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Zeitung << 2/2006 << Uni-Rundfunk Szeged


Uni-Rundfunk Szeged
Eine Radiostation im Internet

Autor: Sándor Török

Das Internet ist heutzutage eines der wichtigsten Medien. Mit den vielen Videos und Dokumenten kann es eine Konkurrenz zu den Printmedien und Fernsehsendungen sein. Aber auch Radiostationen kann man im Web erreichen. Dazu benötigt der Hörer einen Rechner und eine Breitbandverbindung. Seit anderthalb Jahren gibt es in Szeged den Sender Radioe.hu, der der Kern eines komplexen Systems ist, das aus einer Internetzeitschrift Epresso.hu und zwei Radiostationen besteht, die in zeitlichem Wechsel senden. Diese Medien sind ein wenig ungewöhnlich, da die Sendungen und Artikel ausschließlich von Studenten der Universität Szeged hergestellt werden, die ihre Arbeit als Freizeitbeschäftigung auffassen. Aber am wichtigsten ist, dass der Sender und die Zeitschrift nicht im traditionellen Sinne arbeiten.

Der Chefredakteur von Radioe.hu, Ger­gely Kovács, deutete in seinem Gespräch mit GeMa auf die Eigenheiten der Internetmedien hinsichtlich des Aufbaus, der Themen und der finanziellen Fragen hin. Erstens muss man feststellen, dass das Internet ganz neue Möglichkeiten zur Informationsübertragung bietet. Im Vergleich zu traditionellen Radiosendungen und Zeitschriften haben die „Online Medien” sozusagen mehrere Dimensionen: ein erschienener Artikel kann z.B. in wenigen Minuten von den Lesern kommentiert werden, was die monologische Pressekommunikation gleich in einen „Dialog” umwandelt. Bei einer Radiosendung kann dieser direkte Weg durch den Chat symbolisiert werden, der den Hörern die Möglichkeit bietet, beim Ablauf einer Sendung mitzuwirken. Am wichtigsten ist aber die rechtliche Regelung, oder genauer gesagt, die beinahe Nichtregelung der Internetmedien. Die gesetzlichen Regeln der Radio- und Fernsehsendungen in Ungarn stammen aus dem Jahre 1996. Vor zehn Jahren entstand also der rechtliche Hintergrund der Massenmedien, aber damals war das Internet nicht so verbreitet wie heute und so blieb dieses Medium ausgenommen.
Das ist eine Freiheit, die auch sehr viel Verantwortung fordert, betonte Kovács. Die rechtlichen Lücken sind nicht dafür da, um sie für hinterhältige Zwecke auszunutzen, sondern es ist eher eine Art der Reformierung der veralteten Vorschriften, die grundsätzlich auf Fragen der traditionellen Radioausstrahlung eingeht. Aber diese kann man im Fall der Internetsendungen nicht ohne Kritik benutzen. Das würde Einschränkungen in vielen Bereichen mit sich bringen. Die Musik, die z.B. von den eigenen DJs der Redaktion produziert wird, wurde inzwischen durch Vorschriften in der Länge und im Stil verändert, was eine Art der unnötigen Zensur darstellen kann. Ein anderes Beispiel: die Dauer einer Sendung und deren Inhalt dürfen nicht von den Vorschriften abhängen, sondern von der Zusammensetzung der Hörerschaft, was in diesem Fall die Menge der Studierenden bedeutet, die ganz andere Ansprüche haben als das Publikum der gewerblichen Radiostationen. Darunter kann man verstehen, dass der eine Sender für die Generation zwischen 18-25, der andere für Hörer zwischen 9-99 Jahren Sendungen ausstrahlt, und es deshalb verständlich ist, dass die beiden Konstruktionen nicht sehr ähnlich sind. Und so versuchen die Mitarbeiter des Uni-Rundfunks neue Regeln der Kommunikation zu schaffen, die sich aber nicht sehr von den traditionellen Regelungen unterscheiden.
Die Art, Themen für Studenten der Universität zu bringen, benötigt eine ganz andere Sprache, die viel mehr Wert auf Offenheit legt. Deshalb ist es vielleicht selbstverständlich, dass die Sendungen „von Studenten für Studenten” gemacht werden. So können die Interessen der Hörer und der Mitarbeiter der Station sich decken, weil sie fast das gleiche Leben führen. Wer die Sendungen verfolgt, kann sich über Termine informieren, die für einen „Unibürger” wichtig sein könnten. Die Veranstaltungen, die für die Studenten organisiert werden, bekommen hier auch sehr viel Werbung. Und natürlich alles, was einen Studenten interessieren kann, von Büchern über Interviews bis hin zu Filmen von heute und aus der Vergangenheit.
Die Mitarbeiter sind nicht wegen der hohen Löhne in dieser Redaktion. Es ist eine freiwillige Arbeit, bei der unter anderem auch Anfänger ihre Qualitäten zeigen können, und dazu kommen noch einige Studenten der Medienwissenschaft, die hier für später Erfahrungen sammeln können. Aber zu den finanziellen Fragen gehört noch der Faktor, dass diese Redaktion mit Hilfe einer Stiftung nur so viel Geld bekommt, dass es zum Selbsterhalt reicht, und deshalb können den Mitarbeitern auch keine Gehälter gezahlt werden.
Die Gründung so einer Station ist auch nicht so teuer wie ein gewerbliches Radio, eine so genannte Sendegenehmigung muss man auch nicht beantragen, das Internet ist für alle offen. Und diese Leute versuchen, es für einen guten Zweck zu nutzen, weil die technischen Voraussetzungen mit ein paar wenigen guten Computern schon gegeben sind. Die Studenten machen ihre Arbeit mit Freude, nicht nur wegen der guten Stimmung, sondern auch um etwas weiterzugeben.