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Zeitung << 2/2007 << Udo Lindenberg


Udo Lindenberg
Die lebende Legende

Autorin: Bettina Hegedûs

Wahrscheinlich kennt jeder und jede Deutsche den Namen Udo Lindenberg. In Ungarn ist er doch leider weniger berühmt, obwohl der Musiker auf seinem Werdegang seit mehr als 36 Jahren tätig ist, und der Erfolg ihn heute auch nicht im Stich lässt. Neben der Musik beschäftigt er sich mit der Malerei, mit sozialen und gesellschaftlichen Fragen und Phänomenen. Nebenbei bemüht er sich darum, berufliche Möglichkeiten für junge Bands zu sichern. Udo Lindenberg ist eine wichtige Persönlichkeit sowohl für die deutsche Musikgeschichte und Kultur als auch für die politischen Ereignisse in der Zeit des geteilten Deutschlands.

Der „laute” Weg
Der 1946 in Gronau geborene Junge erhielt seinen ersten Preis bereits mit zwölf Jahren als Schlagzeuger bei einem Jazz-Festival. Nach einem Jahrzehnt widmete er sein Leben - nach einem Umzug nach Hamburg - ausschließlich der Musik. Sein nächster Schritt war die Gründung seiner ersten eigenen Band namens „Free Orbit”. Nebenbei spielte er auch in einem Jazz-Quartett. Das erste Album von ihm („Lindenberg”, 1971) wurde in Englisch veröffentlicht, aber das nächste schon in seiner Muttersprache („Daumen im Wind”, 1972). Im folgenden Jahr bedeutete die dritte LP einen großen Durchbruch, die Türen zum Erfolg öffneten sich für Lindenberg: Platten nach Platten und Konzerte nach Konzerten. 1980 erschien der erste Lindenberg-Spielfilm „Panische Zeiten” und mit demselben Titel sein neues Album. Dem Film folgten die Bücher „Rock und Rebellion – ein panisches Panorama” und „Das Textbuch”.
Anfang der 80er Jahre war Udo Lindenberg der bekannteste Rockmusiker in Deutschland. Die Entwicklung der deutschsprachigen Rockmusik in der Bundesrepublik ist Lindenberg zu verdanken. Deutsche Texte fanden damals im Ausland kein Echo, im eigenen Land aber hörte man gerne solche Lieder, die die Lindenbergschen Themen über die damaligen Gegenwartsprobleme bearbeiteten (z.B. Texte mit Sozialkritik, Lieder über Alkoholprobleme). Bisher hatte niemand so eine Art von Songs in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt. Nach dem Mauerfall konnten endlich die geplanten Tourneen in verschiedene Städte anlaufen; die erste begann mit dem Namen „Bunte Republik Deutschland”.

Die Kraft der Musik
Udo hatte eine große Wirkung auf die Verständigung zwischen Ost- und Westdeutschland. Er durfte 1983 (!) in Ost-Berlin und zwei Jahre später an den Weltfestspielen in der Sowjetunion auftreten. Wie konnte er das schaffen? Er nahm den Kontakt mit dem Staatvorsitzenden der DDR Erich Honecker auf, und sie tauschten ihre politischen Meinungen miteinander aus. Das Überraschendste war das Geschenk einer Rocker-Lederjacke für Honecker. Udo bekam im Tausch dafür eine Schalmei geschenkt, und zwar im Rahmen des Westdeutschland-Besuches von Honecker.

Die – den Durst stillende – Malerei
Mit 50 Jahren fing er an, sich eingehender mit der Malerei zu beschäftigen. Innerhalb eines Jahres erschien bereits ein Bildband mit dem Titel „Lindianer – Bilder in Panikcolor”. Was man über seine Malerei unbedingt wissen sollte, betrifft seine eigene, weltweit einzigartige Gattung: das Likörell. Dieser Gattungsname beinhaltet das Mittel, mit dem Lindenberg seine (meistens sozial- und gesellschaftsbezogenen) Bilder herstellt: es sind Gemälde aus Likör. Oft wählt der Musiker eine Mischtechnik auf Papier (z.B. Filzstift und Likör). Im Internet publizierte er ein Rezept für die Anfertigung des Likörells sowie eine bilderreiche Galerie. Es lohnt sich sie anzusehen! Natürlich betreibt er das Malen parallel zum Musizieren, und er geht auch weiterhin auf Tourneen.

Noch mal eine Mauer?
Im Jahre 1999 war der 10. Jahrestag des Mauerfalls, natürlich vergaß Lindenberg das auch nicht: er veröffentlichte eine Milleniumshymne – „Seid willkommen in Berlin” – mit der Hilfe von Berlin-Records. Am 3. Oktober 2003 fuhr sein von sich selbst buntbemalter „Sonderzug” von Berlin nach Magdeburg; diese Städte bildeten die Zentren des Feiertages der deutschen Einheit. Der Zug durchbrach eine Mauer als Symbol der Vereinheitlichung von Ost und West. Nach dem Fall der Symbolmauer traten Udo und seine Kollegen im Rahmen eines Konzertes auf.

Für die neue Generation
Die Musiklegende sorgt ebenfalls für seine Heimatstadt. So war es gar nicht unerwartet, dass Lindenberg vor drei Jahren ein „Rock ’n’ Popmuseum” in Gronau eröffnete. Aus Dankbarkeit wurde ein Platz nach ihm genannt. Von den mehreren gesellschaftlichen Tätigkeiten ist die „Udo Lindenberg-Stiftung” auf jeden Fall erwähnenswert, die 2006 gegründet wurde. Die Stiftung schrieb neuerdings einen „Panikpreis” für junge Bands aus, die eigene Lieder oder eine Musik mit Texten von Hermann Hesse komponieren müssen. Die Gewinner bekommen neben Geld auch Möglichkeiten für Auftritt und Weiterbildung. Eine wichtige Bedingung ist jedoch, dass die Texte der Jugendlichen einzigartig, provokant und fern von den Massengedanken sein müssen.
Auch der Panikrocker Udo Lindenberg wurde vor allem dank seiner provozierenden Texte berühmt. Um ihn herum hängt alles mit dem Wort Panik zusammen: seine Panische Malerei, die Paniktourneen und seine Panikjahre. Er ist bereits eine Legende, dessen „Panikidentität” gut zu der außergewöhnlichen Heimatliebe passt. Lindenberg spielt Musik nicht für sich selbst, sondern vor allem für Deutschland und für das deutsche Publikum. Er verdient wirklich seine Auszeichnungen.