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Zeitung << 1/2008 << Ein Dokumentarfilm ohne Grenzen
Ein Dokumentarfilm ohne Grenzen
Projekt des Deutschen Kulturzentrums Temeswar und des Theaters Hora in Szeged
Autorin: Mónika Hevesi
Fünf Szegeder Studentinnen der Medienwissenschaft sind am 11. April 2008 in die nahe gelegene Stadt Makó gefahren, um an einem neuntägigen Workshop teilzunehmen. Die ungarischen Studentinnen haben mit fünf rumänischen Studenten aus Temeswar einen gemeinsamen Dokumentarfilm gedreht.
An einem Aprilnachmittag fuhren wir fünf Studentinnen (Kata, Gyöngyvér, Beatrix und Mariann) und unserem Studioleiter von der Uni, Zoltán Kovács („Maci“) nach Makó, um uns mit dem zukünftigen Stab im Projekt „Attention Neighbour!“ zu treffen.
Unsere Unterkunft war in Makó in einer brandneuen Schwesternherberge neben dem Krankenhaus. Bei unserer Ankunft wurden wir von unserer Regisseurin Erika Kocsor, Mitarbeiterin des Szegeder Studios des Ungarischen Fernsehens, und Péter Kimpian, früherer Mitarbeiter der rumänischen Redaktion des Ungarischen Rundfunks begrüßt. Wir mussten sie „wegen der ungeschriebenen Regeln des Berufs“ duzen, obwohl sie natürlich älter und viel erfahrener waren als wir. „So läuft die Zusammenarbeit besser“, sagten sie.
Nachdem auch die rumänischen Studierenden angekommen waren, versammelte sich der ganze Stab im Gesellschaftsraum der Schwesternherberge. Drei rumänische Studierende (Andrea, Kinga und Theophil) konnten Ungarisch, zwei Kollegen (Romina und Daniel) sprachen jedoch nur Rumänisch und Englisch. Deshalb war die offizielle Sprache des Workshops Englisch.
Der Projektmanager Károly Zsóri und seine Kollegin Johanna Holst vom Deutschen Kulturzentrum Temeswar gaben uns einige Formulare, die wir ausfüllen mussten, und wir bekamen auch Notizhefte und Kugelschreiber. Die Projektmanager mussten leider am Abend nach Temeswar zurückfahren, aber wir trafen sie mehrmals während des Workshops.
Am zweiten Tag sahen wir uns gemeinsam zwei Dokumentarfilme als Muster an, dann mussten wir ein konkretes Thema für unseren Film finden. Es war wegen der Projektbeschreibung nicht ganz frei: der Film musste von dem ungarisch-rumänischen Grenzgebiet handeln. Erika und Péter halfen uns bei der Auswahl des Themas und wir fertigten auch den Plan des Filmes mit ihrer Hilfe an. Erika leitete unsere Arbeit an den folgenden Tagen mit einer unerschöpflichen Energie und Peter rettete die Sitzungen der gemischten Gruppe mit seinen Übersetzungen, wenn unsere Vermittlersprache aus verschiedenen Gründen nicht mehr funktionierte.
Der Film
Im Mittelpunkt unseres Dokumentarfilms standen zwei kleine Dörfer: Magyarcsanád (Ungarn) und Cenad (Rumänien) an den beiden Ufern des Flusses Maros. Früher verbanden zwei Brücken die Orte, diese existieren aber nicht mehr. Die Bürgermeisterin von Magyarcsanád kämpft seit Jahren für eine neue Brücke, deren Plan schon fertig ist. Wir fragten sie und den Bürgermeister von Cenad nach der neuen Brücke, und waren natürlich auch auf die Meinung der Bewohner der beiden Dörfer neugierig. Es war eine gute Gelegenheit, das Leben dieser Leute und die Beziehungen zwischen den verschiedenen Nationalitäten (Rumänen, Ungarn, Serben und Zigeuner) darzustellen.
Viereinhalb Tage haben wir in Makó verbracht, und während dieser Zeit drehten wir vor allem in Magyarcsanád. Ich hatte kleinere Aufgaben: manchmal sollte ich das Mikrofon bei den Aufnahmen über den Sprechenden halten und auf die Tonqualität aufpassen, manchmal war ich dafür verantwortlich, dass wir alle geplanten Szenen aufnehmen.
Während der Dreharbeiten konnten die rumänischen und die ungarischen Studierenden einander näher kennen lernen. Daniel, einer der Kameraleute, war unser Spaßmeister. Er erklärte gern, wie man gute Aufnahmen machen kann. Mit Romina, die mein „internationales Englisch“ sehr lustig fand, unterhielten wir uns viel. Andreea war sehr nett und freundlich, und sie lernte gern von uns Ungarisch. Theo, der älteste von den Studenten, sprach nicht sehr viel. Er war meistens mit den anderen Kameraleuten zusammen. Kinga spielte die Hauptfigur unseres Filmes, sie war also eine Art „Schauspielerin“, und wie Romina, die sehr viel am Plan des Filmes arbeitete, ein sehr starker Charakter in der Gruppe. Maci, Leiter der Kameraleute war unser absoluter Liebling: sowohl die rumänischen als auch die ungarischen Studenten liebten ihn wegen seiner geduldigen und freundlichen Art.
Am fünften Tag zogen wir von Makó nach Sânnicolau Mare um. Dort wohnten wir in einem Sporthotel, das ich nicht so sehr mochte, aber wir nahmen unsere Mahlzeiten in einem Chinesisch-Rumänischen Restaurant ein, und das war eine wahre Erlösung für uns nach der Mensa des Makóer Krankenhauses. In den nächsten Tagen beendeten wir den Dreh in Cenad. Meine ungarischen Kommilitoninnen hatten zu dieser Zeit viel zu tun: weil sie auch schneiden gelernt hatten, wurden sie die Editoren unseres Dokumentarfilms. Alle anderen halfen ihnen, so gut sie konnten.
Am Samstagnachmittag wurde der Film endlich fertig. Er bekam den Titel „ – Bunâ Kati! – Szia Nicu!“, weil die beiden Bürgermeister, Farkas Jánosné Katalin („Kati“) von Magyarcsanád und Nicolae Craciun („Nicu“) von Cenad, sich auf diese Weise im Dokumentarfilm grüßten. Nach einem langen Kampf mit dem Projektor sah sich der ganze Stab das Ergebnis der neuntägigen Arbeit an. Es war ein tolles Gefühl für uns alle. Ich denke, jeder vergaß während der Vorführung die Meinungsunterschiede und alle anderen unangenehmen Erlebnisse, die bei jeder Gruppenarbeit vorkommen können. Jeder konnte etwas im Film finden, was er oder sie dazu beigetragen hatte, der Film gehört aber uns allen. Er verbindet uns, wie eine Brücke die beiden Ufer eines Flusses. Und die Grenzen zählen nicht mehr.
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