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Zeitung << 1/2008 << Ein Einblick in die Kunst des 20. Jahrhunderts


Ein Einblick in die Kunst des 20. Jahrhunderts
Picasso und die internationale Avantgarde im Reök-Palast in Szeged

Autor: Sándor Török

Die lebensgroße Plastikstatue des Meisters sitzt vor dem Gebäude und lädt die Besucher, vor der Besichtigung seiner Bilder, zu einem Kaffee ein. Die Organisatoren der Szegeder Picasso-Ausstellung wollten einen attraktiven Rahmen für die im Reök ausgestellten avantgardistischen Bilder bieten. Im Atrium des Palastes kommt man in ein Picasso-Café, das die von dem Meister inspirierten Kaffee-Spezialitäten den Besuchern anbietet. Die Ausstellung besteht aus mehr als vierzig Picasso-Werken und aus vielen weiteren Kunstwerken, die insgesamt auf vier Millionen Euro versichert worden sind.

Der Reök-Palast, dessen Sezessionsgebäude letztes Jahr erneuert wurde, steht als ein regionales Kunstzentrum im Herzen von Szeged und erfüllt diese Funktion mit immer neuen Veranstaltungen und Ausstellungen hervorragend. Auch diesmal wurde alles seitens der Organisatoren gut geplant. Neben den Picasso-, Warhol- und Miro-Bildern gab es nämlich in den anderen Sälen auch eine tansanische Dekorationsausstellung, die sehr gut zu den avantgardistischen Bildern passte, weil die „primitive“ Malerei der afrikanischen Völker unter anderem auch Picasso zu vielen Werken inspiriert hatte. Prinzipiell steckt hinter der Avantgarde eine strukturelle Veränderung der Malerei, die auch von der Kunst der außereuropäischen Völker geprägt war.
Das französische Wort avantgarde bedeutete früher eine Art militärische Vorgruppe, heute versteht man darunter „...die Vorkämpfer einer Idee oder Richtung“ (Duden. Das Fremdwörterbuch). Eine der vielen Definitionen der Avantgarde kann im Falle der bildenden Künste folgendermaßen formuliert werden: die Avantgarde ist die Dekonstruktion und Neuformulierung der künstlerischen Ausdrucksweisen. Markant ist in der Avantgarde das Streben nach der Abstraktion und der Veränderung des Lebens. Die Generation der Jahrhundertwende hat die Kunstgattungen und auch die Kunst selbst in Frage gestellt. Richtungen, Stile wie Expressionismus, Symbolismus, Kubismus wirkten zusammen auf die Künstler der Epoche, und die Epoche selbst wirkte auch enorm auf die späteren Generationen. Und diese Wellen-Prozesse sollten für jeden Kunstfreund bekannt sein, weil die heutigen Kunstwerke auch nur durch das Fenster der vergangenen Epochen betrachten werden können. Picasso war ein bedeutender Künstler der Epoche. Um 1900 war er 19 Jahre alt, und begann sein wirkliches Künstlerleben in Paris. Er wirkte bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Das besondere an ihm war, dass er auch die traditionellen Formen der Kunst sehr gut beherrscht hat. Neben der Begabung steckte aber auch väterlicher Einfluss dahinter. In seinen verschiedenen Gestaltungsperioden, wie Blau-, Rosa-, oder „Neger“-Periode hat er alle Formen und Methoden des Zeitalters ausprobiert, damit zur zeitgenössischen Kunst wesentlich beigetragen, und auch Neues erfunden.
Die Ausstellung hat versucht, einen Einblick ins Werk von Pablo Picasso zu geben. Leider kamen seine bekanntesten und anspruchsvollsten Bilder aus den Großstädten Europas nicht nach Szeged, aber den Eintrittspreis war die Ausstellung auf jeden Fall wert. Der Besucher konnte unter anderem die Bilderreihe Hommage á Picasso kennen lernen, die die bekanntesten Picasso-Verehrungen zeigt. Künstler wie der Pop-Art König Andy Warhol, Joan Miro haben den Meister in Form von Bildern geehrt. Diese sind Inspirationen, die von Picasso ausgegangen sind. Die eigentlichen Bilder aus der Picasso-Reihe bestehen in diesem Fall aus 24 Illustrationen zum Werk von Honoré de Balzac (Das unbekannte Meisterwerk), und aus Keramiktöpfen mit Stierkampfszenen.
Der Höhepunkt der Ausstellung war Der Musketier mit Schwert, der zusammen mit den Keramikwerken aus der Sammlung des Ludwig-Ehepaars aus Aachen stammt. Die Ludwigs waren mehr als 2 Monate, vom 1. März bis 13. Mai 2008, respektierte Gäste der Ausstellung in Szeged. Die Keramiktöpfe sind vielleicht nicht ganz im Einklang mit der enormen Reihe von Bildern, aber sie sind auch Teil des Lebenswerkes von Picasso. Der Musketier mit Schwert lockt mit seinen atemberaubenden Maßen die Besucher in der ersten Minute an sich. Das Bild ist ein frontales, fiktives, Öl-Halbporträt mit einer Höhe von 162 cm und einer Breite von 130 cm. Die Versicherungssumme dieses einzigen Werkes beträgt 2.4 Millionen Euro.
Die vom Eingang an sehr gut aufgebaute Ausstellung, mit dem Café, den verschiedenen Sälen, den vielseitigen Kunstwerken und Gattungen, war ein Meisterwerk der Reök-Ausstellungen. Das war auch an den Besucherzahlen zu messen. Zu den Besuchern zählte auch eine Seminargruppe von Tünde Katona am Institut für Germanistik. Studierende der Universität sollten sich so eine einzigartige Gelegenheit nicht entgehen lassen.