|
Zeitung << 2/2008 << Abenteuer im deutschen Alltag
Abenteuer im deutschen Alltag
Carol Kloeppel: Dear Germany
Autor: András Horváth
Welches Brot essen die Deutschen am liebsten? Wie heißt das Getränk, das sich heutzutage in Deutschland fast einer so großen Beliebtheit erfreut wie Cola? Warum nimmt im Laden der Mitarbeiter bei der Flaschenrückgabe meine Pfandflaschen nicht an?
Man könnte noch eine Menge ähnlicher Fragen sammeln, die sogar für einen „Wer kennt Deutschland-Quiz“ ausreichten. Wer schon genug Zeit im schwarz-rot-goldenen Land verbracht und sich mit dem Kulturschock auseinandergesetzt hat, beantwortet die Fragen leicht: die Deutschen mögen das Brot dunkel, der größte Herausforderer der Cola ist die Apfelschorle, und man muss die leeren Flaschen in Deutschland in den Laden zurückbringen, wo man sie gekauft hat.
Carol Kloeppel kennt Deutschland. Auch die Leser, die ihr Buch „Dear Germany – Eine Amerikanerin in Deutschland“ schon gelesen haben. Die gebürtige Amerikanerin behandelt im Band diese Fragen und erzählt über ihre Erfahrungen in der neuen Heimat. Sie lernte ihren späteren Mann in New York kennen, und zwei Jahre später zog sie mit dem RTL-Journalisten nach Deutschland. Seitdem sind bereits 15 Jahre vergangen, genug Zeit, 18 Kapitel mit eigenen Erlebnissen zu füllen.
In jedem Kapitel stellt die Autorin einen Themenbereich in den Mittelpunkt, wie das deutsche Recycling-System, die ausgeprägte FKK-Kultur oder die deutsche Küche. Die gewählten Beispiele werden auch durch persönliche Geschichten veranschaulicht, und es werden Vergleiche zwischen Deutschland und den USA gemacht. Die Autorin gibt immer ihre eigene Stellungnahme ab. Mal kritisiert sie Amerika, mal ihr Gastgeberland, aber auf jeden Fall in keinem scharfen Ton. Der Leser soll sich vor Augen halten, dass es hier um ganz persönliche Beobachtungen geht, auch wenn es an einigen Stellen nicht eindeutig gesagt wird und selbst die Autorin dazu neigt zu verallgemeinern. Wir können selbst entscheiden, ob unsere Erfahrungen mit denen von Frau Kloeppel übereinstimmen.
In dieser Hinsicht weicht das letzte Kapitel von den anderen deutlich ab. Die Schilderung der Ereignisse am 11. September 2001 und ihrer Wirkung auf die Autorin hängen nicht eng mit den kulturspezifischen Unterschieden der vorigen Kapitel zusammen. Zum Glück steht am Ende des Buches noch ein Nachwort, das bei mir diesen Patriotismus kompensiert. Daraus wird ersichtlich, dass die Autorin während der 15 Jahre ihre neue Heimat sehr lieb gewonnen hat, und dass sich in ihr ein positives Deutschlandbild entwickelte.
Das Einzige, was mich nach dem Lesen des Buches beschäftigte und was ich nicht verstehen konnte, war, dass es als eine „Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch“ erschien. Soll das heißen, Frau Kloeppel reichten 15 Jahre nicht, um ein Buch über Deutschland mit seinen spezifischen Merkmalen in deutscher Sprache verfassen zu können?
Vom Thema her ist das Buch ein angenehmes Lesestück und lässt sich auch leicht lesen. Diejenigen, die schon Erfahrungen in einem fremden Land gesammelt haben, können sogar einige Gemeinsamkeiten mit den Erfahrungen der Autorin feststellen. Mir hat dieses Buch dadurch besonders großen Spaß gemacht.
|
|