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Zeitung << 2/2008 << Lern dieses Volk der Hirten kennen!


Lern dieses Volk der Hirten kennen!
Versuch einer freundlichen Annäherung an die Schweizer Mentalität

Autorin: Anita Romsics

Der gewählte Titel stammt von dem bekannten Autor Friedrich Schiller. Dieses ganz kleine, aber vielseitige Land inspirierte nicht nur Schiller, sondern auch mehrere andere Künstler und natürlich die Touristen.
Die Touristen genießen nur die Berge, die Seen, die bäuerliche Romantik. Aber leider gehört zu der „bäuerlichen Romantik“ nicht nur „im Stroh schlafen“ und weitere interessante Aktivitäten, die wirklich nur auf dem Lande möglich sind, sondern selbst die „Buredütsch“, als verwendete Sprache. Ein sehr schönes Beispiel, wenn wir ein bisschen Erinnerungsgefühl erleben möchten, natürlich anhand der Sprachgeschichte-Vorlesungen von Professor Bassola in Szeged. „Die Profis“ diagnostisieren schön, schon am Anfang die Monophtongisierungen wie „mine“ statt „mein“ und die Abschwächungen ohne Grenze! Nach einer Zeit kommt schon langsam die „aufgeklärte Bedeutung“ von „usse“ und „uffe“.
Diese sehr konstruktiven Daten stammen von den Kindern, auf die ich aufgepasst habe, als Au-Pair in Horw, die eine Vorstadt von Luzern ist. Als „Quelle“ dienten Zentralschweizer Erwachsene, die sehr hilfsbereit waren, und natürlich Jugendliche, die zum Luzerner Nachtleben gehörten. Wenn ich schon einmal in der Schweiz war, dann versuchte ich das Bequeme mit dem Nützlichen zu verbinden. Es gab unerwartete Erscheinungen, aber die motivierte Studentin versucht während des Aufenthalts immer eine Konklusion zu ziehen und natürlich Kompromisse zu schließen. Zum Beispiel: bergsteigend philosophieren, philosophierend putzen, putzend die deutsche Sprache üben und bei der Sprachübung neue Leute kennen lernen. Mit solchen Kompromissen kann man durch die Abenteuer in der Schweiz herumvegetieren. Die größte Schwierigkeit ist nicht unbedingt die Schweizer Denkweise, sondern die Sprache, meiner Meinung nach.
Ich würde den Schweizerdeutsch-Anfängern zunächst zwei wichtige Ausdrücke empfehlen: „Grüezi“ und „Wiederluege“, die anderen Sachen kommen spontan im Laufe der Zeit. Einige Wortschatzverfeinerungen werden uns „siccchhher“ schockieren, wie zum Beispiel „glettern“ statt „bügeln“ oder die nicht enden wollenden Verkleinerungsformen mit dem Wortbildungsmorphem „-li“.
Die Schweiz war immer eine Insel sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Sinne. Wie konnte das passieren? „Einigkeit macht stark“, „liberi e Svizzeri“, das ist das Geheimnis der Schweizer. Sie sind eine Nation mit mehreren Sprachen. Diese Gedanken werden auch am 1. August, dem Nationalfeiertag der Schweizer betont. Ich versuchte mehrmals „kleinere Experimente“ zu machen, wie die Selbstkritik im Kreis der Schweizer funktioniert: was sie selbst unter der Schweizer Mentalität verstehen, oder ob das Pathos identifiziert ist oder nur idealisiert. Ich habe oft Übertreibungen erlebt, aber einige Strereotypen, wie Zurückhaltung und Eitelkeit, stimmen. Selbstkritik entwaffnet den außen stehenden Kritiker, sie sind satyrisch, ja fast kabarettistisch auf stolzer Höhe, anders gesagt zu perfekt, aber voll nett.
Die Pilgerfahrten von den Klassikern waren auch „nützlich“ für das Land. Mit relativer Übertreibung kann man sagen, dass „Wilhelm Tell“ ein Werbetext für die Schweizer ist. Und sie sind natürlich sehr stolz auf die verschiedenen Szenen und auf die halb-literarischen, halb geschichtlichen Figuren und Ortschaften. Wenn man in der Stadt Küssnacht, Rigi oder Altdorf spaziert, dann kann man dieses Gefühl ein bisschen erleben und Momente, Impressionen mit nach Hause bringen.
Die Pilgerfahrten von den Klassikern waren auch „nützlich“ für das Land. Mit relativer Übertreibung kann man sagen, dass „Wilhelm Tell“ ein Werbetext für die Schweizer ist. Und sie sind natürlich sehr stolz auf die verschiedenen Szenen und auf die halb-literarischen, halb geschichtlichen Figuren und Ortschaften. Wenn man in der Stadt Küssnacht, Rigi oder Altdorf spaziert, dann kann man dieses Gefühl ein bisschen erleben und Momente, Impressionen mit nach Hause bringen.
Als Schlussfolgerung möchte ich mich mit den Gedanken von Goethe verabschieden: „Mir ist es wohl, dass ich ein Land kenne, wie die Schweiz ist.“