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Zeitung << 2/2006 << Die Wege und die Begegnungen


Die Wege und die Begegnungen
Einblick in die Festschrift zum Anlass des 60. Geburtstages von Károly Csúri

Autor: Sándor Török

Der Band wurde auf der Festveranstaltung „aus Anlass der sechzigsten Wiederkehr des Geburtstages von Professor Doktor Károly Csúri” im Konferenzsaal der Philosophischen Fakultät am 20. September 2006 vorgestellt.
Schon das Vorwort weist darauf hin, wie die vielfältigen Themen und Bereiche angeordnet werden können. Dazu sind noch die Beiträge von den ehemaligen Schülern, Kollegen, Freunden in den meisten Fällen auch mit einer persönlichen Ebene verbunden. Wir können die Festschrift also als eine Zusammenfassung der bisherigen Tätigkeit von Károly Csúri in wissenschaftlicher Hinsicht bezüglich der menschlichen Kontakte auffassen.
Wie András Vizkelety mit seiner – wie er es auch selber nannte – „ungewöhnlichen” Themenwahl zeigt, enthält der Band Beiträge aus mehreren wissenschaftlichen Gebieten, die sich aber in den meisten Fällen im Kreise der Literaturwissenschaft, Literaturgeschichte, Fachdidaktik bewegen.
Der Band besteht außerdem aus mehreren inhaltlichen Einheiten, die viele Themen behandeln. Neben der Theorie beinhaltet der Band Beiträge zur deutschen, österreichischen und ungarischen Literatur sowie einen Schluss (Kontroversen zu Geschichte und Kultur). Wir können leider nur ein paar Kostproben dieser komplexen Publikation geben und nur einige willkürlich ausgewählte Beiträge erwähnen.
Das Zentrum des Teils der theoretischen Beträge basiert auf dem im Band mehrmals erwähnten Werk von Károly Csúri (Mögliche Welten. Zur literarischen Erklärung von Texten. 1987) und somit auf der Theorie der möglichen, wahrscheinlichen, phantastischen Welten der Texte. In diesem Sinne wird der Terminus auch von K. Ludwig Pfeiffer benutzt: indem die Literatur alternative Welten generiert, die im Zusammenhang mit einem „psychokulturellen Bedarf” stehen, der sich auf die Herausforderung des Imaginären legt, worauf die Menschen mit Erzählungen reagieren. Die Welt literarischer Texte scheint oft auf den ersten Blick als eine irreale Idee, was aber gar nicht so einfach zu definieren ist. Diese Irrealität hat aber ihren eigenen Zweck: einen ästhetischen Wert zu übertragen, der sich z.B. aus der Differenz zu deb allgemeinen moralischen Gesetzen ergibt. Der alternative moralische Weg eines Werkes kann eine neue ästhetische Erfahrung bieten, ohne die existierenden Werte zu beeinträchtigen.
Der Text also fordert von uns, dass wir eine Welt herstellen, in der die Gesetzmäßigkeiten des gesprochenen Textes alles bestimmen; man braucht dazu nur eine „Landkarte”, um sich zu orientieren – wie das auch János Petõfi S. in seinem Beitrag erwähnt, auf der Basis von Prof. Dr Csúris Theorie. Im Beitrag von Magdolna Orosz spielen die Figuren eine wichtige Rolle im Ganzen. Der Grund dafür ist, dass die Figur die Handlung trägt, die Ereignisse auslöst und auch erleidet. In diesem Beitrag bekommen wir ein Bild davon, wie eine Person im Text definiert/geboren werden kann. Achim Barsch nimmt die Literaturwissenschaft von der fachdidaktischen Seite her unter die Lupe. Er stellt im Titel seines Beitrages die Frage: Literaturdidaktik als Vermittlungswissenschaft? Er stellt das literarische Werk und dessen Interpretation in soziale Systeme. Diese Systeme können in bestimmten Fällen auch sehr klein sein, wie im Beispiel einer Schulgruppe. Und so gelangen wir zu den Fragen der Didaktik des Schulwesens. Soll von „kritischem Lesen” die Rede sein, das vor allem über das Umgehen mit Texten etwas aussagt? Oder Literatur könnte eine Basis der Politik bilden, wo die Leser die richtigen Werte vermittelt bekommen. Oder auch: „Literaturunterricht als kritisch erneuerte ästhetische Erziehung”.
Der Band mit seinen mehr als 400 Seiten bietet ein sehr weites Spektrum an Theorien und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen. Aber auch andere Themen, die mit der deutschsprachigen Kultur in enger Beziehung stehen, sind zu finden. Der Leser kann Beiträge von den möglichen Welten in der mittelalterlichen Märendichtung bis hin zu der Redeweise in der ungarischen Prosa vor und nach der Frankfurter Buchmesse 1999 finden. Eine Liste davon zu machen, würde keinen Sinn haben. Die Hauptaufgabe des Bandes besteht darin, einen Überblick über die Tätigkeit des Jubilars zu bekommen durch die Beiträge der Kollegen und Freunde, um damit das wissenschaftliche Werk und den Geburtstag des Jubilars in Ehren zu halten.