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Zeitung << 1/2008 << Kirchenbau


Kirchenbau
Die Gotik und der Kölner Dom

Autorin: Krisztina Szilaski

In der Geschichte der Menschheit gehörte der Kirchenbau zu der Kultur, der Religion und dem alltäglichen Leben der Menschen. Es ist sehr interessant, wie vielfarbig die Welt der Kirchen ist und wie unterschiedlich sie Gott und die Beziehung zwischen dem jeweiligen Gott und der Glaubensgemeinschaft darstellen. Als Architekturliebhaberin steht mir die Gotik am nächsten.

Im Leben der altertümlichen Ägypter wurde die Liturgie außerhalb der Kirchenmauer gehalten. In seiner Größe war das Kirchengebäude nicht fähig, größere Mengen zu fassen. Dies hat sich in den darauf folgenden geschichtlichen Zeitperioden insofern geändert, als sich sowohl die Größe der Kirchengebäude, als auch die Technik des Kirchenbaus verändert hat. Diese haben auch dazu beigetragen, dass die Kirchengebäude mächtig wurden.
Zur Zeit der Gotik (1130-1500) wurden in Europa zahlreiche mächtige Kirchen gebaut. Dieser Stil hat sich in Frankreich herausgebildet und verbreitete sich in ganz Europa, vor allem in Deutschland und in England, aber auch in Ungarn. Abweichend von dem romanischen Stil, hat sich die Gotik ihre eigenartigen Stilmerkmale in architektonischer Ausführung erkämpft. Für ihre Kirchen sind vor allem die dünnen Wände, Strebepfeiler, große, sogar riesige Fensteröffnungen, schlanke Pfeilerbündel, kunstvolle Rippengewölbe, Spitzbogen, kleinere und größere Türmchen mit Figuren- und Rautenschmuck und das bekrönte Kapellen-Sanktuarium charakteristisch. Die Gotik verfügt über sieben Fensterarten, von denen die bekannteste das Rosenfenster ist. In der gotischen Kirche befindet sich das Sanktuarium auf der östlichen Seite und der Eingang auf der westlichen Seite. Die menschlichen Figuren stellt sie durch zierliche, zarte Linienführung und durch die charakteristische S- förmige Körperhaltung dar. Die Geschichten der Menschenfiguren drücken Gefühle aus. Meiner Meinung nach ist es sehr auffällig, wie man zur Zeit der Gotik die Zartheit und die Feinheit ausdrücken wollte. Für die Architekten bedeutete dies eine sehr mühsame Arbeit mit viel Vorsicht und viel Fachwissen.

Die Gotik in Deutschland
In Deutschland erschien die Gotik etwas später und vor allem in Norddeutschland. Deutschland wollte einen eigenen gotischen Stil gestalten und dies wurde durch mehrere Veränderungen erreicht. In der Architektur wurden oft Vereinfachungen durchgeführt, manchmal in der Wandkonstruktion und manchmal sind die Rundgänge des Sanktuariums und damit auch den Kapellen-Kranz ausgelassen. In Licht, in Fröhlichkeit und in Übersicht wollte man Frankreich überflügeln. Einen gotischen Stil haben die Deutschen dadurch erreicht, dass sie das Mittelschiff und das Seitenschiff auf die gleiche Höhe gebracht haben. In die Fensteröffnungen haben sie helleres Glas gestellt. Ziel der Architekten war, das übersichtliche Innere und das zusammengefasste Äußere in Einklang zu bringen, was auch an dem Kölner Dom zu sehen ist.

Der Kölner Dom
Neben dem Ulmer Münster ist der Kölner Dom ein berühmtes Muster des gotischen Kirchenbaus. Alle architektonischen Elemente sind zu finden, die für die Gotik charakteristisch sind. Die Fenster bestehen aus farbigem Glas. Schon das Ziel seines Baus verbirgt keine alltägliche Absicht. Der Bau lief und läuft noch bis heute. Im Bild der ewigen Renovierung und der Restaurierung der Schaden ist der Kölner Dom noch immer nicht vollendet und wartet auf seine endgültige „Kleidung”. Im Jahre 1248 hat der Kölner Erzbischof, Konrad von Hochstaden seinen Grundstein gelegt. Nach französischem Muster wollte man eine außergewöhnliche Kirche bauen, die die anderen Kirchen weit übertrifft. Die Idee seines Baus hat auch eine interessante Geschichte. Nachdem die Reliquie der Heiligen Drei Könige angefertigt wurde, wollte man für ihre Bewahrung eine edle Kirche bauen lassen. Am 27. September 1322 hat man das Sanktuarium des Kölner Doms geweiht. Es war 41 m lang, 45 m breit und sein Mittelschiff war 43 m lang. Zwischen dem Sanktuarium und der südlichen Fassade begannen die Architekten ein 70 m langes Hauptschiff zu bauen. Im Jahre 1560 erlitt der Bau eine Unterbrechung. Wegen der Kriege und der Ansteckungskrankheiten war die finanzielle Unterstützung sehr gering und der Bau konnte nicht weitergeführt werden. Der Tod hat ihn auch „bedeckt”.
Im 19. Jahrhundert stand der Bau des Doms wieder im Mittelpunkt. Friedrich Wilhelm IV. beauftragte die Architekten Karl Friedrich Schinkel und Ernst Friedrich Zwinner, den Dom fertigzustellen. Im Jahre 1862 war der Dom auf seinen 157 m hohen Turm stolz. Zwei Jahrzehnte später erhielt der Kölner Dom seine heutige Form, an der noch immer gearbeitet wird. Einige Schmucktürme haben sich losgelöst und sind gestürzt. Auch die Schäden, die der zweite Weltkrieg mit sich gebracht hat und die heutigen Schäden durch die Umweltverschmutzung verlangen eine ständige Restaurierung. Neben der Reliquie der Heiligen Drei Könige verfügt der Kölner Dom über zahlreiche wertvolle Schätze. Es ist unglaublich mit welchem Feingefühl und welcher Ausdauer man fähig ist, auch solche imposante Religionsgebäude zu bauen. Alle Einzelheiten der Schmuckstücke aus Stein sogar in 150 Meter Höhe spiegeln die Standhaftigkeit der Menschheit wider. Man war ja fähig, auch ohne moderne Technik etwas Großartiges zu schaffen.
Wenn man in eine gotische Kirche geht und nach oben schaut, kann man leicht das Gefühl bekommen, dass man im Gottes Haus sehr winzig ist und der Gott riesig und unerreichbar ist. Ich habe immer das Gefühl, dass die Kraft und die Wirkung dieser Kirchen, die die Menschen gebaut haben, riesig, bewundernswert und unerreichbar sind.