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Zeitung << 2/2007 << Mein Leben als Au-pair-Mädchen
Mein Leben als Au-pair-Mädchen
Zwei Monate in Bayern
Autorin: Anikó Mészáros
Ich wollte schon immer einmal ins Ausland und besonders nach Deutschland fahren. Aber nicht mit den Eltern zu Verwandten, sondern alleine, um mich auf die Probe zu stellen. Das Allereinfachste ist, wenn ich mir eine Familie suche, auf deren Kinder ich aufpasse, meinte ich. Das war jedoch nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Im September 2006 habe ich mich an der Uni nicht rückgemeldet, da ich schon im September fahren wollte. Ich hatte nämlich schon eine Familie gefunden. Leider stellte sich nachträglich am Telefon heraus, dass sie gerne ein Mädchen für ein Jahr gehabt hätten. Aber ich hätte nur bis Ende Januar bleiben können. Diese Familie habe ich wohl vergessen müssen. Danach habe ich keine weiteren Antworten bekommen, es hat sich niemand mehr gemeldet. Ich war sehr enttäuscht und hatte mich schon damit abgefunden, dass es mir nicht gelungen war, eine Arbeit zu finden. Einige Wochen später hat mich doch noch jemand angerufen, eine Frau mit einer netten Stimme. Sie suchte dringend nach einem Au-Pair-Mädchen, das für zwei Monate auf ihre Kinder aufpassen sollte. Ich kann mich noch genau erinnern: es war Donnerstag, der 19. Oktober und am 21. Oktober bin ich mit meinen Eltern – sie waren auch so neugierig – schon unterwegs nach Garching an der Alz gewesen. Garching ist eine Kleinstadt zwischen München und Salzburg, aber zum täglichen Leben findet man hier alles, was man braucht.
Während der Fahrt ist mir nicht einmal eingefallen, darüber nachzudenken, ob ich mich richtig entschieden habe. Das sieht mir sonst gar nicht ähnlich. Normalerweise bin ich viel überlegter. Zwei Monate ist zwar nicht so viel Zeit, aber so alleine in einem fremden Land.
Nach acht Stunden waren wir angekommen und haben uns mit der Familie getroffen. Nur der Vater der Familie war nicht da, weil er auf Geschäftsreise war. Sie waren sehr nett und offen. Vom ersten Moment an hatten sie Vertrauen zu mir gehabt. Das war für mich sehr ungewöhnlich.
Die erste Woche war schwierig für mich. Der bayerische Dialekt ist kompliziert und komisch. Es muss erst eine bestimmte Zeit vergehen, bis man ihn versteht. In dieser Zeit konnte ich fast nichts von der Unterhaltung der Kinder verstehen. Sie waren ganz klein. Isabel war damals vier Jahre, Lena sechs Jahre alt. Sie sind sehr lebenslustig, lebendig und nett. Als ich ankam, hatten sie Angst vor mir, aber das kann ich verstehen. Sie müssen immer wieder ein neues Au-Pair-Mädchen annehmen und sich erst an sie gewöhnen. Sie hatten auch Angst davor, wieder eine neue Freundin zu verlieren, wenn sie nach Hause geht. Aber mit kreativen Spielen, Basteln, Zeichnen usw. gewann ich bald ihre Freundschaft.
Neben den Kindern hatte ich auch andere Programme: ich war im Kino, wir machten fast jede Woche Ausflüge, zum Beispiel in die Berge, oder wir waren in einem Kaffeehaus, wo wir einige gemütliche Stunden verbrachten. Ich war auch in München, um den Weichnachtseinkauf zu machen. Wir besuchten auch gerne eine griechische Gaststätte.
Die Stimmung dieser Winterzeit in Deutschland gefiel mir sehr. Es kann sehr gemütlich sein, wenn die Leute sich auf dem Weichnachtsmarkt am nahe gelegenen Wald treffen, singen, Sachen kaufen, die die Eltern im Kindergarten aus Holz mit eigenen Händen gemacht hatten, und dazwischen Glühwein schlürfen. Es gibt keine künstliche Beleuchtung, nur die Teelichter leuchten an der Seite des Weges. Ein wunderschöner Augenblick. Ich werde das nie vergessen.
Meine Zeit bei der Familie verging sehr schnell. Im Zug unterwegs nach Hause ist mir alles wieder eingefallen, was mir widerfahren war: Halloween, Sankt Martins Fest, Weichnachtsprogramme im Kindergarten, die Ausflüge und die Familie, die mich wie ein Familienmitglied liebte.
Mein Zug ist am späten Nachmittag in Budapest angekommen. Meine Eltern und meine Schwester warteten schon sehr auf mich, aber ich konnte nicht lang ruhelos sein. Das ist so ein Gefühl, als ob man von einem Traum plötzlich in die Wirklichkeit zurückkommen würde. Seither halte ich noch immer den Kontakt mit der Familie. Wenn jemand Lust bekommen hat, als Au-pair ins Ausland zu gehen, möchte ich ihn dazu ermutigen, weil man dadurch unvergessliche Erlebnisse sammeln kann.
Tipps für Au-Pair
• Man sollte die Pflichten und die Rechte von Au-pairs kennen, um nicht ausgenutzt zu werden. Über diese Informationen kann man sich bei den Agenturen informieren.
• Die Agenturen können helfen, wenn es Probleme gibt, deswegen ist es sinnvoll, wenn man die Telefonnummer immer bei sich hat.
• Man sollte nicht jeden Tag arbeiten, nur wöchentlich maximal 30 Stunden. Das bedeutet entweder 5 Stunden in 6 Tagen oder 6 Stunden in 5 Tagen. Jeder zweite Sonntag muss frei sein.
• Du solltest nicht den ganzen Haushalt führen, nur dabei helfen.
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