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Zeitung << 2/2008 << Bilateral essen und kochen
Bilateral essen und kochen
Das neue Gastronomiewörterbuch des Grimm-Verlags
Autor: Sándor Török
Der Szegeder Grimm Verlag, der wegen – oder lieber dank – seines auch schon preisgekrönten Deutsch-Ungarischen Handwörterbuches oder der Zweisprachigen Lernwörterbuchreihe (GeMa 2/2007 und 1/2008) im Kreise der Germanistikstudenten und -dozenten bekannt sein mag, hat seine Leser mit einem dünnen, aber fachlich sehr überlegten und gut begründeten Band überrascht.
Das vorliegende neue und bisher ausgesprochen vermisste zweisprachige Gastronomiewörterbuch, das schon einen Vorläufer mit dem Titel Praxiswörterbuch Gastronomie Englisch hatte, soll, nach Angaben des Verlags, für Studenten, Lehrer des gastronomischen Fachgebietes, oder diejenigen, die sich mit derartigen Übersetzungen beschäftigen, oder im Kreise dieses Faches publizieren, nützlich sein. Oder auch für zukünftige Arbeitnehmer im deutschen Sprachgebiet und für Touristen, die ihre Wahl in einem Restaurant sehr überlegt planen wollen, soll sich diese Ausgabe als sehr hilfreich erweisen. „Oder für alle, die bei ihrer Arbeit mit den sich aus der Gastronomischen Fachsprache ergebenden Problemen konfrontiert sind“.
Die insgesamt 2500 Fachausdrücke werden mit ca. 3000 Äquivalenten in den jeweiligen Sprachen präsentiert. Dieser auf den ersten Blick geringe Wortbestand deutet auch darauf hin, dass wir es mit einem Fachwörterbuch zu tun haben, dessen Wortmaterial sich auf das allgemeine Zubereiten, Kochvorgänge, Gemüse- und Früchtenamen und Gewürze und Getränke konzentriert. Aus einer anderen Perspektive hat dieses kleine Format (ca. 100 Seiten) sehr viele Vorteile. Natürlich enthalten die Großwörterbücher auch Gemüse- und Früchtenamen, aber deren Format macht es dem Benutzer nicht – oder nur schwer – möglich, es zum Beispiel beim Einkauf in einem deutschen Supermarkt als Hilfe zu benutzen.
In diesem Sinne sind in dem Wörterbuch auch die verschiedenen Begleitinformationen der einzelnen Stichwörter wie grammatische Angaben, Flexionsformen, Bedeutungserläuterung, Verwendungsbeispiele etwas spärlich. Aber das soll hier nicht als Defizit angenommen werden, weil das Format und der Inhalt so in Einklang sind. Bei einem Lernwörterbuch könnte das schon Probleme mit sich bringen.
Der Benutzer bekommt also „nur“ Informationen z.B. darüber, ob das eine Äquivalent in der Schweiz oder in Österreich benutzt wird. Mehrere Bedeutungen werden wie gewohnt mit Zahlen unterschieden. Wenn Unübersetzbarkeit auftrat, setzten die Lexikografen die Umschreibung kursiv nach dem Stichwort. Der Ansager bedeutet in der Gastronomie z.B. a személyzetnek az a tagja, aki a megrendeléseket a felszolgáló személyzet felé továbbítja. Und einige Bedeutungserklärungen wurden ebenso, dazu noch im Klammern präsentiert.
Zur Vollständigkeit soll auch erwähnt werden, dass die Verben in einer konsequenten, strengen Infinitivform stehen. Die ungarische ausgangssprachliche Hälfte des Wörterbuches lässt ebenso keine Flexionsformen zu. Ausdrücke, Konstruktionen, die aus mehreren Teilen bestehen, sind gelegentlich aufgenommen worden, und stehen oft bei den einzelnen Elementen. Auf sie wird mit einem Symbol verwiesen.
Dies alles wurde mit Absicht so gestaltet, um die handliche Form beibehalten zu können. Das hat aber doch seinen Preis: der Benutzer sollte eine nicht zu geringe Sprachkompetenz haben, um wirklich den Nutzen des Wörterbuches genießen zu können: Niveaustufe von A2 bis C1.
Eine angenehme Überraschung ist der Anhang, der unter anderem Speisekarten und deren Übersetzungen enthält. Zwei ungarische, eine deutsche, und ein Musterrezept aus Österreich wurden ebenfalls beigefügt.
Soll man dazu auch kochen können? Schaden kann es nicht, aber als Wortschatzerweiterung kann es jedem empfohlen werden. Ein Fachwörterbuch, dessen „Inhalt“ täglich auf den Tisch kommt. Aber es gehört sich nun mal so, dass einer zuerst kochen lernt und erst dann darüber spricht.
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