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Zeitung << 1/2007 << „Zuhören ist eine hohe Kunst. Dazu gehört auch die Kunst des Fragens.“


„Zuhören ist eine hohe Kunst. Dazu gehört auch die Kunst des Fragens.“
(Anne Brunner) – Buchtipp

Autorin: Emma Sajben

Sind Sie schon auf einer „Frageachterbahn“ gesessen? Waren Sie vielleicht in einem „Fragekäfig“ gefangen? Obwohl diese Ausdrücke fremd klingen, beschreiben sie ganz alltägliche Situationen. Während eines Gesprächs fühlt man oft, dass man auf eine Frage nicht antworten kann, weil sie ohne Strategie gestellt wurde. Damit man sich der Macht des Fragestellers und der entsprechenden Art und Weise der Fragestellungen bewusst wird, hat Anne Brunner, Professorin für Schlüsselqualifikationen im Fachbereich General Studies der Fachhochschule München, das Buch mit dem Titel Die Kunst des Fragens verfasst. Wie wir ein Frage-Künstler werden können, erfahren wir aus diesem nützlichen Taschenbuch.
Fragen sind wertvolle Werkzeuge in der Kommunikation. Natürlich können verschiedene Probleme und Situationen durch variierende Werkzeuge, Fragen gelöst werden. Das Buch stellt eine ausführliche Liste der Fragetypen dar, dann beschreibt es ihre Vorteile und die eventuellen Nachteile. Daneben beinhaltet die Ausgabe ein kleines Fragenlexikon von A bis Z, in dem verschiedene spezielle Fragetypen beschrieben und danach bewertet werden, in welchen Situationen sie benutzt werden können. Zum Beispiel gibt es so genannte „Gegenfragen“, die den Ball dorthin zurückwerfen, wo er herkommt: die Frage wird mit einer anderen beantwortet. Während der Benutzung dieses Fragetyps kann man sich Luft verschaffen und Zeit gewinnen, aber auf der anderen Seite kann es unhöflich, aggressiv bzw. defensiv wirken.
Wenn man schon mit den Grundlagen vertraut ist, wird einem der Rat gegeben, wie man eher nicht fragen soll und was eher vermieden werden sollte. Die oben erwähnte „Frageachterbahn“ gehört zu dieser Gruppe. Der Befragte fühlt sich, als würde er in einer Achterbahn sitzen, wenn der Fragesteller ohne Strategie, kreuz und quer, von rechts nach links fragt. Ebenso unangenehm ist die Situation für denjenigen, der mit vielen geschlossenen Fragen in die Ecke getrieben und in einem Fragekäfig gefangen wird. Die Kunst des Fragens bietet Hilfe mit Aufgaben zur Übung und Selbstreflexion an, um auf diese zu vermeidenden Fragetypen verzichten zu können.
Es ist bemerkenswert, dass die Hälfte des Buches einen so genannten theoretischen Hintergrund mit Erklärungen und Beispielen beinhaltet, und die andere Hälfte sehr nützliche praktische Ratschläge für die Anwendung der Theorien enthält. Dieser Teil ist besonders empfehlenswert für diejenigen, die Lehrer werden oder in der Führungsposition einer Gruppe sind. Es beinhaltet Tipps zu Fragen, die die Kreativität fördern, die in Meetings für Gruppen gestellt werden können, und solche, die sich mit Problemen und ihren Lösungen befassen. Am Ende des Buches findet man eine Sammlung von Fragen, die man sich selbst stellen könnte, wie zum Beispiel: Was ist Ihr Motto? Was war Ihr größter Fehler? Kennen Sie ein Mittel gegen Liebeskummer?
Bevor Sie über diese komplizierten Fragen nachdenken, empfehle ich Ihnen das Buch Kunst des Fragens, weil es kurz und bündig die wichtigsten „Metafragen“ darstellt, beantwortet und auch in den kleinen Taschen der Frauen Platz hat.


Situationsbeispiele für die im Text erwähnten Fragetypen

Gegenfrage:
• Haben Sie nichts dagegen getan?
• Was hätten Sie denn getan?

Fragekäfig:
• Warum haben Sie sich beworben?
• Ich suche eine neue Aufgabe.
• Waren sie denn mit ihrer bisherigen Stelle nicht zufrieden?
• Doch, ich bin nur durch den privaten Umzug auf der Suche nach einer neuen Stelle.
• Sie wollen also nur aus räumlichen Gründen bei uns arbeiten.
• Nein, es ist ein Nebenaspekt.
• Aber es ist Ihnen doch sicher nicht so unwichtig, wie weit ihre Familie weg wohnt?

Frageachterbahn:
• Was halten Sie von unserer Firma?
• Ich finde, dass es eine der besten in Deutschland ist.
• Haben Sie schon zu Mittag gegessen?
• Nein, noch nicht.
• Warum tragen Sie keine Krawatte?