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Zeitung << 2/2007 << Kálmán-Operette vor dem Dom in Szeged


Kálmán-Operette vor dem Dom in Szeged
Gräfin Mariza bei den Szegeder Freilichtspielen

Autorin: Anna Ferenczi

Mein Freund hatte mir an einem schönen Sommerabend im Jahre 2007 ein wunderbares Geschenk gemacht. Er überraschte mich mit zwei Theaterkarten für die Operette Gräfin Mariza, die bei den Szegeder Freilichtspielen auf dem Programm stand. Diese Operette bietet nicht nur Operettenfans eine angenehme Unterhaltungsmöglichkeit.

Statt einer traditionellen Aufführung konnten wir uns die öffentliche Hauptprobe anschauen. Die Aufführung begann nicht pünktlich, weil sie – wie später die Regisseurin Enikõ Eszenyi sagte – ein großes Problem hatten. Ervin Nagy, der Baron Zsupán darstellte, wurde am Bein verletzt, weshalb sie plötzlich improvisieren und eine gute Lösung finden mussten, um die folgende Aufführung und die Premiere zu retten. Ich war ein bisschen enttäuscht. Wenn ich ins Theater gehe, möchte ich mich in einer ganz anderen Welt fühlen. Ich möchte den Schauspielern glauben können, dass sie sich wirklich lieben oder hassen, aber bei einer einfachen Probe kann sich das nicht unbedingt verwirklichen, dachte ich.
Trotz der Schwierigkeiten – oder eben deswegen – war die Aufführung ein unvergessliches Erlebnis. Ich fühlte mich so, als ob ich wirklich auf dem Schlossgut der Gräfin wäre, wo die Handlung der Operette spielt. Ich konnte der bereits auch im Ausland bekannten Opernsängerin Gyöngyi Lukács glauben, dass sie eine wunderschöne, lebensfrohe Gräfin ist, die auf ihrem Gut ihre Verlobung mit dem Baron Zsupán feiern will. Der Bräutigam, den der unglücklicherweise verletzte Schauspieler Ervin Nagy darstellte, existiert aber nicht. Marica erlebt eine Überraschung, denn der erfundene Bräutigam Baron Zsupán erscheint, um die Verlobung zu realisieren. Die Ereignisse werden immer komplizierter, weil die Gräfin sich in der Zwischenzeit in ihren Verwalter, der in der Wahrheit ein verarmter Graf ist, verliebt hat. Er dient auf dem Gut als Verwalter mit dem Ziel, für die Mitgift seiner Schwester Lisa, die keine Ahnung von ihrer Verarmung hat, etwas Geld zusammenzubekommen. Am Ende der Geschichte gewinnt das Recht des Herzens. Nicht nur diese witzige Geschichte machte die Aufführung besonders interessant und glänzend, sondern auch die eigenartige Betrachtung der Regisseurin Enikõ Eszenyi und die ausgezeichnete Rollenverteilung. Nach einigen Jahrzehnten war die in Ungarn als „die letzte Primadonna” genannte Zsuzsa Lehoczky wieder auf der Bühne des Domplatzes zu sehen. Zur Regie passte die von Kentaur geschaffene, sonderliche Dekoration sehr gut, die u.a. aus großen roten Pumps und einer ebenso großen Geige bestand.
Für mich, als Germanistikstudentin, hatte die Aufführung noch etwas besonders Interessantes: der deutsche Text wurde an den zwei Seiten der Bühne auf großen Filmleinwänden projiziert, wodurch auch die deutschsprachigen Zuschauer den Text gut verfolgen konnten.