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Zeitung << 1/2007 << Sonnenallee


Sonnenallee
Filmabend am Institut für Germanistik

Autorin: Anita Ráczné-Romsics

Im Sommersemester 2007 gab es fast jeden Dienstag einen Filmabend, der von dem Kulturverein des Instituts organisiert wurde. Es wurden ältere Filme aufgeführt, wie zum Beispiel Ich denke oft an Piroschka, aber auch ganz moderne Filme wie Sonnenallee, nach dem Roman von Thomas Brussig. Der Film wurde von der DAAD-Lektorin Dr. Ellen Tichy vorgestellt, mit einer kurzen Zusammenfassung und mit einigen Worten zum Leben von Thomas Brussig. Die „Werbung” für den Film war sehr verlockend, wie das die riesige Menge von Zuschauern im Raum zeigte. Viele StudentInnen, DoktorandInnen, LektorInnen und DozentInnen waren neugierig auf diese Komödie. Die Geschichte von Sonnenallee spielt in den 70er Jahren in Ost-Berlin. Damals war Amerika noch nicht der „Big Brother”, sondern die Sowjetunion spielte politisch eine sehr bedeutende Rolle. Zu dieser Zeit war es noch „populär”, wenn jemand in Moskau studieren konnte, oder „freiwillig” zur Armee ging. Zumindestens auf den ersten Blick sieht die Situation so aus. In der Schule war Micha ein alltäglicher Typ, bis seine Lehrer in der Zeitung sein Photo entdeckten. Wegen des Photos brach natürlich eine Skandal aus. Die größte Frage ist, warum? Weil er besoffen war und mit seinem Freund aus dem zweiten Stock urinierte? Oder weil er in Richtung Westen gepisst hat? Mit dieser „Heldentat” zerstörte er die Ordnung der DDR. Dieser Film zeigt uns ein reales, aber auch ein verstärktes, ironisches Bild der DDR. Normalerweise wird alles neben der Mauer kotrolliert: Man darf keine illegale, „für die Jugendlichen und für die anderen Genossen gefährliche” Musik hören. Einen Personalausweis muss man immer dabei haben, weil „das das wichtigste Dokument ist”, auch wegen des Polizisten, der mindestens zweimal pro Tag die Genossen kontrolliert. Schmuggel ist auch gefährlich, trotzdem macht man es. Von West-Berlin kommen unbekannte verdächtige Typen, die Drogen und Schallplatten verkaufen. Die Wohnung von Micha war klein, und sein Nachbar war bei der Stasi. Theoretisch war alles verboten, aber praktisch konnte man alles machen, was man eigentlich wollte, wenigstens erklärt uns Micha das. Das wichtigste in dieser „komisch-scheinbaren” Welt für Micha ist die „unbeschreibliche, sagenhafte, unerreichbare Miriam”. Sie ist wirklich unerreichbar, weil sie so schön ist, und ihr Freund ein „Wessi”. Im Laufe der Zeit ist sie sich ganz sicher, dass die „Wessis” nicht besser küssen als die „Ossis”. Aber dafür muss der arme Micha sich stark anstrengen. Seine Taktik ist sehr einfach: Gespräch über Tagebücher und Saufen für den Weltfrieden. Der peinlichste aller Versuche ist der Tanz, den man selbstverständlich nur mit Kumpeln tanzen darf, sonst wäre es unangenehm. Brille ganz schnell weg! Auf die Hüft- und Beinbewegung muss man sich sehr konzentrieren! Im Laufe des Filmabends herrschte sehr gute Laune, alle haben gelacht oder fast geweint wegen der Selbstironie dieser Zeitepoche.