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Zeitung << 1/2005 << Zusammenarbeit und Wirkung von Schiller und Goethe


Zusammenarbeit und Wirkung von Schiller und Goethe
Schiller-Jahr in Weimar

Autorin: Katalin Lackó

2005 wird Friedrich Schillers 200. Todestag begangen. Sein Entschluss, Geschichte als ein Drama und als Kampf der Individuen zu verstehen, darf nicht vergessen werden. Es bleibt seine Botschaft für uns, und sie wird immer aktuell und hochgeschätzt sein. Aus diesem Anlass möchte ich an den großen Dichter und seinen Freund und Kollegen erinnern und sie noch einmal ins Leben rufen.

Im 19. Jahrhundert hatte die deutsche Klassik auf das Bürgertum eine große Wirkung. Zitate aus den Werken Goethes und Schillers wurden zu volkstümlichen Sprichwörtern. Deutschland galt als rückständig, provinziell und spießbürgerlich, im Menschen herrschte ein Zwiespalt zwischen Gefühl und Verstand, Pflicht und Neigung, Denken und Handeln. Die Leute erwarteten von dieser Epoche starke Veränderungen, und sie kämpften um eine Verfassung. Unter dem Einfluss von Robespierre und Napoleon entwickelten sich die Grundstrukturen des Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus. Die Weimarer Klassik wurde durch die Französische Revolution mit ihren Ansprüchen auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geprägt. In Weimar lebten in jener Zeit reiche Bürger, die Gebildeten nahmen an den kulturellen und politischen Ereignissen der ganzen Welt teil.
Sowohl die Klassik als auch die Aufklärung gingen von der Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Der damalige Mensch wollte seine Emotionen, Gefühle instinktiv zeigen. Die menschlichen Fähigkeiten und Kräfte wie Gefühl und Verstand, künstlerisches Empfinden und wissenschaftliches Denken, theoretisches Erfassen und praktische Umsetzung drängten in den Vordergrund. Die Menschen sollten durch Kunst und Literatur zur Humanität erzogen werden und dadurch reif für gesellschaftliche Veränderungen sein. Das Erziehungsideal war die „schöne Seele” des Menschen, in dessen Handeln Pflicht und Neigung in Übereinstimmung sind. Man war von der klassischen Antike durchdrungen, sie wurde bewundert und als Ideal bezeichnet.
Die Weimarer Klassik wird von Goethes Italienreise (1786) und Schillers Tod (1805) begrenzt.
Herzog Karl August regierte über das kleine Fürstentum Sachsen-Weimar-Eisenach. Der Fürst, der eigentlich ein absolutistischer war, strebte nach dem Wohl seiner Untertanen. Er interessierte sich für Kunst und Wissenschaft, so kam es zu einer Einladung. Er lud 1775 den 26-jährigen Goethe ein. Goethe war als Autor mit seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther” bekannt. Am Hof zu Weimar wurde er Vertrauter und Ratgeber des Herzogs und auch Minister. Er betrachtete sich selbst vor allem als Naturforscher. Goethe unternahm mehrere Italienreisen, auf denen er die Antike aus erster Hand kennen lernen konnte. Den Beginn der deutschen Klassik setzt man damit an (1786).
Die zweite wichtige Person, Schiller, kam auf Goethes Einladung nach Jena.
Schiller war häufig krank, politisch verfolgt und hatte ständig Geldsorgen und so nahm er diese Einladung sofort mit Freude an. Er wurde 1788 Professor für Geschichte. So hatte er ein sicheres Einkommen, was sich aber als falsch herausstellte. Er heiratete seine Geliebte, Charlotte von Lengelfeld. Jena liegt nicht weit von Weimar, wo der Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach Goethe und zahlreiche andere Dichter, Künstler und Gelehrte um sich scharte. In diesen Jahren widmete er sich der Geschichte und der Philosophie – insbesondere der Philosophie Kants. Er schrieb Dramen und nur wenige Gedichte. Mit Hilfe Kants wurde ihm klar, dass der Mensch ein moralisches, ethisches Wesen ist, das die Aufgabe hat, seine schlechten Regungen in sich zu bekämpfen und sich immer zu vervollkommnen.
Schiller und Goethe kamen sich eigentlich 1794 bei einem Vortrag in Jena näher. Eines der wertvollsten Zeugnisse der Weimarer Klassik ist der darauf folgende Briefwechsel der beiden.
Schiller und Goethe beeinflussten einander. So schaffte es Schiller immer wieder, Goethe zum Dichten zu disziplinieren, und Goethe schaffte es Schiller aus seinem persönlichen Sturm und Drang in die Klassik zu geleiten. Unterschiedlich blieben sie aber dennoch: Goethe suchte in der Natur ein Modell für den universalen Zusammenhang aller Erscheinungen, für Schiller aber wurde die Geschichte zum wichtigsten Bezugspunkt. Goethe hatte nie größere Not gelitten im Gegensatz zu Schiller, der viele Schwierigkeiten durchleben musste. Goethes dichterische und wissenschaftliche Arbeit bestand aus dem, was er empfinden und sehen konnte. Schiller dagegen beschäftigte sich mit theoretischen Begriffen wie Schönheit oder Menschenliebe. Seine Sprache ist künstlich und pathetisch, Goethes Stil ist einfacher. Aber diese Gegensätze bedeuteten keinerlei Nachteile, ganz im Gegenteil.
Als Schiller 1799 nach Weimar zog, kaufte er dort ein Haus für sich und seine Familie. Hier entstanden die Dramen „Wallenstein”, „Die Jungfrau von Orleans” und „Maria Stuart”.
Schiller wollte mit seinen Werken zu der Vervollkommnung der Menschheit beitragen, er jagte einem Ideal nach, dem Höchsten und Größten.
In seinen zwischen 1795 und 1805 entstandenen Dramen setzte Schiller das Programm der ästhetischen Erziehung des Menschen um, den Ausgleich von Verstand und Gefühl.
Schiller war ein politischer Dichter der deutschen Sprache, der die Vernunfts-, Humanitäts-, und Freiheitsideale in der Literatur betonte.
Er war ein mutiger Kämpfer, der viel von sich verlangte. Mit ihm verlor Deutschland seinen, neben Goethe, größten Dichter. Seine Überreste sind heute in der Fürstengruft zu finden, wo auch Goethe an Schillers Seite bestattet wurde.