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Zeitung << 2/2008 << Überlebt – Erinnerungen an den malenkij Robot


Überlebt – Erinnerungen an den malenkij Robot
Ein neues Buch von Rózsa Tatár

Autorin: Viktória Kóger

Das Buch ’Überlebt – Erinnerungen an den malenkij Robot’ von Rózsa Tatár wurde in dem Szegeder Nationalitätenhaus am 21.11.2008 vorgestellt, mit einer Lesung und einem Gespräch verbunden. Das Gespräch mit der Autorin hat Hauptarchivar Zoltán Bagi geführt, und die Lesung lief in zwei Sprachen. Die deutschen Textteile wurden von Piroska Marácz vorgelesen und am Ende des Abends wirkte der Chor des deutschen Vereins (Theissblume) mit.
Rózsa Tatár, damalige Journalistin bei der Tageszeitung Tisza Volán (Beiblatt der heutigen Szegeder Tageszeitung Délmagyarország) interessierte sich schon immer für Menschensschicksale. Als zwei Frauen nach der Wende 1989 den Wunsch äußerten, ihr eine Geschichte zu erzählen, hörte sie aufmerksam zu und fing danach an, ihren Reportage-Roman über die Deportation der Schwaben zu schreiben.
„Ich weiß gar nicht, warum ich will, dass mein Name geheim bleibt… ich denke aber, dass die Erklärung dafür nicht von uns erwartet werden sollte” – steht im Band. Der Befehl Nr. 0060 der sowjetischen Kriegsherren ordnete „die Organisierung und Durchführung der Wiederaufbauarbeiten im rückwertigen Frontgebiet” an. Die Szegeder Verschleppten, die noch heute leben, erinnern sich noch ganz deutlich an das Geschehen zwischen 1944 und 1949. Zwei von ihnen sind Magda und Erzsébet, die ihre traurige Geschichte mitteilten. In Szeged sollte Erzsébet, eine der Verschleppten im Dezember 1944 sich bei der Behörde melden, um in der Sowjetunion landwirtschaftliche Arbeit zu leisten, weil da noch wegen dem zweiten Weltkrieg genug Mais stehen geblieben sind. Die Arbeit betrug theoretisch sechs Wochen. Ihre Herkunft wurde gründlich untersucht und trotz ihrem eingeungarischten Namen wurde sie auf eine Liste gesetzt. Begleitet von einem bewaffneten russischen Soldat musste sie sofort nach Hause, um warme Kleidung und Ernährung einzupacken. Auch ihr Vater hatte sie begleitet, weil er seine Tochter nicht allein lassen wollte. Sechs Wochen halte er noch durch, es sei keine lange Zeit, meinte er. Doch die sechs Wochen dauerten viereinhalb Jahre, und statt der Arbeit auf dem Acker mussten sie in einer Mine im Banat Zwangsarbeit leisten. Die berüchtigte ’kleine Arbeit’ – aus dem russischen ’malenkij Robot’ – hat viele Menschen in den Tod geschickt, viele Familien zerstört, und die Integration der Betroffenen ins normale Leben war auch sehr bedrückend. Dieses Kapitel der Geschichte lässt es nie vergessen, dass menschliche Rechte und Würde unter keinen Umständen entehrt werden dürfen.