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Zeitung << 2/2005 << Praktikum bei AUDI HUNGARIA MOTOR GmbH


Praktikum bei AUDI HUNGARIA MOTOR GmbH
Eine Germanistikstudentin im Betriebsmanagement

Autorin: Vivien Flaisz

Letztes Jahr im Frühling habe ich daran gedacht, dass es gar nicht so schlecht wäre, schon jetzt als Student Arbeitserfahrung zu sammeln. So habe ich angefangen, nach Arbeit zu suchen und habe meine Bewerbung an mehrere Firmen geschickt. Zu meiner großen Überraschung habe ich von den meisten Firmen Rückmeldungen bekommen, allerdings hatten sie entweder keine Praktikantenstelle, oder ich habe als Student der Germanistik und des EU-Studiums nicht den Anforderungen entsprochen. Aber es gab eine Ausnahme.

Als ich gerade dabei war, meine schriftliche Zwischenprüfung in germanistischer Literatur zu beenden, hat mein Handy geklingelt. Audi hat mir mitgeteilt, dass ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen bin. Am Anfang wusste ich gar nicht, ob ich mich darauf freuen soll oder nicht. Es war großartig, dass ich zum Vorstellungsgespräch zu einer der größten Firmen Ungarns eingeladen wurde, gleichzeitig habe ich mich vor der Aufgabe gescheut. Zwischen zwei Prüfungen bin ich zum Vorstellungsgespräch nach Gyõr zu Audi gefahren. Für die Präzision der Deutschen ist es charakteristisch, dass das Interview natürlich pünktlich begonnen hat.

Das Vorstellungsgespräch
Das Vorstellungsgespräch hat 30 Minuten gedauert. Es waren zwei Leute dabei. Der eine hat mir Fragen gestellt und ein anderer wie ein Psychologe auf alle meine Bewegungen, Mimiken und Gestiken geachtet, was mich sehr gestört hat.
Zuerst wurde ich über Sachen, welche in meinem Lebenslauf nicht so ausführlich waren, gefragt. Danach sind die Fragen bezüglich der Firma selbst und der Arbeit gekommen. Man hat mich gefragt: was ich über Audi weiß, was für eine Position ich mir in der Zukunft vorstellen könnte, warum ich mich gerade bei der Firma Audi beworben habe, bei welchen Firmen außer Audi ich mich noch beworben habe usw. Die typischen Fragen eben.
Wie ich später erfahren habe, waren die Authentizität, das entscheidende Auftreten und wie sich der Mensch gibt, sehr wichtig.
Meiner Meinung nach ist die gegebene Situation für Anfänger sehr schwer. Das war alles an einem Donnerstag und am nächsten Montag habe ich schon den Anruf bekommen, dass ich für das Gebiet Betriebsmanagement ausgewählt wurde!

