Startseite | Impressum | Zeitung | Beiheft | Archiv nach Autoren | Archiv nach Rubriken








Zeitung << 2/2005 << Wenn die Arbeit ruft


Wenn die Arbeit ruft
Trilaterales Seminar seit 17 Jahren ohne Ende
Eine Exkursion nach Göttingen (2.-7. Oktober 2005)

Autorin: Szilvia Gál

Mit dem Titel „Studieren in Europa – in Dichtung und Wahrheit“ begann die nächste Station der gemeinsamen Arbeit des trilateralen Forschungsseminars in diesem Jahr in Göttingen, das auch diesmal zu einem intensiven Gedankenaustausch anregen wollte. Die Teilnehmer waren uns schon längst nicht unbekannt: wir konnten sie ja 2002 in Göttingen, 2003 bei uns in Szeged und 2004 in Torun begrüßen. (vgl. die bisherigen Artikel bzw. ein Tagebuch über das Seminar im GeMa 2/2002, 2/2003 und 2/2004)

Anfang Oktober hatten sich ungefähr 30 Studierende im Zentrum für komparatistische Studien und im Seminar für Deutsche Philologie an der Göttingener Georg-August-Universität versammelt, was auf den ersten Blick überhaupt nichts Besonderes wäre. Allerdings kamen diese Studierenden von drei verschiedenen Universitäten aus drei verschiedenen Ländern, um in deutscher Sprache über das Studentenleben in Europa zu diskutieren.
Die Initiative zur Gründung eines trilateralen Seminars geht auf eine fast 17jährige Vergangenheit zurück: eine Hochschulpartnerschaft besteht nämlich zwischen den Universitäten in Szeged und Göttingen schon seit 20 Jahren. Obwohl die Teilnehmer, die Studenten, ständig wechseln, bleiben die Leiter und die Arbeit fix: Dr. Attila Bombitz arbeitet schon jahrelang neben dem polnischen Dr. Tomasz Waszak (Torun) und den deutschen Dozenten Torsten Hoffmann und Tom Kindt an der Organisation des Seminars mit.
Die ausgewählten Werke verknüpfen sich mit einem zentralen Thema, das jedes Jahr von den Gastgebern gewählt wird. Diese Veranstaltung war in diesem Jahr ein wenig anders als die vorherigen, weil der Schwerpunkt nicht nur auf literarischen Texten lag, sondern auch dem studentischen Leben nahe stehende Themen behandelt wurden. Die folgenden Werke und Berührungspunkte waren als Themen angegeben: “Studium (in) der Literatur” (Géza Ottlik: Schule an der Grenze; Boleslaw Prus: Die Puppe; Uwe Timm: Heißer Sommer), oder “Das studentische Leben” (Multimediale Präsentationen der Stu­dentenbedingungen, der studentischen Me­dien) und “Vor Bologna” (die europaweite Einführung und Angleichung von Bakkalaureus- und Magisterstudiengängen bzw. Positionen der Binnen- und der Auslandsgermanistik). In den drei Sitzungen wurden diese Themen mit Hilfe von Multimedia-Präsentationen gründlich diskutiert, welche die Studierenden selbst erarbeitet hatten. So hatte auch unser Magazin die Möglichkeit, sich in dem Kreis der Studenten aus Göttingen und Torun vorzustellen, was auf der Seite der Polen und Deutschen ein großes Interesse erregte. Es wurde auch die Idee einer künftigen Zusammenarbeit zwischen den Studentenmagazinen dieser Institute aufgeworfen. Es lohnt sich dabei auch zu erwähnen, dass Adrienn Németh, die neben Germanistik, auch Medienwissenschaft studiert, für dieses Seminar nicht ohne Schwierigkeiten einen Dokumentarfilm mit Interviews über das Leben der Germanistikstudenten mit dem Titel „Lächeln ohne Zukunft“ drehte. Obwohl der Teufel der Technik immer dabei war, gelang ihr im letzten Augenblick ein Material in der Länge von 40 Minuten herzustellen, in dem das Leben der Studierenden unverfälscht und realistisch dargestellt wird. Die sieben Germanistikstudenten wurden interessanterweise in einer stillen Ecke des Zápor Cafés interviewt. „Wir wollten auf keinen Fall mehr zeigen, als was wir sind. Heutzutage sieht man keinen Dokumentarfilm, der frei von Fiktionalität wäre. In diesem Film ist eben die reine Ehrlichkeit schockierend. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, einen Teil von uns wahr vorzustellen. Diese Arbeit hätte aber ohne die opferbereite Hilfe des Operateurs nicht geklappt.“, meinte Adrienn.
Das Interesse an diesem fünftägigen Seminar war an allen drei Universitäten intensiv. Es lag bestimmt auch an der Möglichkeit, die anderen beiden Universitäten, sogar das Studium und das Institut durch die literarischen Texte und die Präsentation aus vergleichender Perspektive und anderen Gesichtspunkten besser kennen zu lernen.
Die Vorbereitungen zum internationalen Seminar wurden im Laufe des Septembers in Blöcken veranstaltet (wofür die Beteiligten sich bis Ende Juni des letzten Semesters melden mussten), bei denen jeder die Aufgabe hatte, sich auf eine Präsentation oder ein Referat vorzubereiten und dies auch durchzuführen. Aber die fünf Tage, die wir in der historischen Stadt Göttingen verbrachten, bedeuteten für uns ein unglaubliches Erlebnis, wobei wieder bestätigt wurde, dass die Deutschen und selbst die deutschen Studenten nicht eben alltägliche Gastgeber sind: Sie organisierten für uns eine Stadtführung, fast jeden Abend Partys und zum Schluss veranstalteten sie ein Abschiedsfest in ihrem Studentenheim. Es war eine echte „handgemachte“ Fete mit Suppe, belegten Brötchen und mit Bier und Wein, was wir besonders lieb fanden.
Wenn man Lust hat, an der weiteren Arbeit des Seminars und an aufregenden Erlebnissen teilzunehmen, dann wird empfohlen, nicht feige zu sein und mitzumachen, wenn die Arbeit kommt!