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Zeitung << 1/2006 << Eine Ringvorlesung, fünf Gäste, viele Erlebnisse
Eine Ringvorlesung, fünf Gäste, viele Erlebnisse
Österreich im Spiegel der nationalen Identität und Kultur – Tatsachen und deren Hintergrund
Autorin: Bernadett Farkas
Einen Monat lang – vom 14. März bis 12. April 2006, jeweils dienstags und mittwochs – hatte unser Institut für Germanistik das Glück, Österreich durch den Vortrag interessanter Persönlichkeiten ein bisschen näher kennen zu lernen. Die Organisatoren der Ringvorlesung „Österreichische Kultur, österreichische Identität“ waren Prof. Dr. Károly Csúri und Markus Kóth vom Lehrstuhl für österreichische Literatur und Kultur. Sie hatten fünf Gäste eingeladen, die uns
Germanisten und auch einigen Dozentinnen bzw. Dozenten die Bestandteile und Natur des österreichischen nationalen Identitätsgefühls vorstellten und die komplizierten Beziehungen zwischen Geschichte, Kultur (u.a. Kunst und Literatur) und Identität zu erklären versuchten.
Die Vortragenden waren der Reihe nach die Folgenden: Dr. Ferdinand Mayrhofer-Grünbühel (österreichischer Botschafter in Ungarn), Dr. Emil Brix (Leiter der kulturpolitischen Sektion des österreichischen Außenministeriums), Dr. Wilfried Seipel (Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien), Dr. Béla Rásky (österreichischer Historiker ungarischer Abstammung) und Dr. Wendelin Schmidt-Dengler (österreichischer Literaturwissenschaftler). Alle diese Personen sind Spezialisten auf mindestens einem Gebiet der Kultur, Geschichte oder Politik unseres Nachbarlandes. Sie beschäftigten sich in ihrem Berufsleben schon sehr intensiv mit der Identitätsfrage der Österreicher und wollten im Rahmen der Ringvorlesung einen Teil davon vermitteln, und ich bin der Meinung, dass das auch sehr gut gelang.
Diese Vorlesungen waren hochinteressant und recht verständlich, aber nicht immer so sehr ernst. Wir haben immer auch etwas „Heiteres” mitbekommen, wie das am Anfang Herr Mayrhofer-Grünbühel sehr treffend formulierte. Er näherte sich dem Thema Österreich vor allem von der Seite der Diplomatie bzw. Politik an. Für
die Studenten im ersten Jahrgang diente diese Ringvorlesung zugleich als Landeskunde und, was noch wichtiger ist, als reines Erlebnis.
Jede Vorlesung begann mit der Einführung von Herrn Károly Csúri. Er fasste ganz kurz die wesentlichsten Informationen über den Lebenslauf der vortagenden Personen zusammen. Danach kamen die Vorträge, bei denen alle Ohren und Augen im Vorlesungsraum weit geöffnet waren. Damit sich niemand langweilen musste,
hatten die Vortragenden immer etwas Humorvolles unter die trockenen Daten und Tatsachen gemischt. Im Rahmen der Ringvorlesung wurde aber nicht einfach vorgetragen, sondern nach den einzelnen Vorlesungen hatten alle Zuhörer die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen.
Außerhalb der Vorlesungen gab es auch ein kleines Kamingespräch (in diesem Fall ohne einen Kamin) mit Herrn Dr. Emil Brix in dem Gebäude der Szegeder Akademischen Kommission (SZAB), bei dem ich auch anwesend war. Das Thema des Gesprächs war in erster Linie die Europäische Union in wirtschaftlicher, politischer und kultureller Hinsicht. Herr Brix war ganz neugierig darauf, wie wir Ungarn unsere EU-Mitgliedschaft sehen und erzählte auch von den Gefühlen und Reaktionen der österreichischen Nation in Bezug auf die EU. Die Stimmung war sehr fröhlich, Herr Brix war freundlich und gar nicht offiziell, alle Teilnehmer fühlten sich wohl. Der Generalsekretär konnte während dieses Abends erfahren, wie skeptisch die ungarischen Jugendlichen dem Thema der Bewahrung der nationalen Identität innerhalb der EU gegenüberstehen.
Professor Seipel führte uns mit seinen zwei Vorträgen in die Welt der österreichischen Kunst. Man bekam viele Informationen über die Geschichte des KHM, und zwar schön illustriert. Er sprach auch über die wichtige Rolle der Kunst und Kultur in der Entstehung und Entwicklung der österreichischen Identität.
Ihm folgte Béla Rásky, der die Beziehung der Österreicher zur eigenen Geschichte und die Bedeutung der Landschaft für Österreicher erklärte. Er brachte u.a. einige ganz einfache alltägliche Beispiele des österreichischen Nationalbewusstseins (z.B. eine Werbung einer bekannten Biersorte, die Nationalhymne, Volkslieder, usw.), damit dessen Sinn allen leicht verständlich wird. Herr Rásky hielt seine Vorlesung sehr locker, aber auch sehr präzise. Man konnte sich
richtig vergnügen.
Die letzten in der Reihe waren die zwei Vorträge von Professor Schmidt-Dengler. Er beschäftigt sich mit so vielen Wissenschaftsbereichen, dass man diese nur schwierig aufzählen kann. Er ist eine besonders vielseitige Persönlichkeit. Schmidt-Dengler setzte den Akzent auf die Literatur, da sie sein wichtigster Forschungsbereich ist. Das Identitätsgefühl der Österreicher kommt in einem bedeutenden Maß durch die nationale Literatur zum Ausdruck. Er stellte das Wesen der österreichischen Literatur vor 60 Jahren und kontrastierend dazu in der Gegenwart vor. In seinen Schlussworten der Ringvorlesung fasste unser Österreich Lektor und GeMa-Chefredakteur Markus Kóth das Gehörte noch einmal zusammen.
Man kann ruhig sagen, dass wir viel Nützliches und Interessantes während dieser Ringvorlesung gehört bzw. gelernt haben und man diese Kenntnisse in der Zukunft (im Laufe des Studiums) vielleicht auch mit Erfolg verwenden kann. Ich persönlich bin ganz neugierig darauf, wann die nächste Vorlesung (falls es eine geben wird) in einem genauso wichtigen Themenkreis organisiert wird.
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