In Gyõr
Als ich mein viertes Studienjahr/8. Semester abgeschlossen hatte, musste ich sofort nach Gyõr fahren. Der Beginn war am 4. Juli. Alle Praktikanten haben sich am Haupteingang der Firma getroffen, wo wir alle unseren Vertrag sowie Eintrittskarten bekommen haben. Wir haben mit der für die neuen Arbeitskollegen obligatorischen Bildungsarbeit angefangen. Wir haben uns Vorträge über die Firma, über Umweltschutz, Feuerschutz usw. angehört.
Die Mehrheit der Praktikanten war aus Gyõr, aus der Umgebung von Gyõr und aus Budapest. Ich war die einzige Studentin aus Szeged. Die Vorträge dauerten bis 13 Uhr. Danach kamen die Chefs von verschiedenen Abteilungen der Firma, um uns abzuholen.
Ich kam in die Abteilung Betriebsmanagement (Abteilung G10), wo man die V6 (Zylinder) FSI und MPI Motoren fertigt. Ich habe an einem selbständigen Projekt gearbeitet. Meine Hauptaufgabe war die Konzeption und Ausarbeitung eines Besucherweges für die Motorenmontage V6 Otto Kette. Ich musste ein Handbuch mit zusätzlichen Informationen in beiden Sprachen machen und habe auch für die Firmenbesucher Folien mit Power Point geplant und gefertigt. Daneben hatte ich noch die Aufgabe zu übersetzen, sowohl mündlich als auch schriftlich. Ich habe auch am Wochengespräch des Betriebsmanagements teilgenommen.
Während dieser zwei Monate hat es geklappt, mir die ganze Firma anzuschauen, doch ich bin mir sicher, dass ich mich in Gyõr besser auskenne als in der Firma. Sie ist riesig.
Es war anstrengend jeden Tag um 5.45 Uhr aufzustehen. Ich war schon um 7.15 Uhr am Arbeitsplatz und genau um 7.30 Uhr hat die Arbeit angefangen. Damit ich gute Arbeit leisten kann, musste ich die Arbeit des ganzen Betriebs, sowie alle Einzelheiten der Motorenfertigung kennen lernen. Die Arbeiter haben mir dabei sehr viel geholfen. Zwei Wochen lang habe ich nichts anderes gemacht, als nur die dort ablaufende Arbeit anzuschauen. Am Ende der zweiten Woche konnte ich an einer kompletten Motorenfertigung teilnehmen, wo ich auch mitgemacht habe. Wir begannen die Arbeit an dem Motor um 7 Uhr, und um 18 Uhr war er fertig. Es war ein sehr schönes Erlebnis, doch auch anstrengend.
Den größten Teil meines Praktikums habe ich in einem Büro des Betriebsmanagement vor dem Computer verbracht. Der Abteilungsleiter war ein Deutscher, der im gegenüber liegenden Büro saß. Daher konnte ich ständig unter Kontrolle arbeiten. Ich hatte auch Zeit, meine Deutschkenntnisse zu verbessern, da die Kommunikation großteils in deutscher Sprache war. Das Team war super, ich konnte mich sehr schnell anpassen und habe es genossen, dass ich zum echten Teammitglied geworden bin.
Mehr als zwei Monate habe ich bei Audi Hungaria Motor Kft. (GmbH) gearbeitet. Ich habe an meinem ersten echten Arbeitsplatz meines Lebens viel gelernt und total viele Erfahrungen gesammelt und nicht zuletzt war ich Mitglied eines coolen Teams. Mein Ziel, das ich mir gesteckt hatte, habe ich erreicht. Ich habe einen Einblick in eine der größten Firmen und Exporteure Ungarns gewonnen, habe mein Projekt erfolgreich beendet und konnte daneben meine Fähigkeiten testen. Als ich mein Praktikum beendete, bekam ich eine Auswertung von meiner Arbeit in beiden Sprachen. Ich habe Einblick in viele Sachen bekommen und so kann ich für mein späteres Leben besser entscheiden, was ich wirklich am liebsten machen möchte. Nach einem aufregenden Sommer kann ich allen empfehlen: Seid mutig und probiert ähnliche, neue Sachen aus!


Audi Hungaria Motor Kft
Informationen, Daten

• Firmengründung: Februar 1993
• Grundstücksfläche: 778.252 m2
• Zahl der Mitarbeiter: 5.074 und ca. noch einmal so viel, die für Audi als Afterunternehmer arbeiten
• Die Mitarbeiter sind in Verwaltung und Produktion in Teams organisiert
• Engagement und Qualifikation der Mitarbeiter wird gefördert, das Unternehmen unterstützt die persönliche und fachliche Weiterbildung durch ein breites Spektrum an Fortbildungsmaßnahmen
• Audi ist in Ungarn Marktführer in der Ober- und Mittelklasse
• August 1994: die ersten Serienmotoren laufen vom Band. Kapazität der ersten Ausbaustufe: bis zu 750 Vierzylinder-Fünfventil-Motoren am Tag
• August 1997: Serienanlauf der V6-Motorenfertigung
• Oktober 1997: Serienanlauf der V8-Motorenfertigung
• April 1998: Beginn der Fahrzeugmontage TT Coupé
• Juli 1999: Serienanlauf der Montage des TT Roadster
• Von 2001 bis 2003: Fahrzeugmontage von Audi A3 und S3 (heute nicht mehr in Gyõr, sondern in Ingolstadt) und A6 und A8 (jetzt in Neckarsulm)
• Geschäftsergebnisse 2003: Netto Umsatzerlöse: 3.722 Mrd. EUR; Investitionen: 329 Mio. EUR