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Zeitung << 2/2004 << Im Juli
Im Juli
Autorin: Gabriella Szabó
Regie: Fatih Akin, Drehbuch: Fatih Akin, Hauptdarsteller: Moritz Bleibtreu, Christiane Paul, Mehmet Kurtulus, Idil Üner, Branka Katic. Deutschland 2000, 110 Minuten
Es ist ein Film über die Liebe und Freiheit aus dem Jahre 2000 von Fatih Akin, der vier Jahre später bei den 54. Internationalen Filmfestspielen in Berlin für seinen Film „Gegen die Wand“ den goldenen Bären bekommen hat (GeMa 1/2004). „Im Juli“ ist ein Sommerfilm über zwei Deutsche, die in den Sommerferien in die Türkei, nach Istanbul fahren. Das Roadmovie erzählt von ihren Abenteuern.
Juli (Christiane Paul) („Das Leben ist eine Baustelle“, GeMa 1/2002) arbeitet als Schmuckverkäuferin an einem Marktstand in Hamburg. Sie hat sich ausgerechnet in Daniel (Moritz Bleibtreu) („Lola rennt“, GeMa 2/2001), den schüchternen Physikreferendar, verliebt, der täglich an ihrem Stand vorbeistolpert. Endlich bringt sie genug Mut auf, Daniel anzusprechen. Sie prophezeit ihm, dass ein Sonnensymbol Daniel bald zu seiner Traumfrau führen werde und sie drückt ihm eine Einladungskarte zu einer Party in die Hand. Abends zieht Juli ihr Kleid mit der großen Sonne an und geht zur Party. Fünf Minuten zu spät. Daniel hat schon eine Sonne gefunden, bei Melek (Idil Üner). Melek muss am nächsten Morgen nach Istanbul fliegen. Bis dahin streifen sie und Daniel durch Hamburg. Die Türkin sucht und findet einen Nachtlager bei Daniel. Kaum ist Melek abgeflogen, kennt Daniel nur noch ein Ziel: Melek wiederzusehen. Seine einzige Chance ist, an der Bosporusbrücke in Istanbul zu sein. Also auf nach Istanbul. Juli ist mittlerweile fertig mit der Welt. Per Anhalter will sie weg aus Hamburg. Egal wohin. Der erste Fahrer, der hält, ist Daniel. Was für ein Zufall! Doch das Auto gibt schon in Bayern seinen Geist auf. Per Anhalter, Schiff und Autodiebstahl versuchen die beiden sich jetzt nach Istanbul durchzuschlagen, werden getrennt und wiedervereint. Daniel sieht in Juli den guten Kumpel, während sie immer noch hofft, ihn rumzukriegen. Irgendwann strandet er schließlich – seines Geldes, seiner Papiere und seiner Existenz beraubt, mutterseelenallein – auf einem sonnenverbrannten Feld in Bulgarien. Das Ende der Geschichte möchte ich nicht verraten, aber ich bin mir sicher, dass der Film recht unterhaltend ist.
Es gab zwar schon bessere Roadmovies, dennoch ist „Im Juli“ ein guter Film, der mit seiner netten Story mir sehr gut gefallen hat. Die Musik ist toll, und die Schauspieler – besonders Moritz Bleibtreu als unglücklicher Lehrer – zeigen im Film eine beeindruckende Leistung. Die Photos als Filmschnitte in Rumänien finde ich eine gute Idee. Diese Lösung einer Szene hat mir besonders gefallen. Meiner Meinung nach ist der Film humorvoll. Auch Fatih Akin erscheint in einem Kurzauftritt als korrupter Zöllner an der ungarisch-rumänischen Grenze. Leider weist „Im Juli“ auch einige Schwächen auf. Es gibt zu viele Zufälle und die unglaubliche Geschichte über den geliebten türkischen Onkel, der jetzt tot im Kofferraum liegt, würde niemand glauben. Daneben illustriert Akin die ungarisch-rumänische Grenze mit einer Bude, deren eine Seite noch Ungarn, die andere Seite schon Rumänien ist und wo man die Grenze auch ohne Reisepass überqueren kann. Besonders interessant ist, dass zwei der Schauspieler und Akin während der Drehzeit Geburtstag hatten. So ist Juli, der Name der Hauptdarstellerin, der Monat, in dem sich die Geschichte abspielt, und auch Akin wurde im Juli geboren. Der junge Regisseur, Sohn türkischer Eltern, liebt die Türkei sehr: „Das ist Heimat. Istanbul ist vielleicht neben Hamburg und Berlin eine der Städte auf der Welt, in der ich leben möchte. Die Stadt!“. „Im Juli“ handelt nicht von so einem ernsten Thema wie der Film „Gegen die Wand“, aber dieser Film ist umso erfrischender und spannender. Man muss ihn gesehen haben!
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