit, sich zwei bis drei Wochen lang auf Universitätsniveau mit verschiedensten Arten von Wissenschaft zu beschäftigen, von der Mathematik über natur-, ingenieur-, geistes-, rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Kurse bis hin zu Themen aus dem musisch-künstlerischen Bereich.
Es gibt eine besondere Art solcher Akademien: die Multinationalen Akademien, wobei sich die ostmitteleuropäischen Schüler, die eine besondere Motivation haben und die deutsche Sprache auf hohem Niveau beherrschen, sich mit deutschen Schülern treffen und mit diesen zusammenarbeiten können. Man kann also auch ein Netzwerk von Bekannten in Europa ausbauen.
Das schien eine nie wiederkehrende Möglichkeit, und so habe ich mich für diese Veranstaltung gemeldet, und ich hatte Glück. Ich wurde eine Teilnehmerin der Multinationalen Akademie in Metten 2005. Nach eigener Motivation konnte jeder aus vier Kursen wählen: ich habe mit deutschen, polnischen, slowakischen, tschechischen und ungarischen Schülern zusammen zum Thema europäische Integration gearbeitet. Aber die 17 schönen und anstrengenden Tage waren rasch vorbei, und aus der großen Entfernung war es schwer, den Kontakt miteinander zu halten. Doch hatten viele von uns das Bedürfnis, die schönen Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Das war auch das Ziel der Deutschen Schülerakademie, als sie ein Nachtreffen für die ehemaligen Teilnehmer vom 26. bis zum 29. September 2008 in Essen organisiert hat. Um diese Bekanntschaften zu pflegen, braucht man auch den persönlichen Kontakt, trotz der Vorteile des Internets. Aber nicht nur wir waren neugierig aufeinander, auch die Organisation der DSA war neugierig darauf, wie die Teilnehmer das Gelernte an den Universitäten verwenden konnten.
Das Nachtreffen
Im Programm des dreitägigen „Urlaubs“ gab es einen interkulturellen Schwerpunkt; wobei man durch interaktive Workshops andere Kulturen anfassen und ausprobieren konnte. Man konnte auch an verschiedenen Ausflügen teilnehmen, bei denen man das Ruhrgebiet entdecken konnte. Bei einer geführten Besichtigung hatten wir die Möglichkeit, einen Einblick in den Prozess des Kohleabbaus zu gewinnen, bei der Kokerei Zeche Zollverein, die ein Teil des Weltkulturerbes ist. Aber es ging nur um einen kurzen Einblick, mithelfen konnte man auch nicht, wenn man es wollte. In der Zeche Zollverein wurde keine Kohle mehr gefördert, einerseits, weil die Kokerei nur noch als Museum funktioniert, zweitens weil da fast alles mechanisiert wurde. Die menschliche Arbeit war kurz vor Schließung eben nur die Bedienung der Maschinen. Aber die Spuren der früheren Arbeitsmethoden waren auch schön sichtbar.
Als Fazit mussten wir erklären, was für Ergebnisse erwartet wurden von diesen paar Tagen, und inwiefern wir von dem damaligen DSA-Kurs in der Gegenwart profitieren können. Als Ehemalige kann ich behaupten, dass man außer dem heftigen Arbeitsrhythmus und der Arbeitsdisziplin, der Herstellung von wissenschaftlichen Texten in Form einer Dokumentation, und sonstigen Tätigkeiten wie Sport, Musik, Jonglieren oder Rubikwürfel-Lösungsmethoden auch andere, meiner Überzeugung nach wertvolle Erfahrungen machen konnte. Da konnte man lebenslang haltende Freundschaften schließen. Außer der Pflege der Freundschaften lohnte es sich, die lange Reise aus Ungarn zu machen, auch wegen der neuen Kenntnisse. Auch hatte ich die Möglichkeit zum Vergleich verschiedener Studiensysteme, auch unter den Germanistikstudenten aus der Tschechei oder aus Polen, wo ebenfalls wie in Ungarn der Bologna-Prozess eingeführt wurde.
An dem Tag der Fahrt nach Essen gab es eine Terrorwarnung in den Flughäfen Köln und Dortmund, so wurden am 26. September viele Flüge in diese Richtung annulliert, auch unserer. Die Fluggesellschaft hatte auch keine Möglichkeit uns vor Ort zu helfen, so mussten wir uns selber helfen. Alle ungarischen Teilnehmer wollten Wunder vollbringen und spätestens am nächsten Tag in der Früh angekommen sein. Nach vielen Telefonaten und viel Lauferei haben wir einen Bekannten gefunden, der uns helfen konnte, also sind wir um 21:30 aus Budapest abgefahren, und 14 Stunden gereist, bis wir das Ziel (mit einer klitzekleinen Verspätung) erreicht haben. Wenn man etwas findet, was wirklich wertvoll ist, dafür lohnt es sich auch das Unmögliche zu versuchen. Und die DSA-Treffen sind solche Ereignisse.
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